Vier Guerillakämpfer tödlich verunglückt

Nach HPG-Angaben sind vier Guerillakämpfer bei einem Unfall während der Ausbildung in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.

In den Medya-Verteidigungsgebieten sind im Februar vier Guerillakämpfer bei einer ungewollten Explosion während der Ausbildung ums Leben gekommen. Das gibt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) bekannt: „Bei diesem Unfall sind unsere Weggefährten Sîdar, Mordem, Serbest und Şevger gefallen. Jeder einzelne von ihnen war ein opferbereiter Kommandant. Dass sie auf diese Weise gefallen sind, ist ein schwerer Verlust für uns und unser Volk.“

Zu den Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:

                                      

Codename: Sîdar Zîlan
Vor- und Nachname Xelîl Zezrob
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Ezîz
Todestag und -ort: Februar 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Mordem Êrîş
Vor- und Nachname Vedat Bingöl
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Fahriye – Nusret
Todestag und -ort: Februar 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Serbest Bêrîtan
Vor- und Nachname Ramazan Can
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Atiye – Ali
Todestag und -ort: Februar 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Şevger Hîvron
Vor- und Nachname Mehemed İdan
Geburtsort: Minbic
Namen von Mutter und Vater: Cîhan – Salih
Todestag und -ort: Februar 2022 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Sîdar Zîlan

 

Sîdar Zîlans Familie stammt aus Efrîn, er selbst kam in Aleppo zur Welt und wuchs unter dem Einfluss des Baath-Regimes auf. Seine Familie war jedoch patriotisch und Sîdar erkannte früh die Widersprüche in dem bestehenden System. Er konnte zwar nicht in seiner Muttersprache unterrichtet werden, bemühte sich jedoch darum, sich auf Kurdisch auszudrücken. Im Zuge der Revolution von Rojava wurde er in der kurdischen Jugendbewegung aktiv und erfuhr mehr über die PKK und Abdullah Öcalan. Ab 2012 war er aktives Mitglied der Befreiungsbewegung und hielt sich eine Zeitlang in Rojava auf. Bei der Verteidigung der Revolution wurde er drei Mal verletzt. Danach ging er in die Berge und wurde Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet. Er übernahm mehrfach kritische Aufgaben und wurde zum Kommandanten. Die HPG beschreiben ihn als herausragenden Militanten, der durch seine Intelligenz auffiel und seinen Weggefährt:innen tief verbunden war.

Mordem Êrîş

 

Mordem Êrîş ist in Amed geboren und hat seine Kindheit im Altstadtbezirk Sûr verbracht, wodurch er das Kolonialsystem des türkischen Staates früh kennenlernte. Während seines Studiums in Ankara wurde er in der kurdischen Jugendbewegung aktiv und engagierte sich in verschiedenen Bereichen. Mit seiner Arbeit stieß er wichtige Entwicklungen an und geriet dadurch ins Visier des türkischen Staats. Er wurde verhaftet und verbrachte zwei Jahre im Gefängnis. In dieser Zeit vertiefte er sein Wissen über die PKK und die Philosophie Abdullah Öcalans. Nach seiner Entlassung dachte er darüber nach, seinen Kampf in den Bergen fortzusetzen. Ausschlaggebend für seine Entscheidung war die Unterstützung des türkischen Staates für den IS, als dieser 2014 Şengal und Kobanê angriff. 2015 schloss er sich mit einer Gruppe der Guerilla an. Er hielt sich eine Zeitlang im Qendîl-Gebirge auf und wurde Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet. Die HPG beschreiben ihn als eine begeisterungsfähige Persönlichkeit mit einem dynamischen und aktiven Charakter, die „alle Schwierigkeiten lachend bewältigte und damit zu einer Quelle der Moral für seine Weggefährt:innen wurde“.

Serbest Bêrîtan

 

Serbest Bêrîtan ist in Cizîr geboren und aufgewachsen. Das Leben in der kurdischen Widerstandshochburg reichte aus, um in ihm ein Bewusstsein von der Realität des türkischen Staates entstehen zu lassen. Er erlebte diverse Angriffe mit und wollte sich bereits 2012 der Guerilla anschließen. Da er noch zu jung war, wurde er nicht aufgenommen. Er blieb jedoch beharrlich und ging schließlich 2014 in die Berge. Dort entwickelte er sich durch großen Fleiß weiter und beschäftigte sich intensiv mit der Philosophie Abdullah Öcalans. Mit seinem Elan vermochte er es, seine Weggefährt:innen mitzuziehen und ihnen Kraft zu geben. Er übernahm große Verantwortung und schlug sich selbst immer für die schwierigsten Arbeiten vor. 2016 ging er in die Region Avaşîn und nahm an zahlreichen erfolgreichen Aktionen gegen den Feind teil. Er wurde Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet und vertiefte seine ideologische Bildung. Die HPG beschreiben ihn als ein Beispiel der Opferbereitschaft.

Şevger Hîvron

 

Şevger Hîvron ist in der multiethnischen Metropole Minbic in Nordsyrien zur Welt gekommen. Die Region stand zunächst unter der Kontrolle des Baath-Regimes und wurde später vom IS besetzt. Şevger lernte die kurdische Bewegung kennen, als Minbic von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) befreit wurde. Er wollte mehr über den Ursprung der Entwicklungen in Nord- und Ostsyrien erfahren und wurde selbst in der revolutionären Arbeit aktiv. Nach kurzer Zeit ging er in die Berge zur Guerilla und entwickelte sich durch die dortige Ausbildung schnell weiter. Nach einer tiefen Auseinandersetzung mit der Philosophie von Abdullah Öcalan wurde er Teil der Sondereinheit Hêzên Taybet. Er las viel und diskutierte ständig mit seinen Weggefährt:innen über das Öcalan-Paradigma. Bei allen Arbeiten zeigte er eine unbändige und zielgerichtete Energie, wofür er in seinem Umfeld sehr geschätzt wurde. Die HPG erklären: „Unser Genosse Şevger wurde bei einem Unfall bei der Errichtung eines Kriegstunnels schwer verletzt und ist trotz aller Bemühungen gefallen.“ Dieser Verlust sei hart und schmerzhaft. Şevger Hîvron habe davon geträumt, den Feind in den unterirdischen Verteidigungsanlagen zu besiegen. „Diesen Traum werden wir wahr werden lassen“, so die HPG.

In der Erklärung heißt es weiter, dass die Guerilla aus diesem tragischen Unfall Konsequenzen ziehen wird. Den Familien der Gefallenen und dem Volk Kurdistans sprechen die HPG ihr Mitgefühl aus.