Efrîn: Dschihadisten werden zu Wahlberechtigten

Der türkische Staat hat in Nordsyrien damit begonnen, Ausweise an seine Milizionäre und ihre Familien auszugeben. Sie sollen bei den Wahlen Stimmvolk für die AKP stellen.

Nach der Besetzung des nordsyrischen Kantons Efrîn durch das türkische Militär mit Unterstützung dschihadistischer Gruppierungen wird die demografische Struktur der Region weiter verändert. Wie die in Nordsyrien ansässige Nachrichtenagentur ANHA berichtet, hat der türkische Staat bereits kräftig die Ärmel hochgekrempelt, um die Dschihadisten in den Regionen Idlib und Efrîn für die vorgezogenen Präsidentschafts-und Parlamentswahlen zu nutzen.

Tragen eigener Symbole und Fahnen verboten

Die Türkei hatte zur Überwachung der Deeskalationszone in der syrischen Provinz Idlib neun „Beobachtungsposten“ errichtet. Den dort unter dem Namen „FSA“ eingesetzten Dschihadistenmilizen wurde vom türkisches Staat nun die Anweisung erteilt, Uniformen mit türkischer Fahne zu tragen und die Nutzung ihrer eigenen Uniformen, Fahnen und Symbole verboten. Um die Annexion der Gebiete symbolisch zu vollziehen, werden bereits überall in den besetzten Gebieten türkische Fahnen angebracht.

Stimmvolk für die AKP: Türkische Ausweise für Familien der Dschihadisten

Die gleiche Praxis wird auch in Efrîn angewandt. An allen Eingängen der Stadt sollen Fingerabdruckabnahmestellen eingerichtet worden sein, wie ANHA berichtet. Hier sollen demnach neben den Fingerabdrücken auch Fotografien angefertigt werden. Ebenfalls wurde damit begonnen, türkische Ausweise auszugeben. Die Türkei versuche auf diese Weise, die Region Efrîn dem türkischen Staatsgebiet hinzuzufügen. Bewohner*innen der Region sollen berichtet haben, dass die Familien der Dschihadisten ebenso wie die verbliebene Bevölkerung Efrîns, der türkische Dokumente ausgehändigt worden sind, dazu gezwungen werden sollen, an den von der AKP-MHP-Allianz erzwungenen Neuwahlen teilzunehmen.

Dschihadistenmiliz nun sogenannte Anti-Terror-Kräfte

Unterdessen wurde bekannt, dass die pro-türkische Miliz „Sultan Sulaiman Schah-Brigade“ in „Anti-Terror-Kräfte“ umbenannt wurde. Söldner der Miliz hatten in den sozialen Medien Bilder veröffentlicht, auf denen zu sehen war, dass die Milizsymbole fehlten und durch die türkische Fahne ersetzt worden sind.

Die Sultan Sulaiman Schah-Brigade ist dafür bekannt, dem türkischen Staat am nächsten zu stehen. Sie wird von einer Person namens „Abu Amsha“ befehligt. Die Miliz spielte insbesondere bei der Besetzung von Cerablus und al-Bab eine wichtige Rolle und benutzte bei der Besetzung von Dörfern bei Hama den Namen „Liwa Xet-El-Nar“.