6000 syrische Staatsangehörige haben Camp Hol verlassen

Im Rahmen eines zwischen der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien und Stammesältesten ausgehandelten Reintegrationsprogramms haben bisher 6000 syrische Staatsangehörige Camp Hol verlassen. Weitere 300 Personen bereiten sich darauf vor.

Das 45 Kilometer östlich von Hesekê gelegene Camp Hol gilt als Brutstätte des IS. Dschihadistinnen haben eigene Strukturen aufgebaut und begehen immer wieder Gräueltaten an Personen, die nicht nach den Maßstäben des IS leben. Nicht umsonst hat das in vielen Bereichen kaum kontrollierbare Lager den Ruf, die neue Hauptstadt des IS zu sein. Die dortige Situation hängt mit der fehlenden Bereitschaft zu internationaler Unterstützung für die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens und den permanenten Angriffen der Türkei zusammen. Der türkische Geheimdienst MIT unterstützt die Dschihadistinnen im Camp und hat einigen zur Flucht verholfen.

Das 1991 im Golf-Krieg errichtete Flüchtlingslager musste 2003 nach der US-Intervention im Irak weitere Schutzsuchende aufnehmen. Nach der Befreiung der Region vom IS übernahm 2015 die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien die Kontrolle über das Camp und öffnete es für Binnenflüchtlinge aus Syrien. Danach trafen weitere Schutzsuchende aus Mossul ein.

Als die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) im März 2019 die letzte IS-Enklave al-Bagouz in Ostsyrien einnahmen, wurde ein gesonderter Bereich im Camp Hol eingerichtet, um IS-Anhängerinnen mit ihren Kindern unterzubringen. Seitdem stellt die Selbstverwaltung Untersuchungen an, um Personen, die keine Verbrechen an der Bevölkerung begangen haben, in die Gesellschaft zu reintegrieren. In Zusammenarbeit mit Stammesältesten aus Syrien ist ein Rückkehrprogramm ins Leben gerufen worden, über das Freiwillige das Camp verlassen können. In diesem Rahmen haben als erste Gruppe 800 Frauen und Kinder aus Raqqa das Lager verlassen. Es folgten 27 weitere Gruppen aus Deir ez-Zor, Raqqa und Tabqa. Insgesamt handelte es sich um 4789 Personen.

Aufgrund der extremen humanitären Notlage im Lager und entsprechender Forderungen der lokalen Stämme hat die Selbstverwaltung außerdem im Oktober entschieden, alle syrischen Staatsangehörigen aus dem Camp im Rahmen einer Generalamnestie freizulassen. Das Verlassen des Camps beruht auf Freiwilligkeit, weil viele Bewohner*innen nicht wissen, wohin sie gehen sollen. Seitdem haben 1211 weitere Personen das Lager verlassen.

Aktuell befinden sich nach Angaben der Campleitung 23.167 syrische Staatsangehörige aus 6451 Familien in Hol. 75 Familien wollen das Lager in der kommenden Woche verlassen. Darüber hinaus leben noch 30.606 irakische Staatsangehörige und 9544 Personen mit anderer Staatsangehörigkeit im Camp Hol.