Flüchtlinge aus Efrîn: Şehba muss „sichere Zone“ werden

Viele aus der Bevölkerung Efrîns, die nach den Angriffen der Türkei nach Şehba fliehen mussten, möchten trotz der Drohungen des türkischen Staates ihre Heimat nicht verlassen. Stattdessen fordern sie, dass Şehba zur „sicheren Zone“ erklärt wird.

Viele der Menschen, die aufgrund der Angriffe des türkischen Staates und seiner Milizen Efrîn verlassen mussten, setzen ihren Widerstand trotz der schweren Bedingungen fort. Im Moment befinden sich im Kanton Şehba zwischen 150.000 und 200.000 Flüchtlinge aus Efrîn und viele von ihnen leben auf Baustellen, in Ruinen, Olivenhainen und Schulgebäuden. Eine der Schutzsuchenden aus Efrîn, die in Ûm El Xoş leben, ist Nazli Nebo. Sie lebt mit ihren Kindern in den Trümmern eines zerstörten Hauses.

Eine Familie mitten in Ruinen

Nazli Nebo berichtet, dass sie nach Beginn des Syrienkrieges noch vier Jahre in Aleppo geblieben sei und sich dann im Dorf Şêxorzê in Bilbilê ein neues Leben aufgebaut habe. Sie musste vor den türkischen Angriffen zunächst nach Efrîn und dann nach Ûm El Xoş fliehen. Nun lebt sie mit ihren Kindern und ihrer Familie in einer Ruine, einem Haus, das wir über die Trümmer einer seiner Wände betreten.

Als wir das große Wohnzimmer des zur Zeit des Krieges gegen den IS zerstörten Hauses betreten, sehen wir Nazli Nebo, die mit ihren Kindern um den Ofen sitzt. In diesem einzigen erhaltenen Zimmer des zerstörten Hauses gibt es nur ein paar Decken, eine Matte, eine Matratze. Unter diesen Bedingungen leben zehn Personen hier.

Nezli Nebo erzählt, wie der türkische Staat bei seinem Angriff ihr Haus in Şêxorzê dem Erdboden gleich gemacht hat und sie deshalb fliehen mussten. Ihre Tiere sind von den Milizen der Türkei gestohlen worden. Nebo betont trotzdem, sich nicht gebeugt zu haben. Sie wolle auf eine würdige Art und Weise weiterleben und Widerstand leisten, sagt sie.

Auch die Schulen sind voll

Als wir in Ûm El Xoş ankommen, treffen wir viele arabische und kurdische Familien aus Raco und Cindîres in Efrîn, die nun in einer Schule leben. In der Schule vermischen sich die Klänge von Kurdisch und Arabisch, die Bänke stehen auf dem Gang und in jedem Klassenzimmer wohnen mehrere Familien. Es zeigt sich ein ähnliches Bild wie überall, Matratze auf dem Boden, ein paar Decken und ein Ofen in der Ecke…

Der türkische Staat hat alle Menschen aus Efrîn zum Angriffsziel gemacht

Der 60 Jahre alte Araber Şaban Hesen erklärt uns, dass die Türkei alle Menschen in Efrîn ins Visier genommen habe und er deshalb zur Flucht gezwungen worden sei. Die Kommune von Ûm El Xoş selbst habe diesen Zufluchtsort für sie eröffnet hat und mit all ihren Möglichkeiten versucht, die Schutzsuchenden so gut wie möglich zu versorgen. Der türkische Staat habe ein Auge auf ihr Land geworfen, sagt er weiter: „Erdoğan will unser Land. Aber wir werden das nicht akzeptieren.“ Şaban Hesen fordert, dass das Şehba Gebiet aufgrund der andauernden Drohungen des türkischen Staates zur Schutzzone erklärt werden muss.

Die Entfernung zwischen dem von der Türkei und ihren Milizen besetzten Marê und dem Dorf Ûm El Xoş beträgt nur 500 bis 600 Meter. Der mit der Region sehr vertraute Journalist Nûrî Ednan erinnert daran, dass es zwei Jahre zuvor zu schweren Gefechten mit dem IS in Ûm El Xoş gekommen ist. Jetzt nehmen die Menschen aus dem Dorf selbst Flüchtlinge auf, die von der Türkei und ihren Milizen vertrieben worden sind.

Schutzzone muss ausgerufen werden

Ednan berichtet, Ûm El Xoş sei permanenten Angriffen der Türkei und ihrer Milizen ausgesetzt. An den Orten innerhalb des Dorfes, die in unmittelbarer Reichweite der Milizen liegen, könne niemand untergebracht werden. Dennoch will sich laut Ednan niemand der Geflüchteten weiter von Efrîn entfernen. Er erklärt, dass in der Region eine Schutzzone ausgerufen werden müsse.