Die Kämpferinnen und Kämpfer, die den IS besiegt haben

Die Niederlage des angeblich unaufhaltsamen IS hat in Kobanê begonnen und in al-Bagouz sein militärisches Ende gefunden. Hinter diesem Sieg stehen die Kämpferinnen und Kämpfer der YPG/YPJ.

Im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben die YPG und YPJ eine Schlüsselrolle eingenommen. Wir haben mit Kämpferinnen und Kämpfern, die an vielen Operationen gegen den IS teilgenommen haben, über die Offensive „Gewittersturm Cizîrê“ gesprochen. Den militärischen Sieg über den IS widmen sie den Gefallenen, die im gemeinsamen Kampf ihr Leben verloren haben.

Dilar Halep versucht die Offensiven aufzuzählen, an denen sie teilgenommen hat. Weil es so viele waren, gibt sie das Zählen bald auf. „Ich war bei den Offensiven in Aleppo, Şengal, Minbic, Raqqa und weiteren Orten. Beim Kampf gegen die Dschihadisten – zunächst waren es al-Nusra und kleinere Gruppen, dann der IS, von dem alle glaubten, er sei nicht zu stoppen – haben wir als YPG/YPJ immer daran geglaubt, dass wir eines Tages siegen werden. Die Bevölkerung war anfangs vor Angst wie gelähmt, als sie gesehen hat, wie der IS Menschen geköpft hat. Mit dem Widerstand der YPG/YPJ konnte diese Angst überwunden werden.

 

Für Dilar ist es von großem Wert, an allen Offensiven gegen den IS teilgenommen und einen Teil dieses Weges mit den Gefallenen gemeinsam beschritten zu haben. „Dass jetzt Deir ez-Zor von den Dschihadisten befreit wird, ist natürlich ein wichtiger Schritt“, sagt sie. „Von besonderer Bedeutung ist auch, dass Frauen von Anfang bis Ende am Kampf beteiligt waren. Bei allen Offensiven haben sich Frauen aus der Bevölkerung den kämpfenden Einheiten angeschlossen, viele von ihnen sind gefallen. Das beste Beispiel ist vielleicht Ruqeyye, eine arabische Freundin, die zu Beginn der Offensive in Deir ez-Zor als erste Frau gefallen ist. Ihr Tod spielt eine große Rolle in unserem Kampf.“

Der IS fürchtet nichts so sehr wie die YPJ, sagt Dilar: „Ich habe persönlich gehört, wie die Dschihadisten gesagt haben, dass sie lieber von zehn Männern getötet werden als durch die Hand einer Frau von den YPJ. Sie haben große Angst, wenn sie das Trillern der YPJ-Kämpferinnen hören. Für uns und die Bevölkerung war es eine Wohltat, dass die YPJ die ezidischen Frauen befreit haben. Auf der Grundlage eines Projektes Abdullah Öcalans haben kämpfende Frauen gefangene Frauen befreit.“

Dilar spricht auch auf den von der HDP-Abgeordneten Leyla Güven initiierten Hungerstreik gegen die Isolation des PKK-Gründers Öcalan an. Der Widerstand der kurdischen Politikerin gebe ihr Kraft, sagt sie: „Der Sieg von Deir ez-Zor ist ein Geschenk von uns an die Gefallenen, an Serok Apo und an Leyla Güven, die mit ihrem Widerstand die ganze Welt erstaunt.

Wir sitzen den Besatzern im Nacken

Murat Qamişlo hat den Namen von einem seiner ersten Kommandanten übernommen, als dieser gefallen ist. „Ich trage seine Fahne weiter und das macht mich stolz“, sagt Murat.

Seit 2011 hat Murat in den Offensiven in Til Hamis, Minbic und Deir ez-Zor gekämpft. „Die jetzige Offensive steht kurz vor dem Abschluss. Diesen Erfolg widmen wir Rebêr Apo, den Gefallenen und den Freundinnen und Freunden im Gefängniswiderstand. Wo sich auch immer ein Besatzer aufhält, sitzen wir ihm im Nacken. Bijî Serok Apo.“

Frauen haben Frauen aus der Sklaverei befreit

Berîtan Alîşer hat sich 2011 gemeinsam mit ihrem Vater und zwei Brüdern der Revolution angeschlossen. Wir trinken heißen Tee und sie beginnt zu erzählen. Sie stammt aus Hesekê und hat nacheinander an den Offensiven in Serêkaniyê, Til Temir, Hesekê, Şedddadê, Minbic, Raqqa und Deir ez-Zor teilgenommen. Auf die Frage, was für sie die einschneidenden Erlebnisse dabei waren, antwortet sie: „Es ist hart, wenn andere neben dir fallen. Gleichzeitig gibt es dir eine große moralische Stärke. Dass wir bei all diesen Offensiven erfolgreich waren, ist natürlich die schönste Seite an dieser Sache. Der Sieg in Deir ez-Zor ist der Sieg der Gefallenen und von Rebêr Apo, er bedeutet die Befreiung von zahlreichen ezidischen und arabischen Frauen aus der Sklaverei des IS.“

Weil wir niemals aufgegeben haben

Awzem Arîn stammt aus Dirbêsiye und hat in Raqqa, Kerema und Deir ez-Zor gekämpft. Sie ist Scharfschützin. „Unter normalen Umständen ist es sehr schwer, wenn Freundinnen oder Freunde neben dir fallen. Unter Kriegsbedingungen gibt es dir Kraft. Mit dieser Kraft kämpfen wir als YPJ an vorderster Front“, sagt sie.

Sie fährt fort: „Als Ergebnis großer Anstrengungen steht die finale Offensive gegen den IS kurz vor dem Abschluss. Zeitgleich zu diesem Erfolg feiern wir auch den 8. März. Ich grüße Leyla Güven und ihren Hungerstreik. Der Erfolg von Deir ez-Zor ist das Resultat dessen, dass wir niemals aufgegeben und Widerstand geleistet haben.“

Obwohl alles aussichtslos war

Delîl Karaboğan kommt aus Kobanê. Er verweist auf die Willensstärke, die seit dem Kampf um Kobanê gesiegt hat: „Kobanê stellt bekanntlich ein Bindeglied zwischen Efrîn und Cizîrê dar. Deshalb war Kobanê auch für diese beiden Kantone so wichtig. Mit dem Angriff auf Kobanê sollte das kurdische Volk ausgelöscht werden. Ich habe dort gekämpft. Obwohl alles aussichtslos erschien, haben wir es durch unseren Willen geschafft, dem IS in Kobanê eine Niederlage zuzufügen.

Der Erfolg von Kobanê hat jetzt auch Deir ez-Zor erreicht. Die Offensive steht kurz vor dem Abschluss. Wir haben gelernt, dass man mit einem starken Willen gegen jede Schwierigkeit ankommt. Wir haben aus dem Nichts etwas geschaffen, das ist eine neue Erfahrung. Wir haben das Unmögliche möglich gemacht.“