Zwei Guerillakämpfer in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen
Die Guerillakämpfer Rêzan Botan und Bawer Botan sind bei Angriffen der türkischen Armee in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.
Die Guerillakämpfer Rêzan Botan und Bawer Botan sind bei Angriffen der türkischen Armee in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.
Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben den Tod von zwei Guerillakämpfern bekanntgegeben. Rêzan Botan und Bawer Botan sind laut einer Erklärung des HPG-Pressezentrums vom Donnerstag am 6. August infolge von Angriffen der türkischen Armee in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.
Codename: Rêzan Botan Vor- und Nachname: Rezan Güngen Geburtsort: Şirnex Namen von Mutter und Vater: Zeliha – Beşir Todestag und -ort: 6. August 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete |
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Codename: Bawer Botan Vor- und Nachname: Bekir Kına Geburtsort: Istanbul Namen von Mutter und Vater: Süphan – Haci Todestag und -ort: 6. August 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete |
Die HPG würdigen Rêzan Botan und Bawer Botan als zwei entschlossene Kämpfer, die trotz ihres jungen Alters auf beeindruckende Erfolge im Widerstand gegen die türkische Besatzung Südkurdistans blicken konnten. Sie hätten eine beachtliche Intelligenz und Reife aufgewiesen und stets entsprechend ihrem Ideal, jeden Moment ihres Daseins in den Bergen der apoistischen Ideologie und der Loyalität gegenüber den Gefallenen und dem kurdischen Volk zu widmen, gehandelt. „Sie nehmen ihren Platz in der Geschichte unseres Kampfes als außergewöhnliche Helden ein, die mit ihrer Haltung allen Jugendlichen Kurdistans als Vorbild dienen sollten“, erklären die HPG und machen zur Identität der Gefallenen folgende Angaben:
Rêzan Botan
Rêzan Botan wurde in der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) geboren. Er wuchs in einem vom kurdischen Befreiungskampf geprägten Umfeld auf und wurde 2015 Zeuge der Kriegsverbrechen, die der türkische Staat im Zuge der Militärbelagerung in zahlreichen Städten Kurdistans verübte. Im Juli jenes Jahres hatte die Führung in Ankara damit begonnen, den 2014 noch während des Dialogprozesses mit Abdullah Öcalan hervorgebrachten „Çöktürme Planı“ (Zersetzungsplan) umzusetzen. Dabei handelt es sich um ein militärisches und politisches Vernichtungskonzept gegen die kurdische Gesellschaft, das bis heute Bestand hat.
Rêzan Botans Onkel Behlül Güngen (Murat) beteiligte sich am Widerstand für Selbstverwaltung in Nordkurdistan. Er kam im Mai 2016 in Şirnex ums Leben. Dieser Verlust war ein prägendes Ereignis für den damals noch Jugendlichen – und gleichzeitig ein Kernelement für die türkischen Repressionsbehörden, Druck auf die Eltern auszuüben. Die Familie verließ den Heimatort und siedelte nach Südkurdistan über, wo sie sich im Flüchtlingslager Mexmûr niederließ. Als Ende 2022 mit Güler Güngen (Rûken Botan) auch eine Tante von Rêzan Botan im Widerstand gegen den türkischen Staat starb, fasste er den Entschluss, in die Berge zu gehen. Bereits zuvor hatte er mehrfach den Wunsch geäußert, Guerillakämpfer zu werden. Da er zu dem Zeitpunkt noch nicht volljährig gewesen sei, kam die Organisation dem Anliegen zunächst nicht entgegen. Erst seit Anfang dieses Jahres gehörte Rêzan Botan den HPG an.
Bawer Botan
Bawer Botan wurde in der westtürkischen Metropole Istanbul geboren. Seine Eltern mussten Kurdistan aufgrund der dort gültigen Unterdrückungs- und Vernichtungspolitik verlassen und zogen nach Istanbul, erzogen ihren Sohn jedoch entsprechend der Identität, der Tradition und des Bewusstseins ihrer eigenen Geschichte und der kurdischen Realität. Als junger Heranwachsender engagierte er sich unter dem Dach der kurdischen Jugendbewegung, um seine Antwort auf die staatliche Repression gegenüber Kurdinnen und Kurden zu geben, von der er selbst ebenfalls betroffen war. Besonders aktiv war er im Bereich der Aufklärungsarbeit über die sogenannten Spezialkriegsmethoden. Zu den Schlüsselelementen dieser antikurdischen Kriegsführung gehören unter anderem die massive Förderung von Drogenkonsum und Prostitution, um die Jugend zu manipulieren und sie der Politik zu entfremden. Der Guerilla schloss sich Bawer Botan im Sommer 2019 an – aus Wut über die genozidären Maßnahmen des türkischen Staates in Kurdistan.
Die HPG sprechen den Angehörigen von Rêzan Botan und Bawer Botan sowie dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus. „Wir versprechen, dass wir die Erinnerungen an diese beispielhaften und mutigen Kameraden, die mit ihren reinen Seelen, großen Träumen und der Liebe zur Freiheit unsere Reihen bereicherten, stets lebendig halten und Vergeltung für ihren Tod nehmen werden.“