Kind erschießt gewalttätigen Dorfschützer

Um seine Mutter zu schützen, hat ein 13-jähriges Kind in Amed seinen Vater erschossen. Der Tote war Dorfschützerchef und übte systematisch Gewalt gegen seine Ehefrau aus. Die Frau ist in ärztlicher Behandlung, das Kind wurde festgenommen.

In der nordkurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakir) hat ein 13-jähriges Kind seinen Vater erschossen, als dieser seine Mutter zu töten versuchte. Der Vorfall ereignete sich am Donnerstagabend in der Siedlung Heydana Jorin im Kreis Gêl (Eğil). Bei dem Toten handelt es sich um Selahattin Umay, Ortsvorsteher und Chef eines paramilitärischen Dorfschützerverbands, der systematisch Gewalt gegen seine Ehefrau ausübte und sie zuletzt mit einer Stichwaffe angriff. Das Kind M.U. war dabei anwesend und verteidigte seine Mutter mit der Schusswaffe seines Onkels, der ebenfalls Dorfschützer ist.

Die angegriffene Frau ist in ärztlicher Behandlung. Selahattin Umay wurde verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, wo er heute verstarb. Das 13-jährige Kind wurde festgenommen.

Was sind Dorfschützer?

Dorfschützer sind paramilitärische Einheiten, die in Kurdistan gegen die Guerilla und unliebsame Oppositionelle eingesetzt werden, die heutige Bezeichnung lautet „Sicherheitswachen". Sie bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus Stammesführern, Großgrundbesitzern, Familien und Einzelpersonen, die oft seit Jahrzehnten mit dem Staat zusammenarbeiten und versuchen, in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Ein Teil der Dorfschützer tritt diesem System freiwillig bei, andere werden mit Mord, Verhaftung und Vertreibung bedroht und müssen unter Druck Dorfschützer werden. Als historisches Vorbild der Dorfschützer gelten die Hamidiye-Regimenter im Osmanischen Reich. Das heutige Dorfschützersystem ist 1985 entstanden, ein Jahr nach dem Auftakt des bewaffneten Kampfes der Arbeiterpartei Kurdistans. Damals begann die türkische Regierung unter Turgut Özal damit, kurdische Stämme und Clans im Krieg gegen die PKK anzuwerben und zu bewaffnen.

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