Flucht von Aleppo über Efrîn nach Şehba

Als pro-türkische Milizen Aleppo angriffen, ging Foza Reşo zurück in ihr Heimatdorf in Efrîn. Dann kamen die Besatzungstruppen. Acht Monate später konnte die 56-Jährige nach Şehba flüchten.

Foza Reşo hat acht Monate unter der türkisch-dschihadistischen Besatzung in Efrîn gelebt. Erst jetzt gelang ihr die Flucht nach Şehba. Der Nachrichtenagentur ANHA berichtete sie von ihren Erlebnissen.

35 Jahre lang lebte Foza mit ihrer Familie in Aleppo. Als pro-türkische Milizen ihr Viertel Şêxmeqsûd angriffen, wurde ihr Haus zerstört. „Die Angriffe waren schrecklich, überall konnten jederzeit Raketen einschlagen. Es gab viele Todesopfer. Als meine Schwiegertochter bei einem Angriff verletzt wurde, verließen wir das Viertel“, erzählt sie.

Die Familie kehrte zurück in ihr Heimatdorf Şêx Bilo in Efrîn. Dort führte sie ein ruhiges Leben. Als Fozas Mann starb, kümmerte sie sich selbst um die Olivenplantage und konnte die Familie damit ernähren. Doch dann begann im Januar dieses Jahres die türkische Militärinvasion. Das Dorf wurde angegriffen, deshalb ging Foza zusammen mit ihren Kindern in die Stadt. Als Efrîn aufgrund der bevorstehenden Einnahme durch die türkische Armee evakuiert wurde, fand Foza kein Auto. Sie kehrte in ihr Dorf zurück und musste feststellen, dass ihr gesamtes Eigentum geplündert worden war.

Zwei Tage später überfielen türkische Soldaten in Begleitung von Dschihadisten erneut ihr Haus und nahmen die beiden Söhne von Foza mit. Foza suchte ihre verschleppten Söhne zwei Monate lang. Schließlich übermittelten ihr die Dschihadisten die Nachricht, dass ihre Söhne gegen ein Lösegeld von 250.000 SL freigelassen würden. Soviel Geld hatte Foza nicht. Schließlich ließen sich die Besatzer überreden, die Söhne für 150.000 SL gehen zu lassen. Bei ihrer Freilassung waren sie von der monatelangen Folter schwer gezeichnet.

Foza sagt, dass es allen Menschen so geht, die in Efrîn geblieben sind. „Die Dschihadisten entführen die Leute und verlangen Lösegeld. Unser Dorf war wie ein offenes Gefängnis. Ständig wurden junge Männer verschleppt, viele von ihnen sind einfach verschwunden.“

Foza fasste schließlich den Plan, mit dem Gewinn der Olivenernte aus Efrîn zu fliehen. „Die gesamte Ernte befand sich im Haus, als die Dschihadisten ein weiteres Mal kamen. Sie nahmen alles mit. Ich war allein zu Hause und konnte mich nicht wehren.“

Das Geld für die Flucht bekam Foza von Verwandten. Sie kam nach Şehba. „Es gibt immer noch sehr viele Familien in Efrîn, die nicht genug Geld haben, um sich bei den Dschihadisten freizukaufen und die besetzten Gebiete zu verlassen“, sagt Foza.