KCK: Widerstand, bis die Invasion zurückgeschlagen ist!

„Der Widerstand in Rojava wird weitergehen. Denn keine Waffe und keine Technik kann stärker sein, als der Wunsch eines Volkes nach Freiheit und Demokratie, seiner Sehnsucht danach und seinem Kampf dafür“, erklärt die KCK zum Krieg gegen Nordostsyrien.

Der Ko-Vorsitz des Exekutivrats der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat eine Erklärung zum Angriffskrieg der Türkei gegen Nord- und Ostsyrien abgegeben. Einleitend begrüßt die KCK darin zunächst die weltweiten Solidaritätsaktionen einer „gewissenhaften und moralischen Menschheit“ und erklärt: „Wir haben keine Zweifel daran, dass unsere Völker und die Widerstandleistenden fest zusammenhalten werden, bis die Invasoren zurückgeschlagen sind.“

Die vollständige Erklärung lautet:

„Die aktuelle US-Regierung hat sich mit der faschistischen AKP/MHP-Regierung verständigt und am 9. Oktober ein Komplott gegen die Revolution von Rojava und die selbstverwalteten Gebiete Nord- und Ostsyriens begonnen. Ohne Zweifel beteiligten sich auch andere Kräfte an diesem Komplott. Die Kräfte der kapitalistischen Moderne wollen die Kurden ein weiteres Mal eiskalt ihren Interessen opfern. Der türkische Staat zielt darauf ab, einen Genozid am kurdischen Volk zu begehen. Dieses Regime will seine Ziele mit einer im 21. Jahrhundert noch nicht gesehenen gewissenlosen Politik durch faschistische, völkermörderische Unterdrückung erreichen. Mit den modernsten Mordwerkzeugen findet ein Massaker an Frauen, Kinder und Alten und eine Zerstörung von allem statt. Die Kurden werden, so wie früher die Menschen in den römischen Theatern von Löwen zerfetzt wurden, vor den Augen der Welt massakriert. Die Komplizenschaft mit diesem Angriff auf Nord- und Ostsyrien zeigt das wahre Gesicht der kapitalistischen Moderne.

Gegen dieses unmenschliche Komplott und diese Realität der Moderne hat sich aber auch das menschliche Gewissen erhoben. Der Kampf, den das kurdische Volk gegen den Genozid führt, hat Gut und Böse klar ans Licht gebracht und zu einem Aufstand des menschlichen Gewissens geführt. Heute, wo versucht wird, Gesellschaftlichkeit und menschliche Werte zu vernichten, wurde deutlich, dass sich eine Tausende Jahre alte Menschheits- und Gesellschaftskultur nicht umbringen lässt und auch nicht sterben wird. Am 12. Oktober versammelten sich Unzählige auf der ganzen Welt und zeigten diese menschliche Wahrheit deutlich. Wir grüßen diese Menschheit, die ein Gewissen und Moral besitzt, im Namen des gesamten kurdischen Volkes.

Ohne Zweifel hat sich auch das kurdische Volk gegen dieses völkermörderische Komplott überall auf der Welt erhoben. Die Kurden haben gezeigt, dass sie gegen solche Abkommen und Komplotte Widerstand leisten werden. In allen Teilen Kurdistans hat unser Volk gesehen, dass sich der Angriff der faschistischen AKP/MHP-Regierung gegen sie alle richtet und im Geiste der nationalen Einheit die richtige Antwort auf das Komplott gegeben. Wenn diese völkermörderische Politik nicht bekämpft würde, dann würden sich die heute in Rojava stattfindenden Angriffe auf ganz Kurdistan ausweiten. Die Kurden sollen als ältestes Volk, das die Keimzelle der Menschheit in dieser Region darstellt, in der die ersten menschlichen Gesellschaften entstanden sind, vernichtet werden. Sie haben diese Gefahr gesehen und sich im Geiste nationaler Einheit erhoben. Wir gratulieren dem gesamten kurdischen Volk für seine gemeinsame Haltung.

Eine historisch noch nie dagewesene Solidarität

Die Freunde des kurdischen Volkes und die demokratische Gemeinschaft sehen, dass die Kurden mit ihrem vom Freiheitswillen und ihrem demokratischen Bewusstsein geprägten Widerstand bedeutende Beiträge im Kampf für weltweite Freiheit und Demokratie geleistet haben. Sie haben gezeigt, dass sie überall mit dem kurdischen Volk Schulter an Schulter kämpfen und mit ihm solidarisch sind. Sie haben eine historisch noch nicht dagewesene Solidarität und einen gemeinsamen Kampf gezeigt. Wir grüßen alle Freunde, die gemeinsam, Seite an Seite mit den Kurden gegen das völkermörderische Komplott kämpfen, voller Respekt. Diese Haltung und dieser Kampf haben eine große Hoffnung auf eine freie und demokratische Zukunft der Menschheit geweckt.

Der Widerstand wird noch entschlossener weitergehen

Die Revolutionäre von Rojava und die Völker Nord- und Ostsyriens leisten selbstlosen Widerstand und bringen große Opfer. Mit der Unterstützung und moralischen Kraft der Völker der Welt wird dieser Widerstand noch entschlossener bis zum Ende fortgesetzt. Wie es Rêdûr Xelîl von den Demokratischen Kräften Syriens bereits betonte; den Beginn dieses Krieges haben der türkische Staat und seine Komplizen festgelegt. Das Ende aber wird der Widerstand der Völker Nord- und Ostsyriens gemeinsam mit dem der gesamten Menschheit entscheiden. Der Widerstand wird weitergehen, bis die Besatzer vollkommen aus Nord- und Ostsyrien, wo die Menschen ein freies und demokratisches Leben aufgebaut haben, verschwunden sind. Wir glauben, dass unsere Völker und unsere Widerstandskämpfer sich fest zusammenschließen und so lange Widerstand leisten, bis die Invasion zurückgeworfen wird. Sie werden nicht erlauben, dass die Türkei, ihre Komplizen und Milizen Syrien zu einem finsteren Schicksal verdammen. Statt dass sich Syrien den schmutzigen Zielen der am Komplott beteiligten Kräfte entsprechend formt, werden die Völker Nord- und Ostsyriens durch ihren Widerstand ihre historische Rolle spielen, um eine Grundlage für den Aufbau eines demokratischen und freien Lebens zu legen.

Der türkische Staat wird verlieren

Keine Waffe und keine Technik kann stärker sein, als der Wunsch eines Volkes nach Freiheit und Demokratie, seine Sehnsucht danach und seinem Kampf dafür. Besonders heute, wenn die Invasoren ein Komplott vollziehen, das bereits jetzt vor dem Gewissen der Menschheit verurteilt ist, können sie jede Waffe benutzen, die sie wollen, aber sie werden kein Ergebnis erzielen. Wenn wir an die Menschheit, das Gewissen der Menschheit, Legitimität und Gerechtigkeit als Grundwerte glauben, dann werden unsere Völker und die Menschheit, die sich mit uns solidarisiert, mit Sicherheit siegen. Daran zu zweifeln bedeutet an den Werten der Menschheit und an ihrer Geschichte zu zweifeln. So wie jedes Rom gegenüber den Werten der Menschheit und ihrem Kampf unterlegen ist, werden die Kurden den Romî*, wie sie es zu sagen pflegen, besiegen.

Die faschistische AKP/MHP-Regierung ist nicht stark

Die Völker Nord- und Ostsyriens - Araber, Armenier, Kurden und Suryoye - leisten Widerstand von historischem Ausmaß. Mögen die Angriffe noch so heftig und die Verluste noch so schlimm sein und die Verschwörungen noch so niederträchtig, der Widerstand wird jeden Tag stärker. So heftig sie auch angreifen, so stark sie sich auch fühlen, so schwach werden sie auch sein. Sie werden begreifen, wie schwach diejenigen, die ihre Kraft auf Waffen und Technik aufbauen, dem Menschheitsgewissen und dem legitimen Widerstand gegenüber sind. Sie werden begreifen, dass sie besiegt werden.

Völker Syriens; die faschistische AKP/MHP-Regierung, die Euch angreift, ist nicht stark. Sie durchlebt in Wirklichkeit ihre schwächste Phase. Sie hat nicht angegriffen, weil sie stark ist. Im Gegenteil: Die AKP/MHP-Regierung versucht mit diesem Angriff, ihr Dasein zu erhalten. Noch nie war sie so am Ende. In diesem Sinne müssen das kurdische Volk, die demokratischen Kräfte des Mittleren Ostens und alle Freunde weltweit ihren Widerstand gegen die Invasion entschlossen fortsetzen, diesen Angriff zerschlagen und das völkermörderische, kolonialistische Bewusstsein begraben. Diese Invasion zu zerschlagen bedeutet eine demokratische Türkei, ein freies Kurdistan, ein demokratisches Syrien und einen demokratischen Mittleren Osten zu verwirklichen. Auf dieser Grundlage grüßen wir alle diejenigen, die den Kampf unterstützen und wünschen Erfolg!“


*Romî = Römer: Im Kontext von Invasion / Besatzung wird das Wort „Romî“ auch für „Türke“ verwendet. Historisch waren Byzantinische bzw. Römische Besatzer gemeint, ‚die vom Westen her kommend nur Unheil mit sich brachten‘. Insbesondere der Widerstand in Mesopotamien verhinderte eine weitere Ostexpansion des römischen Imperialismus. Ein kurdisches Sprichwort besagt: „Bextê Romê tune ye“ (Wortwörtlich: „Der Römer hat kein Glück“, sinngemäß: „Der Römer bringt nur Unheil“).