Videoaufnahmen zu Massaker in Gever aufgetaucht

2016 kamen im nordkurdischen Gever (Yüksekova) in der Provinz Colemêrg (Hakkari) vier Zivilisten ums Leben, als aus einem gepanzerten Polizeifahrzeug auf sie geschossen wurde. Nun sind Videoaufnahmen aus dem Kameraturm des Panzerwagens aufgetaucht.

2016 kamen im nordkurdischen Gever (Yüksekova) in der Provinz Colemêrg (Hakkari) vier Zivilisten ums Leben, als aus einem gepanzerten Polizeifahrzeug auf sie geschossen wurde. Nun sind Videoaufnahmen aus dem Kameraturm des Panzerwagens aufgetaucht.

Nach einem Bericht von Jin News sind Videoaufnahmen aus dem Kameraturm des Panzerwagens der Polizei aufgetaucht, aus dem am 8. Oktober 2016 auf der Cengiz-Topel-Straße im Zentrum von Gever kurdische Zivilisten erschossen wurden. Bei dem Angriff kamen vier Personen ums Leben, zwei weitere wurden verletzt.

Das Panzerfahrzeug der Spezialeinsatzkräfte der Polizei des Typs Orman mit dem Kennzeichen 30 A 0593 fuhr auf der belebten Cengiz-Topel-Straße, als aus dem Fahrzeug geschossen wurde. Serhat Buldan, Rahmi Safhalı, Necdet İşözü und Aydın Tümen wurden getötet, Şemsettin Kaya und Mehmet Ali Kaya verletzt.

Waffe wird auf vorbeigehende Zivilisten gerichtet

 

 

Die Aufnahmen zeigen, dass der Panzerwagen mit dem Kennzeichen 30 A 0593 hinter einem anderen Polizeifahrzeug den Hof des Polizeipräsidiums von Yüksekova verlässt.

Im rechten Bereich des Bildschirms wird die Aufschrift „schussbereit“ in rot angezeigt. Außerdem ist das Wort „El” (Hand) angezeigt, was sich auf die manuelle Steuerung bezieht. Die Waffe wird direkt nach Verlassen des Präsidiums nach rechts und links und bewegt. Auf den Aufnahmen ist ebenfalls zu erkennen, dass der Waffenlauf auf vorbeigehende Zivilist*innen gerichtet wird. Auffallend ist, dass sich der Waffenlauf des voranfahrenden Panzerfahrzeugs weniger bewegt. Etwas später wird die Waffe des Panzerwagens auf Zivilist*innen gerichtet, die auf der Cengiz-Topel-Straße unterwegs sind.

Schnellfeuer

Der Turm macht eine 360-Grad-Wendung und kommt an der Kreuzung vor dem Gefängnis zum stehen. Als sich rechts vom Panzerwagen ein LKW nähert, werden unmittelbar danach Schüsse abgefeuert. Dann wendet sich die auf dem Panzerdach montierte Waffe gegen etwa zehn Zivilisten, die sich auf dem Bürgersteig befinden. Für einige Sekunden werden Schüsse abgefeuert. Die Menschen flüchten in Panik in nahe gelegene Geschäfte. Währenddessen wird ein Zivilist von einer Kugel am Kopf getroffen, ein weiterer Zivilist bricht im Eingang seines Geschäfts zusammen. Mehrere Kugeln treffen die Fensterscheiben des Geschäfts. Nachdem das Feuer eingestellt wird, fährt der Panzerwagen eine Weile weiter und kommt dann zum stehen. Die Einblendung „Schussbereit" auf dem Bildschirm verschwindet. Der Blickwinkel der Kamera wird gen Himmel gerichtet.

Massaker an Zivilisten wurde „Unfall“ genannt

Ilyas Mekikli, Fahrer des Panzerwagens, wurde vom Polizeidienst suspendiert und am 8. Oktober 2016 verhaftet. Die offizielle Erklärung zu dem Angriff lautete, es sei ein „Unfall“ gewesen.

Die Generalstaatsanwaltschaft von Yüksekova erhob Anklage wegen Körperverletzung und fahrlässiger Tötung und fordert 15 Jahre Haft für den Polizisten. Ilyas Mekikli wurde mittlerweile aus der Haft entlassen.