Frauen aus Dirbêsiyê: Wir werden unser Land nicht verlassen

Unsere Korrespondentin Axin Tolhildan hat mit Frauen im nordsyrischen Dirbêsiyê über die aktuelle Situation gesprochen. Sie erklären: „Wir werden unser Land nicht verlassen. Wenn Erdoğan einen Kurden umbringt, werden sich 1.000 weitere gegen ihn stellen.“

Die Angriffe auf die Kreisstadt Dirbêsiyê haben nach der Besetzung von Serêkaniyê (Ras al-Ain) durch die Invasionstruppen der Türkei zugenommen. Gegenüber ANF haben sich Frauen aus der Region zur aktuellen Situation geäußert.

Cihan Derviş lebt am Rand von Dirbêsiyê. Sie erklärt: „Bisher konnte uns kein einziger Angriff von hier vertreiben, das werden sie auch in Zukunft nicht schaffen. Wir sind ständig gegen Erdoğans Drohungen auf den Straßen gewesen. Er hat immer wieder mit einem Angriff gedroht und es schließlich auch getan. Es werden Zivilisten ermordet, weil sie ihr eigenes Land nicht verlassen. Heute werden Kinder, Frauen und Alte mit Chemiewaffen angegriffen. Was will denn Erdoğan von uns? Er sagt, er wolle ein für alle Mal Schluss machen mit den Kurden. Der türkische Staat bekämpft uns seit 40 Jahren, kann uns aber nicht besiegen. Wenn sie einen Kurden umbringen, nehmen tausende andere seinen Platz ein. Wir werden gegen die Unterdrückung kämpfen, auch wenn es hundert Jahre dauern sollte. Es werden verbotene Phosphorbomben auf die Bevölkerung geworfen, warum stellt sich dem niemand entgegen und warum fragt niemand, warum Kinder mit diesen Waffen verbrannt werden?

Wir vertrauen auf unsere eigene Kraft

Wenn Erdoğan sich traut, soll er die Bombardierungen einstellen, dann sieht die ganze Welt, wer hier stark ist. Und wenn von dieser Revolution nur die Mütter bleiben, wir werden bis zum Ende Widerstand leisten und unser Land nicht aufgeben. Wir wurden auf diesem Boden geboren, wir leben hier und wir werden hier sterben. Während unsere Kinder mit Brandbomben angegriffen werden, vertrauen wir weder Russland noch den USA. Unsere Kraft beziehen wir aus uns selbst. Wie man sieht, gibt es hier keine Militärstellungen. Wir sind Menschen, die hier ganz normal leben.

Barzani hat die Angriffe bis heute nicht verurteilt

Ich möchte mich auch an Mesud Barzani richten, der sagt, wir seien seine kurdischen Geschwister. Wir werden hier zum Ziel von Angriffen. Er hat die Angriffe bis heute nicht verurteilt. Er hat nicht einmal wegen den Phosphorbomben Zweifel geäußert. Solange wir Kurden nicht eins sind, werden wir nichts gewinnen. Es sollte nicht vergessen werden, dass wenn heute Rojava angegriffen wird, morgen Südkurdistan dran ist.

Wir brauchen keine Almosen

Die Familie Barzani sagt, sie hätte ihre Grenzen für unser Volk geöffnet. Das ist nicht das, was wir von Barzani erwarten. Er müsste vielmehr sagen, verlasst euer Land nicht. Als die Barzanis gesagt hatten, sie würden eine Revolution machen, sind hunderte junge Menschen zu ihnen gekommen und dort auch gefallen. Wenn er sagt, er würde uns helfen, dann heißt das nicht, dass er uns die Flucht ermöglicht. Sie sollen uns keine Almosen geben, wenn nötig essen wir die Erde von Rojava, aber wir werden unser Land nicht aufgeben. Erdoğan und seine Banden plündern und verwüsten unser Land. Erdoğan war schon immer ein Dieb und er macht genau das hier weiter.“

Alle sollen sich Verteidigungskräften anschließen

Necva Abbasi hat drei Kinder an der Front. Auch sie ist Teil des Widerstands. Sie sagt: „Wir verurteilen die Angriffe Erdoğans auf Dirbêsiyê und die anderen Städte. Wenn Erdoğan mit Artillerie und Gewehren angreift, werden wir Widerstand leisten und uns verteidigen. Wir haben viele Städte befreit, zum Beispiel Minbic. Und wir werden die Angreifer auch heute aus unserem Land werfen. Sie können und werden uns nicht besiegen. Jeder soll, um sein Land zu verteidigen, den HPC [Gesellschaftliche Verteidigungskräfte] beitreten und an der Selbstverteidigung der Region mitwirken.“