Zum Todestag von Bertha von Suttner
In Hannover haben Friedensaktivist:innen am Sonnabend ein historisch belastetes Kolonialdenkmal symbolisch in ein Mahnmal für Frieden umgewidmet. Die Aktion fand auf dem Bertha-von-Suttner-Platz in der Südstadt statt – aus Anlass des Todestages der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1843–1914).
Initiator:innen der Aktion waren Mitglieder der feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“, der Kampagne Women Defend Rojava sowie des kurdischen Frauenrats Ronahî. Sie kritisierten die fortdauernde Präsenz eines Denkmals, das dem umstrittenen Kolonialbeamten Carl Peters (1856–1918) gewidmet ist. Peters gilt als zentrale Figur der deutschen Kolonialgeschichte, unter anderem als Mitbegründer der Kolonie „Deutsch-Ostafrika“. Zeitgenössische Quellen und Forschungen werfen ihm schwere Menschenrechtsverletzungen und eine rassistische Haltung vor.

Kritik an kolonialer Erinnerungskultur
Trotz der Umbenennung des Platzes in den 1990er Jahren zu Ehren Bertha von Suttners steht das von den Nationalsozialisten errichtete Denkmal weiterhin an zentraler Stelle des Parks. Die Aktivist:innen machten auf diesen Widerspruch aufmerksam und installierten eine temporäre Ausstellung unter einer Linde neben dem Denkmal. Thematisiert wurde dabei das Leben und Wirken Bertha von Suttners, die sich als Autorin und Friedensaktivistin international einen Namen gemacht hatte.
Dialog über Friedensarbeit im öffentlichen Raum
Im Rahmen eines öffentlichen Picknicks lasen die Teilnehmer:innen Zitate von Bertha von Suttner vor und diskutierten deren Bedeutung im heutigen Kontext. Auch Passant:innen wurden einbezogen, etwa durch das Ziehen von Zitaten aus einer „Friedens-Lostrommel“. Ziel sei es gewesen, eine niederschwellige Auseinandersetzung mit dem Vermächtnis der Friedensnobelpreisträgerin und der Geschichte des Ortes zu ermöglichen, so die Veranstalter:innen.

Ein älterer Teilnehmer erinnerte in einer Gesprächsrunde an die Umbenennungsdebatten der 1980er Jahre und begrüßte die Aktion ausdrücklich: „Es ist großartig, dass heute wieder Bezug auf Bertha von Suttner genommen wird. Es zeigt, wie wichtig es ist, die Geschichte des Widerstands gegen Krieg und Unterdrückung wachzuhalten und weiterzuführen.“
Bertha von Suttners Appell bleibt aktuell
Mit der symbolischen Umwidmung des Denkmals wollten die beteiligten Gruppen nach eigener Aussage ein Zeichen für historische Verantwortung und gegen eine unkritische Kolonialverherrlichung setzen. Mirte Hanson von Women Defend Rojava verdeutlichte die Intention mit den Worten von Suttners: „Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder!“ und „Rache und immer wieder Rache! Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden.“ Zum Abschluss zitierte Hanson eines der bekanntesten Zitate der österreichischen Friedensnobelpreisträgerin: „Die Waffen nieder – Sagt es vielen“.