Die Lehrer:innengewerkschaft von Nord und Ostsyrien (Yekîtiya Mamosteyên Bakur û Rojhilatê Sûriyeyê) stellt sich in einer Erklärung vor. Die Gewerkschaft ist in ganz Nord- und Ostsyrien auf kommunaler und regionaler Ebene organisiert. Ihrem Selbstverständnis zufolge setzt sie sich für soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit der Lehrer:innen ein. Darüber hinaus sieht sich die Gewerkschaft aber auch als ein Mechanismus zur Weiterentwicklung der Bildung in Nord- und Ostsyrien und der Bildung der Lehrkräfte.
Die Gewerkschaft unterstreicht, dass das Bildungswesen der Region auf „den Aufbau einer moralischen und demokratischen Gesellschaft ausgerichtet“ sei. Die Grundlagen dieser Gesellschaftsentwicklung lägen auf der Freiheit der Frau und der Abkehr vom Chauvinismus.
„Lehrerer:innen an der Bildungsfront im Kampf gegen Dschihadismus“
Die Gewerkschaft weiter: „Ethnischer und religiöser Extremismus führten zum Fanatismus, der sich in Radikalisierung und Terrorismus verwandelte. So leidet unsere Region noch immer unter einer Ära der Dunkelheit und des Extremismus' des IS-Terrors. Ständige Drohungen treffen die Beschäftigten im Bildungswesen, die daran arbeiten, die Ausbreitung dieses finsteren Gedankenguts zu verhindern.“
„Türkische Angriffe verhindern Erfüllung des Bildungsauftrags“
Für Bildungsarbeit sei allerdings ein sicheres Umfeld nötig, das aber von den anhaltenden türkischen Drohungen und Angriffen „schwer zu erreichen sei“. Diese Situation berge die Gefahr, dass der Terror wieder erstarkt und sich ideologisch verbreitet.
„Bildungsinfrastruktur wird zerstört“
Die Gewerkschaft warnt außerdem, dass große Teile der Bildungsstruktur zerstört oder bedroht seien. Dazu trügen vor allem die permanenten türkischen Angriffe bei. In den angegriffenen Gebieten gäbe es mittlerweile deshalb einen Mangel an Schulgebäuden. Aufgrund des Beschusses von Bildungseinrichtungen fürchteten sich Eltern davor, ihre Kinder in die Schule zu schicken.
„Fehlende internationale Anerkennung bedroht Bildungswesen“
Eine weitere Bedrohung für die Zukunft des Bildungswesens in Nord- und Ostsyrien ist die fehlende ausdrückliche internationale Anerkennung der Region: „Die aktuellen Umstände bieten keine Möglichkeit zu diplomatischen Aktivitäten und zum Aufbau von Auslandsbeziehungen mit dem Ziel, die Welt über das Erziehungs- und Bildungssystem in Nord- und Ostsyrien und über die Erfahrungen der demokratischen Selbstverwaltung zu informieren.“ Weitere Faktoren seien das Embargo gegen die Region, das zu einem Mangel an pädagogischem Material führe.
„Kinder brauchen gerade im Krieg besondere Fürsorge“
Die Gewerkschaft weist auf den besonderen Bedarf der Kinder hin: „Insbesondere in der aktuellen Situation brauchen Kinder besondere Fürsorge aufgrund der durch den Krieg verursachten Ängste und Depressionen.“ Die Gewerkschaft fordert „die internationale Gemeinschaft, humanitäre Organisationen sowie Organisationen und Institutionen, die sich mit Bildungsangelegenheiten befassen, auf, das Bildungswesen in der Region Nord- und Ostsyrien zu unterstützen und es internationalen Foren bekannt zu machen“.
„Freies und pluralistisches Bildungswesen“
Die Gewerkschaft beschreibt das Bildungswesen als ein freies und demokratisches System, das darauf abzielt, das Prinzip des freien Denkens zu festigen und die Vielfalt der Sprachen zu respektieren. In diesem Sinne haben die Lehrer:innen in Nord- und Ostsyrien viele Erfahrungen gesammelt, über die sie sich mit Kolleg:innen und Institutionen auf der ganzen Welt austauschen möchten. Dazu sei aber „zuerst die Beendigung des Krieges gegen uns, das Ende des IS-Terrors und der Überreste seiner extremistischen Ideologie, sowie das Ende der türkischen Besatzung unserer Städte und der ständigen Drohungen, eine neue Invasion gegen die Region Nord- und Ostsyrien zu beginnen“, notwendig.