5.000 Schutzsuchende erreichen schwimmend Ceuta

Etwa 5.000 Schutzsuchende haben schwimmend die spanische Exklave Ceuta in Nordafrika erreicht. Unter den Schutzsuchenden befinden sich 1.500 Minderjährige. Die spanische Regierung wirft Marokko vor, „die Grenzen geöffnet“ zu haben.

Nach Angaben der Regierung der spanischen Exklave Ceuta haben am Montag mehr als 5.000 Schutzsuchende aus Marokko die abgeschottete Kleinstadt erreicht. Die meisten Schutzsuchenden erreichten den EU-Staat zwischen 16.30 und 19.00 Uhr. Einige haben Berichten zufolge Ceuta mit Schwimmringen oder in kleinen Schlauchbooten erreicht. Mancherorts war die Querung des Meers aufgrund von Ebbe auch zu Fuß möglich. Mindestens ein Schutzsuchender ist gestorben, während nach Angaben aus Polizeiquellen 300 noch vor 22.00 Uhr nach Marokko zurückgewiesen wurden. Solche Pushbacks sind illegal.

Marokkos zynisches Spiel mit Schutzsuchenden nach türkischem Vorbild

Die spanische Regierung wirft Marokko vor, keinerlei Anstalten gemacht zu haben, die Menschen aufzuhalten. Möglicherweise spielt die Regierung der ehemaligen spanischen Kolonie ein ähnliches Spiel wie das türkische Regime. Es kam zu Verstimmungen zwischen Spanien und Marokko, nachdem die marokkanischen Geheimdienste im April aufgedeckt hatten, dass der Generalsekretär der saharauischen Freiheitsbewegung Frente Polisario, Brahim Ghali, mit falscher Identität in einem Krankenhaus in Logroño wegen Covid-19 behandelt worden war. Die marokkanische Regierung hatte mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht und versucht offensichtlich nun, über die Schutzsuchenden Druck auf Spanien zu machen.

Der Westsahara-Konflikt

1973 wurde die Frente Polisario als nationale Befreiungsbewegung gegen den spanischen Kolonialismus gegründet. Nach dem Ende des Franco-Regimes wurde die Westsahara 1976 in die Unabhängigkeit entlassen. Diese Unabhängigkeit war nur von kurzer Dauer, Mauretanien und Marokko annektierten die Region. Aufgrund des entschlossenen Freiheitskampfes der Polisario musste Mauretanien 1979 einen Friedensvertrag schließen und den annektierten Teil der Westsahara räumen. Marokko herrschte weiter mit blutiger Gewalt. Erst 1991 kam es zu einem Waffenstillstand. Im Jahr 2020 kam es zu erneuten Provokationen des marokkanischen Regimes, die in Gefechten mündeten. Aufgrund der marokkanischen Kriegspolitik hat die Polisario den Waffenstillstand am 13. November 2020 aufgekündigt. Seitdem herrscht wieder offener Krieg in der Region.

Spanien und Marokko befinden sich in einer heftigen Konkurrenzsituation und der Konflikt um die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla schwelt. Marokko versucht, über die Flüchtlingsfrage Druck auf Spanien aufzubauen, während Spanien die Polisario zumindest mittelbar unterstützt.