Türkische Luftwaffe bombardiert christliches Dorf in Dihok

Die türkische Armee hat christliches Siedlungsgebiet im südkurdischen Dihok bombardiert.

Die türkische Luftwaffe greift in Südkurdistan weiterhin irakisches Territorium an. Wie die Nachrichtenagentur RojNews meldet, bombardierten Kampfflugzeuge am späten Nachmittag christliche Siedlungsgebiete westlich der Stadt Dihok im gleichnamigen Gouvernement. Getroffen wurde demnach der Berg Qeşefrê im Dorf Sêcê bei der Stadt Sêmêl (Simele). Angaben über Tote oder Verletzte liegen nicht vor.

Die Stadt Sêmêl war zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ein kleines kurdisches Dorf. Während des Genozids an den Christen im Osmanischen Reich zwischen 1914 und 1918 flohen die Nestorianer – Assyrer aus dem nordkurdischen Colemêrg (türk. Hakkari) – dorthin, aus der kleinen Ortschaft wurde eine Stadt. Kurz nach der Gründung des Irak im Jahr 1932 wurden die Assyrer wieder zum Ziel von Mord und Vertreibung, als sich im August 1933 das „Massaker von Simele“ ereignete. Die Ereignisse waren nicht bloß auf Sêmêl beschränkt, sondern betrafen etliche Dörfer in der gesamten Region Dihok. Insgesamt wurden bis zu 9000 Assyrer, vor allem Männer und Jugendliche, unter der Führung des irakischen Militärs ermordet. Das besonders betroffene Dorf Sêmêl wurde Namensgeber dieses Genozids. Dort starben etwa 350 Menschen – sunnitisch-kurdische Stämme, die mit der irakischen Regierung kooperierten, beteiligten sich an den Massakern.

Überlebende des Genozids flohen daraufhin in das Khabur-Tal in Nordostsyrien, das sie als Siedlungsgebiet vom Völkerbund in Genf zugesprochen bekamen. Gegenwärtig sollen noch etwa 170 assyrische Familien in Sêmêl leben.

Tägliche Luftangriffe der türkischen Armee

In Südkurdistan schlagen inzwischen täglich türkische Bomben ein. Am Montag hatte die türkische Armee mit Bombardierungen von Guerillagebieten im Gebirge am Dreiländereck Türkei-Iran-Irak, der ezidischen Şengal-Region und des Flüchtlingslagers Mexmûr eine Luft- und am Mittwoch eine Bodeninvasion eingeleitet. Die kurdische Regionalregierung in Hewlêr (Erbil) ignoriert die Besatzungsbestrebungen des Erdoğan-Regimes, die sich gegenwärtig auf die Region Heftanîn konzentrieren. Die Guerilla hält mit einer Offensive dagegen.