Der wegen des Vorwurfs der Präsidentenbeleidigung in der Türkei inhaftierte schwedische Journalist Joakim Medin ist freigelassen worden. Das teilte die Medienrechtsorganisation MLSA, die anwaltliche Pro-Bono-Unterstützung für Opfer von staatlicher Willkür bietet, am Freitag mit. Demnach hat das zuständige Gericht in Istanbul eine Haftbeschwerde der Rechtsabteilung des Vereins akzeptiert und den Haftbefehl aufgehoben. Medin befinde sich mittlerweile wieder in seinem Heimatland.
Medin war Ende März kurz nach seiner Landung in Istanbul festgenommen und verhaftet worden, nachdem er zur Berichterstattung über die Massenproteste gegen die Verhaftung des abgesetzten Oberbürgermeisters Ekrem Imamoğlu angereist war. Vor rund zwei Wochen wurde er dann wegen vermeintlicher Beleidigung von Recep Tayyip Erdoğan zu elf Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.
Die türkische Justiz warf dem 40-Jährigen vor, im Januar 2023 an einer pro-kurdischen Demonstration in Stockholm teilgenommen zu haben, bei der Protestierende eine Erdoğan-Puppe aufgehängt hatten. Wegen eines weiteren Verfahrens im Zusammenhang mit dem Vorwurf der PKK-Unterstützung musste Medin aber weiter in Untersuchungshaft bleiben. In beiden Fällen wies er die Vorwürfe zurück. Laut MLSA laufen dennoch Gerichtsverfahren gegen ihn, die voraussichtlich auch weiter fortgesetzt werden. Die erste Anhörung im Prozess zum sogenannten Terrorvorwurf ist für den 25. September angesetzt.
Foto © MLSA / Veysel Ok