Ahl al-Bait: Die Religion des Islam weiterentwickeln

Die Bewegung Ahl al-Bait will dem Missbrauch des muslimischen Glaubens für Herrschaftszwecke entgegenwirken und im Nordosten Syriens Ausschüsse gründen, um den Islam im Sinne der Medina-Konvention weiterzuentwickeln.

In Tabqa in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) hat am 4. Juni der Gründungskongress der „Ahl al-Bait“-Liga stattgefunden. Die Vereinigung mit dem vollständigen Namen „Al-Ashraf Ahl al-Bait“ – Ahl al-Bait bezeichnet die Familie beziehungsweise die Nachkommen des islamischen Propheten Mohammed – ist eine Komponente des Dachverbands Demokratischer Islam-Kongress (DÎK) und wird einen eigenen Schura-Rat einrichten. Ahl al-Bait stützt sich auf die Gemeindeordnung von Medina, ein Bündnisvertrag, den der islamische Prophet Mohammed nach seiner Ankunft in der Stadt Yathrib (später: Medina) im Jahr 622 zwischen den Auswanderern aus Mekka und seinen Helfern in Yathrib schloss.

Die Liga will sich vorrangig der Politisierung des Islam durch den türkischen Staat und islamistische Bewegungen wie dem IS oder der Muslimbruderschaft entgegenstellen, sowohl in der AANES als auch allgemein in der Nahostregion. Durch die Eröffnung von Büros in allen Städten Nord- und Ostsyriens sollen Ausschüsse mit jeweils 15 Mitgliedern gebildet werden. Angestrebt wird ein enger Kontakt zu allen Institutionen und Organisationen in der Autonomieregion.

Wir wollen die weiße Fahne des Islam hissen“

Scheich Sinan Saidosh (ku. Şêx Sînan Seydoş), Präsident der „Ahl al-Bait“-Liga, äußerte sich wie folgt zu Zweck und Funktion der Vereinigung: „Wir hatten die Möglichkeit, die Vereinigung Ahl al-Bait in Nord- und Ostsyrien unter dem Dach des Demokratischen Islam-Kongresses zu gründen. Auf unserem Gründungskongress wollten wir das Arbeits- und Führungsmodell festlegen, indem wir diejenigen zusammenbringen, die den Propheten Mohammed lieben. Wir wollen die Ideen und die Moral des Propheten Mohammed mehr in der Gesellschaft verbreiten. Denn die Bandengruppen, die unter dem Namen des Islam agieren, haben den Islam in jeder Hinsicht korrumpiert und verleumdet.

Wir werden in jeder Region Nord- und Ostsyriens Vertreterinnen und Vertreter der Vereinigung organisieren, um uns mit den Problemen in der Region zu befassen und ein Mitglied dieser Gesellschaft zu sein. Eines unserer Ziele ist es, Frieden und Einheit zwischen Muslimen und Christen und zwischen allen Religionen und Glaubensrichtungen zu schaffen und das Wesen des Islam zu offenbaren. Als Ahl-al-Bait-Bewegung wollen wir unseren Platz in der muslimischen Gemeinschaft einnehmen. Wir wollen die weiße Fahne des Islam hissen und unsere Gemeinschaft davor warnen, in die Falle von Kräften wie dem türkischen Staat zu tappen, die den Islam als Provokation gegen Gesellschaften benutzen.“

Frauenbüros werden eröffnet


Diya al-Makdad, Mitglied der „Ahl al-Bait“-Liga, ist davon überzeugt, dass die Vereinigung große Veränderungen bewirken kann und daher für Frauen von großer Bedeutung ist. Sie äußerte sich wie folgt: „In der Geschichte wurden Frauen in jeder Hinsicht ignoriert und ihre Stimmen wurden unterdrückt. Alle Errungenschaften und Ansichten der Frauen wurden ihnen aus religiösen Gründen gestohlen. Mit der Gründungskonferenz von al-Bait wollten wir der Stimme der Frauen Gehör verschaffen und darauf hinweisen, dass Frauen in allen Bereichen des Lebens, auch im Bereich der Religion, mitwirken und ihren Beitrag leisten sollten. Wir wollen muslimische Frauen mit dem Beitritt zu al-Bait Frauen anführen und sie aus den dunklen Gedanken herausholen, in denen sie leben.“

Zu diesem Zweck sollen autonome Frauenbüros als Anlaufstelle für einen Dialog über Glaubensfragen in allen Regionen Nordostsyriens eingerichtet werden, um Frauen in die Arbeit der Vereinigung einzubeziehen und eine gesellschaftliche Verankerung zu erreichen.

„Das Vorgehen des türkischen Staates gegen Muslime stoppen“


Nasser Din Junaid al-Sayadi, Büroleiter der „Ahl al-Bait“-Liga, erklärte, dass ihre Hauptaufgabe darin bestehen wird, die Arbeit des türkischen Staates gegen alle Muslime, einschließlich der syrischen Muslime, zu stoppen. „Wir wissen sehr gut, wie die AKP-Regierung die Syrer für ihren eigenen Machterhalt benutzt und wie die Wahlen abgelaufen sind. Mit Ahl al-Bait werden wir die Muslime, insbesondere die Syrer, davor bewahren, ein Werkzeug für die Politik eines anderen zu sein. Ich möchte einen Aufruf an unser Volk und unsere Stammesführer richten, die unter der Besatzung des türkischen Staates leben: Tappt nicht in die Falle der kolonialistischen Mächte, kehrt zu eurem Wesen und eurem Adel zurück."

Fundamentalismus bekämpfen und den Islam weiterentwickeln


Delal Xelîl, Ko-Vorsitzende des Demokratischen Islam-Kongresses, verwies auf die „schmutzige Politik gegen die Gesellschaft von Rojava“ und fuhr fort: „All diese schmutzigen Maßnahmen werden unter dem Namen des Islam durchgeführt. Vor allem in letzter Zeit sind viele radikale Ansichten und Organisationen aufgetaucht. Wir alle wissen sehr gut, dass der türkische Staat die Quelle dieser reaktionären Ideen ist. Aus diesem Grund sehen wir als Demokratischer Islamischer Kongress und die Religions- und Glaubensunion Nordostsyrien es als unsere Aufgabe an, diese Gewalt und dieses schmutzige Denken zu beseitigen.

Da sie die Gesellschaft mit dem Symbol des Islam zerstören wollen, wollten wir eingreifen. Mit dem wahren Islam werden wir den Frauen eine Rolle und eine Aufgabe geben. Wir haben darüber diskutiert, wie wir unsere Gesellschaft vor diesen Spielen retten können, indem wir religiöse Persönlichkeiten in der Gesellschaft zusammenbringen, sowohl Männer als auch Frauen. Denn so wie die IS-Banden physisch besiegt wurden, sollten sie auch intellektuell besiegt werden. Der Einfluss der fundamentalistischen Ideen des IS ist bis heute in der Gesellschaft vorhanden. Manche Menschen interpretieren den Islam im Sinne ihrer eigenen Interessen. Diese Ideen wollten wir mit der Ahl-al-Bait-Glaubensbewegung beseitigen. Wir werden die Religion des Islam durch das Zeugnis von Medina, die Geschichten des Propheten Mohammed und die Verse des Islam weiterentwickeln."