Über 8.000 Schutzsuchende hatten in der vergangenen Woche aus Marokko in die spanische Exklave Ceuta in kleinen Booten oder auch schwimmend übergesetzt und damit die EU erreicht. Marokko hatte Berichten zufolge die Kontrolle der Grenzen eingestellt, um Spanien politisch aufgrund seiner Unterstützung für die saharauische Befreiungsbewegung POLISARIO unter Druck zu setzen. Mindestens zwei Menschen starben bei dem Versuch, die Grenze zu überqueren.
Spanien reagierte mit 7.000 weitgehend illegalen Zurückweisungen. Schutzsuchende wurden mit Knüppeln ins Meer zurückgetrieben. In der Stadt wurden zudem bisher 438 unbegleitete Kinder und Jugendliche registriert. Diese werden aufgegriffen und in Lagerhallen unter dem Vorwand der Quarantäne festgehalten.
Kleine Kinder in Lagerhallen interniert
Nach Angaben des spanischen Sozialministeriums seien die Kinder „viel jünger als gewöhnlich“ sie befänden sich im Alter von zwischen sieben und neun Jahren. Dennoch werden sie in von der Polizei umstellte Lagerhallen gepfercht. Neben dieser schweren Verletzung des besonderen Schutzbedürfnisses von Kindern werden diese so der Pandemie de facto ausgeliefert. Mehrere Minderjährige, die es geschafft haben, aus den Lagern zu entkommen, haben darüber berichtet, dass die überfüllten, unzureichenden Einrichtungen dazu führten, dass sie tagelang ohne warme Mahlzeiten auskommen mussten - sie lebten stattdessen von kleinen Mahlzeiten wie Äpfeln, Joghurt und Sandwiches. Der Mangel an Betten führt dazu, dass viele der Kinder auf dem Boden schlafen müssen.
„Ich würde es vorziehen, in einem verlassenen Auto zu schlafen, wie ich es die ersten Tage hier getan habe. Das ist bequemer", sagte ein Jugendlicher gegenüber ElDiario.es. „Ich will hier raus“, sagte ein anderer zu El País, nachdem er ein Video aufgenommen hatte, das einen mit Exkrementen bedeckten Badezimmerboden zeigt, nachdem die Toiletten nicht mehr funktionierten. Gegenüber dem Guardian waren die Behörden in Ceuta bisher zu keinem Kommentar bereit.
Spitze des Eisbergs
Es wird vermutet, dass viele weitere Minderjährige in Parks und auf den Straßen von Ceuta ohne finanzielle Mittel und ohne Aufsicht durch Erwachsene schlafen. Die Beamten in der 85.000 Einwohner zählenden Stadt haben das spanische Mutterland um Hilfe gebeten.
Amnesty International reagiert auf Berichte, wonach Spanien Kinder ohne ordnungsgemäßes Verfahren über die Grenze zurückgeschickt haben: „Amnesty erinnert die Behörden daran, dass sie sicherstellen müssen, dass das Kindeswohl in allen Fällen gewahrt wird und dass diese jungen Menschen in der Lage sein müssen - falls angemessen - internationalen Schutz zu beantragen.“