Idlib: Terrorfinanzierung durch Eigentum vertriebener Christen

Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker finanzieren sich Dschihadistenmilizen im nordwestsyrischen Idlib durch die Vermietung der Häuser von Vertriebenen christlichen Glaubens.

Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) finanzieren sich von der Türkei kontrollierte Dschihadistenmilizen im nordwestsyrischen Idlib maßgeblich durch das Eigentum geflohener oder vertriebener Christen. So seien Häuser der christlichen Minderheit in der Provinz von Islamisten übernommen worden und würden nun von diesen zu hohen Preisen an syrische Familien vermietet, teilte GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Montag in Göttingen mit. Das Geld fließt laut Sido an den Al-Qaida-Sprössling Haiat Tahrir Al-Scham (HTS).

Die Islamisten von HTS werden sowohl von der Türkei als auch von Katar unterstützt, finanziert und teilweise gesteuert. Die GfbV fordert die deutsche Bundesregierung daher auf, ihre Beziehungen zu beiden Staaten zu nutzen und auf einen Schutz der christlichen Minderheit und ihres Eigentums hinzuwirken. Vertriebenen oder geflüchteten christlichen Familien müsse zudem die Rückkehr in ihre Dörfer ermöglicht werden.

Die Provinz Idlib hatte 2011 zu Beginn des „Arabischen Frühlings“ eine Bevölkerung von rund 1,85 Millionen Menschen, die sich hauptsächlich aus Angehörigen der sunnitisch-arabischen Gemeinschaft sowie kleinerer Minderheiten zusammensetzte. Christen, Schiiten, Drusen und andere Minderheiten sind aus Idlib nahezu vollständig geflohen. Die Region war aufgrund ihrer strategisch wichtigen Lage Schauplatz schwerer Kämpfe. Die syrische Luftwaffe griff deshalb nicht nur Stellungen der Islamisten, sondern auch friedliche Ortschaften an – unter anderem mit Fassbomben.

„Während das NATO-Mitglied Türkei seine Landesgrenze für Waffen, Geld und islamistische Kämpfer aus der ganzen Welt öffnete, übernahm das Golfemirat Katar die Finanzierung und mediale Unterstützung der Islamisten“, kritisiert die GfbV. Immer wieder habe der katarische TV-Sender Al Jazeera die Eroberungsfeldzüge von HTS sowie der Terrororganisation „Islamischen Staates“ (IS) begleitet. „Nicht selten wurden Anführer der Islamisten ausgiebig und kritiklos interviewt. Katar unterstützt auch andere islamistische Gruppen wie die Taliban und die Hamas“, so die Göttinger Organisation.

Sido: Schweigen bedeutet Genozide in Kauf nehmen

„Wer zu Menschenrechtsverletzungen von heute schweigt, nimmt Genozide in der Zukunft in Kauf“, warnt Kamal Sido. Daher sei es gefährlich, „wenn der deutsche Ex-Außenminister Sigmar Gabriel die Regime in der Türkei und Katar in Schutz nimmt und zu Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen schweigt.“ In einem Tweet behauptete Gabriel kürzlich, dass Katar die Taliban und die Hamas „auf Wunsch“ der USA beherbergten. Zuvor riet er Deutschland, „mehr Türkei“ zu wagen.