HPG erinnern an Guerillakämpferin Arîn Marînos

Arîn Marînos ist 2022 im Widerstand gegen die türkische Besatzung in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen. „Als engagierte Kämpferin der YJA Star hinterließ sie mit Mut, Überzeugung und Entschlossenheit ein eindrucksvolles Vermächtnis“, so die HPG.

Nachruf auf YJA-Star-Kämpferin

Die Guerillakämpferin Arîn Marînos ist im August 2022 im Widerstand gegen die türkische Besatzung in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen. Das gaben die Volksverteidigungskräfte (HPG) am Mittwoch in einem Nachruf auf die Kämpferin der Verbände freier Frauen (YJA Star) bekannt. Darin würdigen die HPG die Gefallene als „mutige Kämpferin, konsequente Weggefährtin und überzeugte Vertreterin der Ideale der PKK und PAJK“. Zur Biografie von Arîn Marînos heißt es:

                                 

Codename: Arîn Marînos
Vor- und Nachname: Esma Tekin
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Bedriye – Hasan
Todestag und -ort: August 2022, Medya-Verteidigungsgebiete

Arîn Marînos wurde in der nordkurdischen Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) geboren. Sie wuchs in einer traditionsreichen, patriotischen Familie des Marînos-Stammes auf, in einer Umgebung, die sie tief mit ihrer kurdischen Identität verband. Schon früh kam sie mit den politischen Realitäten Kurdistans in Berührung – Erfahrungen von staatlicher Repression und Gewalt sowie kultureller Ausgrenzung prägten ihr Weltbild bereits in jungen Jahren.

In ihrer Jugend entwickelte Arîn Marînos ein wachsendes Interesse an gesellschaftspolitischen Themen. Die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen staatlicher Assimilationspolitik und patriarchaler Strukturen führte sie zur Suche nach Alternativen. Besonders das Wirken der Guerillakämpferinnen der YJA Star beeindruckte sie nachhaltig. Sie erkannte in ihnen nicht nur eine Vertretung des bewaffneten Widerstands, sondern auch den Ausdruck einer tiefgreifenden gesellschaftlichen und geschlechterspezifischen Befreiungsbewegung.


Im Jahr 2015 traf sie die Entscheidung, sich der Guerilla anzuschließen – ein Schritt, den sie laut den HPG bewusst als „historischen Bruch mit dem System“ verstand. In den Medya-Verteidigungsgebieten absolvierte sie ihre Grundausbildung und fand sich rasch in den Anforderungen des Lebens im Gebirge und des kollektiven Kampfes zurecht. Mit großem Lerneifer, ideologischer Tiefe und einer klaren Zielstrebigkeit entwickelte sie sich schnell zu einer erfahrenen Kämpferin.

Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Ausbildung lag in der Jineolojî – der kurdischen Frauenwissenschaft –, die ihr half, die Rolle der Frau in Gesellschaft, Krieg und Befreiung neu zu denken. In dieser Verbindung von politischem Bewusstsein und persönlicher Entwicklung fand sie ihre Stärke. Ihr Ziel war es, nicht nur mit der Waffe in der Hand kämpfen, sondern auch eine aktive Mitgestalterin einer gerechten Gesellschaft zu sein.

Ihre militärischen Fähigkeiten verfeinerte Arîn Marînos über die Jahre hinweg weiter und übernahm zunehmend verantwortungsvolle Aufgaben innerhalb ihrer Einheit. In der Zap-Region, einem der symbolträchtigsten und strategisch bedeutendsten Gebiete des Guerillawiderstands, war sie an vorderster Front im Einsatz. Besonders in den unterirdischen Kriegsstellungen spielte sie den HPG zufolge eine führende Rolle in der organisierten Verteidigung gegen die türkische Besatzung. Dort habe sie nicht nur militärische Präzision, sondern auch moralische Stärke und Standhaftigkeit gezeigt, die andere inspirierten.


Innerhalb der Strukturen der Guerilla galt Arîn Marîonos als zuverlässige, solidarische und tief verbundene Weggefährtin. „Ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter schätzten ihre Klarheit, ihre Disziplin und ihren festen Glauben an die Ideale der Befreiungsbewegung“, heißt es im Nachruf. In späteren Jahren war sie maßgeblich an der Ausbildung neuer Kämpferinnen beteiligt und trug so ihr Wissen und ihre Überzeugungen weiter.

Der Tod von Arîn Marînos wird von den HPG als schwerer Verlust empfunden – nicht nur wegen ihrer militärischen Kompetenz, sondern vor allem wegen ihres beispielhaften Engagements, ihrer persönlichen Reife und ihres tiefen Glaubens an eine gerechtere, freie Gesellschaft. Das HPG-Pressezentrum drückte der Familie sowie der gesamten kurdischen Bevölkerung sein Beileid aus. „Arîn Marînos war eine Kämpferin, die uns mit ihrem Mut, ihrer Entschlossenheit und ihrem unerschütterlichen Freiheitswillen ein bleibendes Erbe hinterlassen hat. Wir bekräftigen, ihr Andenken in der Fortsetzung des Widerstands lebendig zu halten“, so die HPG.