Seit zwei Monaten hält sich eine Delegation der Kampagne „Gemeinsam kämpfen“ in Rojava auf. Gemeinsam mit Internationalist*innen aus der Schweiz, England, Tschechien, Frankreich, Katalonien und der Bundesrepublik besuchten wir in der nordsyrischen Stadt Dêrik die Hungerstreikenden im Camp Newroz. Seit drei Tagen sind dort 30 Ezid*innen aus Şengal im Hungerstreik, um Leyla Güven in ihrer Forderung nach der Beendigung der Isolation Abdullah Öcalans zu unterstützen.
Wir werden mit den Worten begrüßt: „Wir werden weiterkämpfen, bis die Isolation gebrochen ist, es gibt uns große Moral, dass ihr uns besucht.“
In dem Camp, das 2014 nach dem Angriff des sogenannten Islamischen Staates auf das ezidische Siedlungsgebiet Şengal aufgebaut wurde, leben immer noch etwa 100 Familien, die nicht nach Şengal zurückkehren können, weil ihrer Dörfer zerstört und vermint sind.
„Die Versorgung hier wird immer schlechter“, erklärt Heval Medya von der Leitung des Camps. „Die Lebensmittel, die uns von den Vereinten Nationen geliefert werden, sind oft von sehr schlechter Qualität. Die UN versorgen die Menschen, die seit vier Jahren in Zelten leben, zumindest mit Kerosin zum Heizen. Für das meiste andere, was die Menschen brauchen, muss die Kantonsverwaltung, die ohnehin wenig Mittel hat, aufkommen“.
Immer wieder wurde uns in den letzten Wochen vom August 2014 berichtet, als 250.000 Ezid*innen durch einen Korridor, den die YPG und YPJ freigekämpft hatten, nach Dêrik geflohen waren. Die Vertreter*innen der Selbstverwaltung gingen damals in alle Häuser und Geschäfte, um Lebensmittel, Kleidung, Wasser und sonstiges zu holen. Den Geschäften sagte man „Wir zahlen das später“. Teilweise waren auf dem Weg erschöpfte, alte oder behinderte Menschen zurückgelassen worden. Die Selbstverwaltung von Dêrik, hunderte Personen, die an die Kommunen angebunden waren, halfen wochenlang Tag und Nacht. „Es war der absolute Ausnahmezustand, wir haben nicht mehr geschlafen“, hat uns Dayîka Ciwan von der Frauenbewegung Kongreya Star berichtet.
Zehra Şemo, die sich an dem Hungerstreik beteiligt, erklärt: „Diesen Tag werden wir nie vergessen und auch nicht, wer uns damals geholfen hat. Noch immer sind Frauen in den Händen dieser Banden. Ein neunjähriges Mädchen haben sie sogar geschwängert, sie ist später gestorben, obwohl sie nach Europa gebracht wurde. Wenn Erdogan jetzt wiederkommen will, soll er kommen, wir haben keine Angst, nachdem was wir erlebt haben. Die Ezid*innen können sich jetzt verteidigen. Aber wir fordern eine Flugverbotszone, Luftangriffen haben wir nicht viel entgegenzusetzten.“
Abla Şemo erklärt uns: „Für uns gibt es nur noch eins, Freiheit oder Tod. Wir unterstützen die Forderung nach der Beendigung der Isolation von Abdullah Öcalan und setzen uns für Leyla Güven ein. Wir verstehen nicht, dass man uns nicht in Frieden leben lässt, nach all dem, was wir ertragen mussten.“