Am 18. April haben Angriffe des irakischen Militärs auf die Şengal-Region begonnen. Am 2. Mai sind die Attacken in Sinûnê und Digor eskaliert. Nach Gesprächen ruhen seit einer Woche die Waffen, obwohl die südkurdische PDK immer wieder versucht, den Irak zu einer weiteren Eskalation zu drängen. Die Nachrichtenagentur RojNews sprach mit Pir Çeko, einem der Kommandant:innen der Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ), über die Entwicklungen und den Krieg. Zu den Ursachen der Angriffe sagt Çeko: „Insbesondere wollen wir, dass verstanden wird, dass die PDK, die Barzanî-Familie und die Türkei Şengal als eine strategische Region betrachten und ihre Pläne weiter umzusetzen versuchen.“
„Şengal wurde durch die Gefallenen gerettet“
Pir Çeko warnt vor der Besetzung Şengals und einem neuen Genozid und erklärt: „Angesichts der jüngsten Angriffe muss dem Feind klar sein, dass unser Volk einen Willen und eine militärische Kraft hat und organisiert ist. Şengal wurde von den Gefallenen gerettet und wird mit den Gefallenen wieder befreit werden.“
„Die PDK greift zu schmutzigen Methoden“
Pir Çeko sagt, die Türkei, die PDK und „ein paar Personen, die ihre Würde verkauft haben“, brächten die Region in größte Gefahr. Es sei Aufgabe der YBŞ, Şengal zu schützen. Der Kommandant erklärt: „Die PDK greift auf viele schmutzige Methoden zurück, um ihre Pläne für Şengal umzusetzen. Die PDK setzt im politischen, gesellschaftlichen und militärischen Bereich an. Unser Volk muss sich dessen bewusst sein und aufmerksam agieren. Diejenigen, die uns einmal verraten haben, werden uns immer verraten und niemals für uns eintreten.“
„Die Menschen in Şengal entscheiden selbst über ihre Zukunft“
Çeko sieht einen Zusammenhang zwischen der Aggression der PDK, der Türkei und der irakischen Regierung und sagt: „Wir werden jedem Angriff widerstehen und uns niemals beugen. Wir sind nicht gegen den Irak, aber wir sind gegen die Entscheidungen, die der irakischen Regierung von außen aufgezwungen werden. Denn unser Volk fällt diesen Entscheidungen und dieser Politik zum Opfer. Wir werden nicht zulassen, dass Beschlüsse über die Zukunft von Şengal von außen getroffen werden. Nur das Volk von Şengal darf über sein eigenes Schicksal bestimmen. Etwas anderes werden wir nicht zulassen.“
„Hinter dem Krieg stehen Kräfte von außen“
Çeko sieht vor allem die Türkei und die PDK hinter den aktuellen Angriffen. Die Kräfte, die von ihnen in die Şengal-Region entsandt wurden, stünden vor allem unter dem Einfluss dieser Mächte. „Leider sprechen bestimmte Personen im Namen der Ezidinnen und Eziden. Aber diese Leute gehören nicht zum Şengal und repräsentieren nicht das Volk der Region. Sie haben sich von der ezidischen Identität weit entfernt“, so Çeko. „Wer sich als Vertreter der Eziden versteht, so wie Viyan Dexil und Mihemed Xelîl, sollte sich dem Volk gegenüber verantwortlich sehen. Diese Personen verbreiten jedoch Angst in der Bevölkerung und behaupten, Tausende hätten Şengal verlassen, aber das ist nicht wahr. Einige der Familien, die Şengal verlassen haben, kehren nun nach Hause zurück. Hinter dieser Politik steht ein Plan der PDK. Sie hat kein Recht, wieder Entscheidungen über Şengal zu treffen.“
„Die PDK soll Şengal aufgeben und etwas gegen die türkische Invasion unternehmen“
Der YBŞ-Kommandant warnt die PDK: „Es ist nicht die Aufgabe der PDK, in Şengal zu intervenieren. Stattdessen ist es ihre Pflicht, dem türkischen Staat die Stirn zu bieten und die Invasionsangriffe auf Südkurdistan zu verhindern. Diejenigen, die unsere Kräfte als ‚inoffizielle Kräfte‘ bezeichnen, sollten ebenfalls genau wissen, dass die Stützpunkte der türkischen Armee im Irak und in Südkurdistan illegal sind. Auch wenn die türkischen Kräfte von der Familie Barzanî unterstützt werden, widerspricht dies den Entscheidungen der irakischen Regierung. Die Präsenz dieser Kräfte stellt eine Bedrohung für den Irak und insbesondere für das ezidische Volk dar.“
„Wir haben das Recht, uns selbst zu verteidigen“
Zur Legitimität aller Verteidigungs- und Sicherheitskräfte der Selbstverwaltung von Şengal sagt Çeko: „Es gibt überall regionale Sicherheitskräfte im Irak, alle verteidigen sich selbst. Als ezidische Bevölkerung haben wir das Recht, uns zu verteidigen und Massaker zu verhindern. Wir appellieren an die ezidischen Vertreter [in Südkurdistan], diejenigen, die wie Gefangene in Lagern gehalten werden, müssen freigelassen werden. Die PDK benutzt diese Menschen als Geiseln. Richtet euch nicht gegen die Ezidinnen und Eziden, die frei in Şengal leben, sondern lasst uns gemeinsam für die Eziden eintreten, die sich in der Hand der PDK befinden.
„Es geht um Sein oder Nichtsein“
Deshalb muss sich unser Volk erheben, sich die Hände reichen und dieses Komplott verhindern. Wir sagen noch einmal: Wir werden immer Widerstand leisten und uns gegen diejenigen verteidigen, die uns zerstören wollen. Wir wollten keinen Krieg, er wurde nicht von uns begonnen. Aber wir haben das Recht, unser Volk so zu verteidigen, wie wir es schon einmal getan haben."