Türkischer Luftangriff auf Dorf bei Zaxo

Die türkische Luftwaffe hat das Umland eines Dorfes in der Gemeinde Batîfa nahe der südkurdischen Stadt Zaxo angegriffen. Menschen wurden nicht verletzt, die Bombardierung verursachte jedoch erhebliche Schäden an den Häusern von Bewohnern.

Die türkische Luftwaffe hat ein Wohngebiet in der südkurdischen Gemeinde Batîfa nahe der Stadt Zaxo angegriffen. Ziel der Bombardierung am späten Samstagnachmittag war das Dorf Rûysî. Menschen wurden durch den Luftschlag offenbar nicht verletzt, die Bombardierung im Umland der Ortschaft verursachte jedoch erhebliche Schäden an den Häusern und Anbaugebieten von Bewohner*innen. Durch die Wucht der Detonationswelle des Luftangriffs barsten Scheiben an Fenstern und Türen, wie auch auf Fotos zu erkennen ist, die von RojNews veröffentlicht wurden.

Batîfa liegt etwa 30 Kilometer östlich der Stadt Zaxo, die an der Grenze zur Türkei liegt, auf der Route vom Grenzübergang Ibrahim Khalil nach Mosul. Bis zu den Massakern während der sogenannten „Anfal-Operation” existierten in Batîfa 73 Dörfer, die während dem Genozid vollständig zerstört wurden. Nur mühsam konnte ein Teil wiederaufgebaut werden. Unter dem Namen „Anfal-Operation” hat das irakische Baath-Regime zwischen 1986 und 1989 eine Reihe von Angriffen auf die kurdische Bevölkerung und andere Minderheiten wie die Assyrer und Chaldäer in den ländlichen Gebieten des Nordirak durchgeführt. Anfal bedeutet übersetzt „Kriegsbeute“ und bezieht sich auf die achte Sure des Koran, welche eine strategische Kriegshandlung gegen Ungläubige beschreibt. 1988 erreichte die Operation ihren Höhepunkt. Das Baath-Regime nutzte den Namen Anfal für eine systematische Vernichtungsoperation gegen Kurden, die zwischen dem 23. Februar und dem 6. September 1988 stattfand.

Die kurdische Bevölkerung, die durch das Regime unterdrückt wurde, hatte sich seit 1986 im Iran-Irak Krieg auf die Seite Teherans gestellt. In Völkermordsabsicht wurden die vor Beginn der Massaker in den kurdischen Gebieten ausgerufenen „Sperrgebiete“ erweitert und die dortige Bevölkerung zwangsvertrieben. Unabhängig von Alter und Geschlecht wurden die Menschen bezichtigt, iranische Agenten zu sein, und zur Flucht genötigt. Die, die geblieben sind, wurden ausgebürgert. Während der Anfal-Operation wurden bis zu 182.000 Menschen getötet, mehrere Millionen verletzt, vertrieben und in Konzentrationslagern dem qualvollen Tod durch Hunger und mangelnde Pflege überlassen worden. Mehr als 4.000 Dörfer, 1.800 Schulen, 300 Krankenhäuser, 3.000 Moscheen und 27 Kirchen wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Türkische Invasion seit 15. Juni

Die türkische Armee greift täglich inzwischen südkurdisches Territorium an. Insbesondere der Rückzugsraum der Guerilla liegt im Visier des NATO-Mitgliedsstaates. Die Türkei will die von den Volksverteidigungskräften (HPG) kontrollierten Regionen Südkurdistans an das eigene Staatsgebiet angliedern und übt ihre Vertreibungspolitik vor allem durch die Zerstörung der zivilen Infrastruktur und durch Terror gegenüber der Bevölkerung aus. Regelmäßig werden Siedlungsgebiete der angestammten Bevölkerung angegriffen. Die PDK-regierte Autonomieregion in Hewlêr (Erbil) ignoriert die Besatzungsbestrebungen der Türkei. Die Guerilla hält mit verschiedenen Offensiven gegen die Pläne Ankaras.

Seit Beginn der jüngsten türkischen Invasion am 15. Juni sind in Südkurdistan mindestens zehn Zivilisten getötet worden, zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt. Am 11. August sind in der Region Bradost bei einem gezielten Luftschlag der türkischen Armee zwei Kommandeure des irakischen Grenzschutzbataillons sowie ein Guerillakommandant der HPG ums Leben gekommen.