Forderung nach Maßnahmen gegen Türkei
Der türkische Drohnenangriff auf einen zivilen Konvoi nahe der Tişrîn-Talsperre am Euphrat hat mindestens drei Todesopfer und 15 Verletzte gefordert. Das bestätigte die Behörde für innere Sicherheit (Asayîş) in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien am Mittwochabend. Unter den Verwundeten seien auch einige Schwerverletzte, die von Ersthelfer:innen versorgt wurden, die den Konvoi begleiteten, hieß es weiter. Zuvor war von einem Todesopfer die Rede.
Wohl Gleitbomben von Drohne abgefeuert
Das unbemannte Flugzeug der türkischen Luftwaffe hatte am Nachmittag mutmaßliche Gleitbomben auf einen Autokonvoi gefeuert. Die Fahrzeugkolonne hatte sich auf dem Weg zur Tişrîn-Talsperre befunden, als sich der Angriff ereignete. Bei zwei der Verletzten handelt es sich um Frauen, zwei weitere sind Journalisten. Eines der Todesopfer war eine aus Raqqa angereiste Aktivistin des arabischen Frauenverbands Zenobiya. Tausende Menschen waren am Morgen in verschiedenen Städten Nord- und Ostsyriens mit hunderten Autos aufgebrochen, um sich an einem Protest an der Stauanlage zu beteiligen. Grund dafür sind die seit Anfang Dezember andauernden Angriffe der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Proxy-Truppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) in der Region.
Protestkonvoi nicht abgebrochen
Trotz des tödlichen Drohnenangriffs wurde der Protestkonvoi nicht angehalten. Die Beteiligten fuhren bis zum Einzugsgebiet der Talsperre und führten anschließend einen Marsch zu der Anlage durch. Dort fand anschließend eine öffentliche Presseerklärung statt. Im Namen der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) wurde eine Erklärung verlesen, mit der die internationale Staatengemeinschaft, die US-geführte Koalition gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und Menschenrechtsorganisationen zum Einschreiten gegen die „genozidale Gewalt“ der Türkei und ihrer Verbündeten aufgefordert wurden. Den Verbänden der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), die den Damm verteidigen, wurde gedankt für ihren „unermüdlichen Widerstand gegen die Aggressoren und ihren Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit“.
Angriffe erfordern Maßnahmen der Staatengemeinschaft
„Die Angriffe gegen unsere multiethnische und multireligiöse Bevölkerung und unsere Infrastruktur, insbesondere jene gegen die Tişrîn-Talsperre, stellen klare Kriegsverbrechen dar und verstoßen gegen alle relevanten internationalen Abkommen und Konventionen, die sich mit dem Angriff und der Zerstörung ziviler Infrastruktur befassen. Diese Verbrechen der Türkei stehen im Einklang mit ihrer anhaltenden Aggression gegen die Region Minbic und den gesamten Norden und Osten Syriens und erfodern eine Verfolgung durch die internationale Justiz“, hieß es in der Erklärung. „Wir verurteilen diese Aggression, die die Bemühungen um Stabilität untergraben und dem Terrorismus Vorschub leisten, und bbetonen die Notwendigkeit eines Eingreifens der internationalen Gemeinschaft und ihrer Institutionen sowie der Akteure, die ein Interesse daran haben, die Eskalation in Syrien einzudämmen.“
Lebenswichtige Infrastruktur „betriebsunfähig gebombt“
In der Erklärung wurde hervorgehoben, dass die Talsperre Tişrîn (auch Tischrin) schon vor Wochen „betriebsunfähig gebombt“ wurde und dadurch die Wasser- und Stromversorgung in weiten Teilen von Kobanê und Minbic sowie anderen Gebieten in der Autonomieregion eingebrochen ist. Unzählige Menschen seien von ihrem Recht auf Zugang zu sauberem Wasser beraubt. Inzwischen drohe sogar ein Dammbruch. „Trifft dieser Fall ein, werden wir eine unvorstellbare humanitäre und ökologische Katastrophe erleben. Diese Katastrophe wird sich nicht nur auf die Dörfer im Umland der Talsperre sowie die Städte flussabwärts beschränken, sondern auch den Irak treffen. Die internationale Gemeinschaft hat die Pflicht, die von der Türkei provozierte Krise, die die Energie- und Wasserressourcen Syriens bedroht, abzuwenden.“
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