Die dänische Regierung hat eine Anhängerin der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) und ihre zwei Kinder aus der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) zurückgeholt. Die Übergabe der zuletzt im Lager Roj internierten Frau und der beiden minderjährigen Kinder fand bereits am Donnerstag an eine diplomatische Delegation unter Leitung von Nikolaj Harris, dem dänischen Sondergesandten für Syrien, statt. Das teilte das Außenressort der Selbstverwaltung am Samstag in Qamişlo mit.
Es handelt sich um die vierte Rückführungsmission von IS-Angehörigen, die Dänemarks Regierung bislang durchgeführt hat. Die Frau wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in ihrem Herkunftsland in Haft genommen, da gegen sie ein Verfahren wegen Terrorismus-Förderung und dem Aufenthalt in einem Kriegsgebiet anhängig ist. Ihre Kinder befinden sich in der Obhut der dänischen Behörden.
Erstmals hatte die Regierung in Kopenhagen im Jahr 2019 zwei Repratiierungsaktionen umgesetzt, bei denen allerdings jeweils nur ein Kind zurück ins Land geholt worden war. 2021 nahm Dänemark dann drei Frauen und 14 Kinder wieder auf. Nach Auskunft der Selbstverwaltung befinden sich derzeit noch weitere zwei Frauen mit dänischer Staatsbürgerschaft und drei Kinder im Camp Roj.
Der sogenannte IS hatte 2014 weite Teile Syriens und des Irak unter seine Kontrolle gebracht und dort ein „Kalifat“ ausgerufen. Die Dschihadisten errichteten eine Schreckensherrschaft mit Enthauptungen, Steinigungen und der sexuellen Versklavung von Frauen. Über Millionen Menschen in beiden Ländern wurde Verwüstung und Elend gebracht. Zehntausende von Freiwilligen strömten aus der ganzen Welt ins IS-Gebiet, um sich am Aufbau der Dschihadisten-Utopie zu beteiligen.
Seit dem Frühjahr 2019 ist der Spuk vorbei. Nach einer über Jahre andauernden internationalen Militärintervention, deren zentrale Kraft in Syrien die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) waren, wurde die Territorialherrschaft der Dschihadisten vor vier Jahren zerschlagen. Doch zehntausende Angehörige der Miliz befinden sich weiterhin in nordostsyrischer oder irakischer Haft, da die meisten Herkunftsländer eine Rücknahme verweigern.
Aus Dänemark sind nach Kenntnis des dänischen Geheimdienstes (PET) mindestens 160 Personen in Richtung Kriegsgebiet Syrien/Irak ausgereist, um sich dort in den Reihen des sogenannten IS am „Dschihad“ zu beteiligen. Etwa ein Drittel von ihnen wurde im Kampf getötet, zehn Söldner befinden sich entweder in der AANES oder im Irak in Haft. Der große Rest ist nach Dänemark zurückgekehrt oder hat sich anderswo niedergelassen.