Bewohner*innen Efrîns bereiten sich auf Rückkehr vor

Die Bewohner*innen Efrîns, die im Zuge der türkisch-dschihadistischen Besatzung ihrer Heimat nach Şehba evakuiert worden sind, bereiten sich auf die Rückkehr nach Efrîn vor und organisieren sich.

Hunderttausende Bewohner*innen Efrîns, die im Zuge der Besatzung der Stadt durch die türkische Armee und ihre dschihadistischen Gehilfen von al-Qaida und IS nach Şehba evakuiert worden sind, bereiten sich auf den Tag der Rückkehr in ihre Heimat vor. Auf der einen Seite wird die Reorganisierung vorangetrieben und auf der anderen Seite stehen sich die vertriebenen Menschen aus Efrîn bei und zeigen sich solidarisch beim Aufbau eines neuen, gemeinsamen Lebens.

Hunderttausende Zivilist*innen geflohen

Cîhan Xidro vom Kantonsrat Şehba merkt an, dass mehrere Hunderttausend Menschen, die nach dem Einfall der türkisch-dschihadistischen Armee in Efrîn gezwungen waren, nach Şehba zu fliehen, trotz der erschwerten Bedingungen, in denen sie sich jetzt befinden, nach Efrîn zurückkehren möchten. „Die Angriffe des türkischen Staates und seiner Milizen auf den Kanton Efrîn halten seit mehr als zwei Monaten an. Nachdem in den vergangenen Tagen die Zahl der Massaker gegen die Zivilbevölkerung anstieg, musste die Bevölkerung Efrîns nach Şehba evakuiert werden. Hunderttausende Bewohner*innen von Efrîn versuchen nun im Kanton Şehba unter wirklich schwierigen Bedingungen ihr Leben weiterzuführen“, so Xidro.

Hilfsmittel nicht ausreichend

Xidro gibt an, dass bisher lediglich Hilfsgüter für die Bevölkerung Efrîns aus den Regionen Firat und Cizîrê den Kanton Şehba erreicht haben. „Hier findet eine humanitäre Krise statt. Unsere Möglichkeiten reichen nicht aus, den Hilfsbedarf der Menschen abzudecken. Von außerhalb erreicht uns auch keine Hilfe. Nur aus den Regionen Firat und Cizîrê konnten wir bisher Hilfsmittel wie Brot und Decken erhalten. Das ist aber nicht genug“ sagt Xidro.

Benötigte Hilfsmittel

Mit einem Aufruf an humanitäre Hilfsorganisationen zählt Xidro die Hilfsmittel auf, die am allernötigsten gebraucht werden. „Etwa 600.000 Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Wir benötigen mehr Wasser und Nahrung. Auch Kleidung wird benötigt, da die Menschen ihre Häuser lediglich mit dem, was sie am Körper trugen, verlassen haben. Der Bedarf an Decken und Zelten ist auch sehr hoch.“

Camp-Aufbau in Şehba für Flüchtlinge aus Efrîn

In dem Bezirkskreis Fafînê im Kanton Şehba wird in der Nähe des Dorfes Wehşiyê ein Camp für die Geflohenen aus Efrîn aufgebaut. Ebdurehman Îbo vom Vorstand der Kommunen Efrîns sagt uns, dass die Bevölkerung Efrîns in Şehba bleiben möchte, um möglichst in der Nähe Efrîns zu sein. Weiter gibt Îbo an, dass viele Menschen noch immer unter freiem Himmel auf den Straßen kampieren: „Hunderttausende unserer Menschen mussten wegen der Angriffe des türkischen Staates ihre Häuser und ihre Heimat verlassen. Wir werden unseren Widerstand in den Camps, die wir hier aufbauen, weiterführen. Niemals werden wir das Land verlassen und unsere Heimat dem türkischen Staat aushändigen. In jedem Fall werden wir nach Efrîn zurückkehren. Die Rückkehr ist nah.“

Geist der Solidarität

Solidarisch unterstützen sich die Bewohner*innen Efrîns in Şehba gegenseitig. In vielen Häusern leben gleich mehrere Familien und versuchen den Alltag gemeinschaftlich zu meistern. Viele Menschen erklären sich bereit, den Flüchtlingen gegen eine Tankfüllung Wasser zu liefern.

Auch Mihemed Hesen, der seinen Traktor aus Efrîn mitbringen konnte, hilft bei Verteilung von Wasser. „Wir haben hier eine Menge Schwierigkeiten“, sagt Hesen und fährt fort: „Das Wasser gewinnen wir aus Brunnen und decken den Bedarf der Bevölkerung damit ab. Normalerweise kostet es etwa 7.000 Lira, wenn Wasser mit einem Tankfahrzeug geliefert wird. Wir fahren das Wasser nur für die Hälfte aus. Das Volk musste ja schon fliehen. Deshalb decken wir den Wasserbedarf der geflohenen Bevölkerung von Efrîn lediglich gegen Treibstoff für unsere Fahrzeuge ab.“