Proteste vor französischen Konsulaten in Berlin und Hamburg

Aktivist:innen haben vor der französischen Botschaft in Berlin und dem Generalkonsulat in Hamburg an die vor zwölf Jahren vom MIT in Paris ermordeten Kurdinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez erinnert.

„Die Mörder sind bekannt – Frankreich schweigt“

Vor zwölf Jahren wurden die kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız (Sara), Fidan Doğan (Rojbîn) und Leyla Şaylemez (Ronahî) vom türkischen Geheimdienst MIT in Paris ermordet. Bis heute ist niemand für den Dreifachmord bestraft worden. In vielen Städten in Europa haben heute Protestaktionen unter dem Motto „Die Mörder sind bekannt – Frankreich schweigt“ vor französischen Konsulaten und Botschaften stattgefunden, so auch in Berlin und Hamburg

Berlin


Vor der französischen Botschaft am Pariser Platz in Berlin legten Aktivistinnen des Frauenrats Dest-Dan als Zeichen des Protests einen schwarzen Kranz nieder und erinnerten mit einer Schweigeminute an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez, die am 9. Januar 2013 im Kurdistan-Informationsbüro von einem Auftragsmörder erschossen wurden. Erinnert wurde auch an die Kurd:innen Evîn Goyî (Emine Kara), Mîr Perwer (Mehmet Şirin Aydın) und Abdurrahman Kızıl, die am 23. Dezember 2022 bei einem weiteren Massaker in Paris ermordet worden sind. In Berlin wird am Samstag – parallel zu einer zentralen Aktion in Paris – eine Demonstration stattfinden, Auftakt ist um 15 Uhr auf dem Alexanderplatz.

Hamburg

Auch vor dem französischen Generalkonsulat in Hamburg wurde ein schwarzer Kranz niedergelegt. Zu der Protestaktion in der Heimhuder Straße hatte der Frauenrat Rojbîn aufgerufen. Eine Sprecherin sagte: „Die PKK-Mitbegründerin Sakine Cansız, die Pariser KNK-Vertreterin Fidan Doğan und die Jugendaktivistin Leyla Şaylemez wurden im Kurdistan-Informationsbüro mit jeweils drei Kopfschüssen ermordet. Dass es sich um einen Auftragsmord des MIT handelte, ist durch Dokumente, Tonaufnahmen und Zeugenaussagen belegt. Der französische Inlandsgeheimdienst (DGSI) behandelt den Fall jedoch als Staatsgeheimnis und blockiert die Herausgabe von Informationen. Der nach dem Anschlag verhaftete Auftragsmörder Ömer Güney starb kurz vor Prozessbeginn im Dezember 2016 unter verdächtigen Umständen im Gefängnis.“

Kurdische Organisationen hätten die französischen Behörden wiederholt gewarnt, dass weitere Anschläge möglich sind, wenn die Auftraggeber des Dreifachmords und ihre Komplizen nicht bestraft werden, so die Sprecherin: „Zehn Jahre später wurde diese Warnung wahr. Am 23. Dezember 2022 wurden die KCK-Vertreterin Evîn Goyî (Emine Kara), der Künstler Mîr Perwer (Mehmet Şirin Aydın) und der Aktivist Abdurrahman Kızıl vor dem kurdischen Kulturzentrum Ahmet Kaya erschossen, in unmittelbarer Nähe vom Kurdistan-Informationsbüro. Bei dem Schützen handelt es sich um einen Franzosen, der Rassist sein soll. Die kurdische Seite hingegen sieht ein gezieltes Attentat auf ihre politische Vertretung und fordert die Einstufung als terroristische Tat, was von den Strafverfolgungsbehörden bisher verweigert wird.“

Auf der Kundgebung wurde auch auf den Drohnenkrieg der Türkei gegen die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens hingewiesen und eine Erklärung der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) verlesen. In Hamburg wird am Freitag um 17 Uhr am Jungfernstieg eine Kundgebung unter dem Motto „Freiheit und Schutz für die Minderheiten in Syrien“ stattfinden, um 22 Uhr startet am ZOB eine gemeinsame Busfahrt zur Demonstration in Paris.