Nomadenfamilie am Rande von Militäroperation festgenommen

In Farqîn bei Amed wurde eine kurdische Nomadenfamilie am Rande einer Operation von der türkischen Militärpolizei festgenommen, mehrere Personen sollen misshandelt worden sein. Außerdem ist die Rede von drei getöteten Mitgliedern der Guerilla.

Im ländlichen Umland von Farqîn (tr. Silvan) im Osten der nordkurdischen Provinz Amed (Diyarbakır) ist eine Nomadenfamilie gewaltsam von der türkischen Militärpolizei verschleppt worden. Mindestens fünf Angehörige der Familie D. im Alter zwischen neun und fünfundvierzig Jahren nahm die Gendarmerie unter „Terror“-Verdacht in Gewahrsam und brachte sie auf ein Revier in Farqîn. Das Kind wurde inzwischen in die Obhut von Verwandten gegeben. Die Erwachsenen, unter ihnen eine Frau, sollen nach einer obligatorischen Gesundheitskontrolle an das militärpolizeiliche Provinzkommando in Amed überstellt werden.

Der Vorfall ereignete sich am Samstag im östlich des Zentrums von Farqîn gelegenen Ort Bameydan (Yuva). Den Festnahmen vorausgegangen seien Gefechte zwischen Angehörigen der kurdischen Guerilla und der türkischen Armee, wie es heißt. Dabei sollen nach noch unbestätigten Angaben zufolge drei Mitglieder der Volksverteidigungskräfte (HPG) ums Leben gekommen sein. Die Guerillaorganisation der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat sich bisher noch nicht zu den Geschehnissen geäußert.

Nach den Auseinandersetzungen leitete die Armee eine Militäroperation in Bameydan ein, die Gegend wurde mittlerweile vollständig abgeriegelt. Das Operationsgebiet umfasst auch jenes Gebiet, in dem die kurdische Nomadenfamilie, die ursprünglich aus der Provinz Êlih (Batman) stammt, ihr Zelt aufgeschlagen hatte. Von der Hütte ist kaum noch etwas übrig, da es niedergebrannt worden ist. Unklar ist bisher allerdings, ob es im Zuge der Gefechte in Flammen aufging oder hinterher von Soldaten in Brand gesteckt wurde.

Anzeige bei IHD eingegangen

Auf der Online-Plattform X, die bislang unter dem Namen Twitter bekannt war, verbreiteten mehrere Accounts, die mutmaßlich der türkischen Armee nahestehen, Fotos, auf denen zwei bis auf die Unterhose entkleidete Männer zu sehen sind, die mit auf dem Rücken gefesselten Händen unmittelbar neben einem Panzerfahrzeug liegen. Nach Angaben der Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD in Êlih seien sie von einem Verwandten als Mitglieder der Nomadenfamilie identifiziert worden. Der 54-Jährige habe Anzeige wegen Folter erstattet und sei inzwischen auch selbst festgenommen worden. Auf den auf X verbreiteten Fotos sind auch drei gelbe Leichensäcke zu sehen.