Assad aus Damaskus geflohen – Ministerpräsident zu Machtübergabe bereit

Präsident Baschar al-Assad hat Damaskus offenbar auf der Flucht vor Dschihadisten verlassen. HTS verkündet derweil den Beginn einer neuen Ära in Syrien – und der Ministerpräsident will bei einem Machtwechsel kooperieren.

HTS verkündet Beginn einer neuen Ära

Syriens Präsident Baschar al-Assad hat die Hauptstadt Damaskus offenbar auf der Flucht vor den eindringenden Dschihadisten mit unbekanntem Ziel verlassen. Das sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR), Rami Abdurrahman, der Deutschen Presse-Agentur. Er berief sich dabei auf syrische Offiziere in Damaskus.

Die Dschihadistenallianz unter Führung der Terrororganisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS) erklärte in sozialen Medien, der „Tyrann“ sei geflohen und die Hauptstadt von ihm „befreit“. Der 8. Dezember markiere das Ende einer dunklen Ära. „Dies ist der Moment, auf den die Vertriebenen und die Häftlinge lang gewartet haben, der Moment der Heimkehr und der Moment von Freiheit nach Jahrzehnten der Unterdrückung und des Leids.“

Der syrische Ministerpräsident Mohammed al-Dschalali ist eigenen Angaben zufolge weiterhin im Land und will bei einem Machtwechsel kooperieren. Er sei bereit, die Regierungsgeschäfte an jede Führung abzugeben, die das syrische Volk bestimme, sagte Al-Dschalali in einem Video auf Facebook, das er laut eigener Aussage in seinem Zuhause aufzeichnete.

Die Bürgerinnen und Bürger rief er bei den laufenden Entwicklungen auf, zu kooperieren und kein öffentliches Eigentum zu beschädigen. Syrien könne ein „normaler Staat sein“ mit freundschaftlichen Beziehungen mit seinen Nachbarn. Er selbst habe kein Interesse an einem politischen Amt oder anderen Privilegien. „Wir glauben, dass Syrien allen Syrern gehört.“ Die Berichte über Assads Flucht aus Damaskus erwähnte Al-Dschalali in seiner Videobotschaft nicht.

In der Nacht zum Sonntag waren HTS-Söldner in die Hauptstadt eingedrungen. Bei ihrem Vormarsch befreiten sie auch die Insassen des Militärgefängnisses Sednaja am Stadtrand von Damaskus. Die syrische Armeeführung soll derweil ihre Offiziere darüber informiert haben, dass die Herrschaft von Präsident Assad beendet sei, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Offizier berichtete.