In der nordkurdischen Stadt Cizîr (türk. Cizre) fand am Montagmorgen eine Vielzahl von Razzien gegen die kurdische Opposition statt. Dabei wurden unter anderem die vom Innenministerium abgesetzte Ko-Bürgermeisterin Berivan Kutlu und die HDP-Kreisvorsitzende Güler Tunç festgenommen. Die Spezialeinheiten gingen bei ihren Razzien mit großer Brutalität vor, schlugen Türen ein und bedrohten Kudret Adiyaman, die Mutter des Festgenommenen Cihan Ölmez, sowie Esmer Tunç, die Mutter des von Sicherheitskräften ermordeten Mehmet Tunç, mit Schusswaffen.
Vor den Augen von Kindern eine Waffe an den Kopf gehalten
Esmer Tunç berichtet: „Gegen fünf Uhr standen wir zum Morgengebet auf. Als wir gerade mit dem Gebet beginnen wollten, hörten wir Schläge gegen die Tür. Es wurde nicht geklingelt, die Tür wurde eingeschlagen. Daraufhin gingen wir in Richtung Tür. Wir sahen, dass es Polizisten waren, und sagten, sie sollten warten, wir würden öffnen. Aber als wir das sagten, hatten sie die Tür bereits aufgebrochen. Sie gingen sehr brutal vor. Im zweiten Stock ist die Wohnung von Güler. Da gingen sie rein. Ihre Tür schlugen sie ebenfalls ein.
Das ganze Viertel war abgeriegelt. Der Balkon, der Garten und das ganze Viertel war voll von Spezialeinheiten. Sie ließen nicht zu, dass wir die Tür öffneten. Daraufhin wurde ich wütend und sagte: ‚Was für eine Riesenangst habt ihr denn? Güler ist eine junge Frau, warum fürchtet ihr euch so sehr vor ihr? Sie hat keine Waffen oder Bomben zu Hause. Warum geht ihr so vor.‘ Als ich das sagte, hielten sie mir eine Waffe an den Kopf, vor den Augen meines Enkels. Sie sagten: ‚Schweig‘. Ich schwieg trotzdem nicht und sagte, ich werde nicht wieder reingehen. Dann packten sie mich und warfen mich brutal in die Wohnung. Mein Enkel hatte Angst. Er kam sofort zu mir und nahm mich in den Arm. Ich sagte zu ihm, dass nichts sei. Dann wollte ich hochgehen, um Güler zu sehen. Daraufhin wurde erneut eine Waffe auf mich gerichtet.“