Kobanê: Mit dem Geist des 1. November gegen Besatzung und Barbarei

Unter dem Eindruck der Kriegsdrohungen aus Ankara ist in Kobanê der 1. November begangen worden, um an die Befreiung der westkurdischen Stadt im Norden von Syrien zu erinnern. Der internationale Solidaritätstag wurde 2014 inmitten der Schlacht ausgerufen.

Unter dem Eindruck der Kriegsdrohungen aus Ankara ist in Kobanê der 1. November begangen worden, um an die Befreiung der westkurdischen Stadt im Norden von Syrien zu erinnern. Am 26. Januar 2015 befreiten die Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) und ihre Verbündeten die Stadt von der Belagerung des sogenannten Islamischen Staats (IS). Erstmals wurde der Welt-Kobanê-Tag im Jahr 2014 begangen, inmitten der Verteidigung. Der Angriff auf die einstige Kulturmetropole mit ihrem alternativen Gesellschaftsmodell hatte am 13. September 2014 begonnen. Damit traten zwei Pole hervor: Auf der einen Seite das vom IS repräsentierte reaktionäre, und auf der anderen Seite das von den Kurdinnen und Kurden vertretene radikaldemokratische, ökologische und auf Frauenbefreiung beruhende Paradigma. Weltweit realisierten die Menschen, dass in Kobanê nicht nur für eine Stadt, sondern für die gesamte Welt gekämpt wurde. Die demokratische Öffentlichkeit und alle fortschrittlichen Kräfte solidarisierten sich überall mit den Kämpferinnen und Kämpfern der YPG/YPJ und riefen den 1. November als internationalen Solidaritätstag aus. Denn mit dem IS-Überfall auf Kobanê ereignete sich eine Auseinandersetzung zwischen zwei Welten, welche letztere gewann.

„Viertel um Viertel, Gasse um Gasse, Haus um Haus: Rund um den Globus wurde Kobanê vor sieben Jahren zum Symbol für das Ringen zwischen Gut und Böse”, sagte Rehab al-Nafi, die Ko-Vorsitzende des Legislativrats von Raqqa, in einer Ansprache am Platz der freien Frau. Die Politikerin wurde begleitet von einer Delegation, die zur Feier aus der einstigen „Kalifatshauptstadt“ der Dschihadisten angereist war.

Rehab al-Nafi

Es war ein emotionaler Moment, als al-Nafi sagte, dass Kobanê der „Anfang vom Ende des IS“ war und mit der Befreiung der Stadt sich das Blatt zu Gunsten aller Völker Syriens gewendet habe. „Kobanê repräsentiert den gemeinsamen Willen der Menschen in diesem Land, ein freies und demokratischen Leben aufzubauen. Wir sind heute hier, um diesen Willen zu bekräftigen und hervorzuheben, dass wir Rojava verteidigen und den Widerstand gegen Besatzung und Barbarei fortsetzen werden. Denn nur dank des erfolgreichen Kampfes um Kobanê gelang es uns, Girê Spî, Minbic, Raqqa, Tabqa und Deir ez-Zor ebenfalls zu befreien“, so al-Nafi.

Eine kleine Stadt, aber Hochburg des Widerstands

Vom Platz der freien Frau zog die Menge in einem gemeinsamen Marsch zum Şehîd-Egîd-Platz. Dort musste die Demonstration früher als geplant in eine Abschlusskundgebung münden, weil mehr Menschen gekommen waren als geplant und Abstandsregeln somit nicht mehr eingehalten werden konnten. Mistefa Êto, der Ko-Vorsitzende des Kantonsrates von Kobanê, bezeichnete die Region und ihre Menschen als „erhaben“, den Kampf gegen den IS als eine Revolution. „Diese kleine Stadt hat der ganzen Welt bewiesen, dass sie eine Hochburg des Widerstands ist.“

Mistefa Êto

Scheich Muhammad Nour al-Dhib, der Ko-Vorsitzende des Zivilrats von Raqqa, war ebenfalls angereist, um den Welt-Kobanê-Tag zu feiern. „Das Eintreten für die Freiheit unserer Völker hat hier begonnen und zieht sich wie ein roter Faden durch unsere noch junge Geschichte: Raqqa, Tabqa, Baghouz – Sieg um Sieg haben wir eingefahren und unser gemeinsames Leben aufgebaut. Als Völker Syriens stehen wir als Einheit den Feinden der Menschheit gegenüber“, sagte al-Dhib. Das Mikrofon wurde an den Sänger Muradê gereicht, der mit arabischen und kurdischen Liedern für gute Stimmung und ausgelassene Tänze sorgte.

Scheich Muhammad Nour al-Dhib