Millionenstrafe für Zementkonzern wegen Schutzgeld an IS

Eine Tochtergesellschaft des Schweizer Zementkonzerns Holcim hat sich in den USA schuldig bekannt, 2013 und 2014 Schutzgeld in Millionenhöhe an den IS in Rojava gezahlt zu haben. Dafür zahlt das Unternehmen nun eine Strafe von 778 Millionen US-Dollar.

Der französische Zementhersteller Lafarge hat eingeräumt, in den Jahren 2013 und 2014 Schutzgeld in Millionenhöhe an die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) in Rojava (Nordsyrien) gezahlt zu haben. Vor einem Gericht in New York bekannte sich die Tochtergesellschaft des Schweizer Zementkonzerns Holcim am Dienstag der „Verschwörung zur materiellen Unterstützung ausgewiesener ausländischer terroristischer Organisationen“ schuldig und stimmte einer Strafzahlung von 91 Millionen US-Dollar (etwa 90 Millionen Euro) zu. Hinzu kommt ein Bußgeld von 687 Millionen Dollar (rund 677 Millionen Euro).

Das Bußgeld entspricht dem Wert einer Fabrik in der südöstlich des Kantons Kobanê gelegenen Ortschaft Çelebiyê (al-Dschalabiyya), deren Weiterbetrieb Lafarge nach eigenen Angaben durch Zahlungen an den IS sicherstellen wollte. Nach Angaben des US-Justizministeriums zahlte Lafarge dem IS sowie der früheren Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Qaida, vom August 2013 bis zum Oktober 2014 insgesamt rund sechs Millionen Dollar.

Die Lafarge Cement Syria (LCS) wurde 2010 eröffnet. Bis zum Ende der Geschäftstätigkeit habe der Konzern laut US-Justiz in Nordsyrien rund 70 Millionen Dollar Umsatz erwirtschaftet und sich Hoffnungen auf eine dominierende Marktposition nach dem Ende des Bürgerkrieges gemacht. Den Angaben zufolge handelte es sich um den ersten Fall dieser Art.

Ermittlungen auch in Frankreich

Auch in Frankreich laufen Ermittlungen gegen Lafarge. Dabei geht es um den Vorwurf der Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das Verfahren basiert auf einer Strafanzeige, die elf ehemalige Angestellte des nordsyrischen Zementwerks gemeinsam mit den NGOs ECCHR und Sherpa im November 2016 in Paris gegen Lafarge und das Tochterunternehmen LCS einreichten. Lafarge erklärte dazu nun, das Unternehmen kooperiere umfänglich mit den französischen Behörden, werde sich aber gegen als „ungerechtfertigt“ angesehene juristische Schritte zur Wehr setzen.

Holcim selbst bei Vorgängen in Rojava nicht involviert

Lafarge hatte sich im Jahr 2015 mit dem schweizerischen Konkurrenten Holcim zusammengeschlossen. Der neue Konzern hieß zunächst LafargeHolcim, bevor das Lafarge aus dem Namen gestrichen wurde. Lafarge besteht aber als eigene Marke weiter. Holcim teilte mit, der Konzern begrüße die Einigung zwischen Lafarge und dem US-Justizministerium. Holcim selbst sei bei den Vorgängen in Nordsyrien nicht involviert gewesen.