Prozess in Celle: IS-Witwe vor Gericht geständig

In Celle steht die Witwe eines IS-Terroristen aus der Wolfsburger Salafistengruppe vor Gericht. Beim Prozessauftakt zeigte sie sich geständig.

Deutsche Frauen im IS-Kalifat

Die Witwe eines mutmaßlichen Terroristen der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) muss sich seit Montag vor dem Oberlandesgericht (OLG) Celle verantworten. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft der 36-Jährigen vor, im Jahr 2014 von Wolfsburg aus nach Syrien gereist zu sein, um sich dem IS anzuschließen. Weil sie ihre beiden minderjährigen Kinder mitnahm, wird ihr neben der mitgliedschaftlichen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung auch die Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht vorgeworfen.

Der Ehemann der Angeklagten soll bereits zuvor nach Syrien gegangen sein und später für den IS gekämpft haben. Der Anklage zufolge lebte die Familie zunächst in der Stadt Tabqa im Norden des Landes. Dort soll die Wolfsburgerin die Rolle der Hausfrau ausgeübt und von den Versorgungsleistungen der Miliz profitiert haben. Ihre Kinder habe sie nach der radikalislamischen Lehre des IS erzogen. Die beiden sollen Bomben- und Flugzeugangriffe im Kriegsgebiet miterlebt haben.

Nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 2017 soll die Wolfsburgerin versucht haben, ihre Ausreise aus Syrien zu organisieren. Sie soll schließlich im Juni 2018 in der Türkei festgenommen und im August 2018 nach Deutschland gekommen sein. Vor dem OLG Celle hat ihr Verteidiger am Montag eine Erklärung verlesen. Sie hat demnach die Vorwürfe im Wesentlichen eingeräumt und sich geständig gezeigt, sagte ein Gerichtssprecher. Der Prozess wird am 30. September fortgesetzt.

Weitere IS-Witwe aus Wolfsburger Salafistengruppe verurteilt

In den vergangenen Monaten waren bereits weitere Frauen aus dem Umfeld der Wolfsburger Salafistengruppe in Celle angeklagt worden. Unter ihnen ist auch eine 32-Jährige, die am Dienstag vor einer Woche vom OLG zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt wurde. Nach Angaben des Gerichts war die Frau 2014 von Hannover nach Syrien zu ihrem Ehemann ausgereist, den sie zuvor per Skype geheiratet hatte. Sie hatte für ihn und einen anderen IS-Terroristen gesorgt sowie die Kinder aus anderen IS-Familien betreut – ebenfalls in Tabqa. Dafür sei sie vom IS finanziell versorgt worden.

Von QSD festgenommen – aus Internierungslager geflüchtet

2017 wurde die Frau bei einem Schleusungsversuch in die Türkei von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) festgenommen und in ein von der nordostsyrischen Autonomieverwaltung betriebenes Internierungslager gebracht. Von dort konnte sie flüchten und in die Türkei gelangen, 2019 wurde sie nach Deutschland abgeschoben. Die Frau habe die Tat während des Prozesses im Wesentlichen gestanden und sich vom IS distanziert, teilte das Gericht mit. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Foto: Radikalisierter Sohn einer ausländischen IS-Anhängerin zeigt während einer Sicherheitsoperation in Camp Hol die Kopf-Ab-Geste © QSD