Namen von Gefallenen veröffentlicht

Rosîda Mêrdîn, Mazlum Doğan und Berxwedan Qamişlo sind im März gefallen. Die HPG haben einen bewegenden Nachruf auf die kurdischen und arabischen Freiheitskämpfer:innen veröffentlicht.

Berxwedan Qamişlo, Rosîda Mêrdîn und Mazlum Doğan

Die Guerillakämpfer:innen Rosîda Mêrdîn, Mazlum Doğan und Berxwedan Qamişlo sind im März gefallen. Das teilte das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit. Rosîda Mêrdîn war langjährige Medienmitarbeiterin und Kommandantin der Verbände freier Frauen (YJA Star). Mazlum stammte aus Efrîn und Berxwedan war ein arabischer Internationalist, beide kämpften in Rojava gegen den IS. Die HPG sprachen ihren Familien und der Bevölkerung Kurdistans ihr Beileid aus und erklärten, dass der Freiheitskampf der Gefallenen weitergeht. Zur Identität der Gefallenen machten die HPG folgende Angaben:
 

Codename: Rosîda Mêrdîn
Vor- und Nachname: Emine Demir
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Yıldız–Nezir
Todestag und -ort: 17. März 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Mazlum Doğan
Vor- und Nachname: Besam Ali
Geburtsort: Efrîn
Namen von Mutter und Vater: Mehe – Adnan
Todestag und -ort: 17. März 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Berxwedan Qamişlo
Vor- und Nachname: Amir Ahmed El Casim
Geburtsort: Qamişlo
Namen von Mutter und Vater: Siham – Ahmed
Todestag und -ort: 17. März 2024 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Rosîda Mêrdîn


Rosîda Mêrdîn ist in Mêrdîn-Qoser geboren und unter dem Einfluss der kurdischen Freiheitsbewegung aufgewachsen. Ihre Familie stand der Bewegung nahe, aus ihrem familiären Umfeld waren viele Menschen im Freiheitskampf aktiv. Rosîda war der kurdischen Identität, Kultur und Sprache verbunden und kämpfte für ihren Erhalt. Dieses Engagement setzte sie ab 2007 auch während ihres Studiums in Ankara fort. Sie arbeitete für die kurdische Zeitung Azadiya Welat und wurde verhaftet. Nach ihrer Freilassung übernahm sie Verantwortung als Redakteurin der Zeitung. Ausschließlich aufgrund dieser Arbeit wurde sie im Alter von 24 Jahren zu 137 Jahren Gefängnis verurteilt. Weil ihr vom türkischen Staat keine andere Möglichkeit gelassen wurde, ging sie in die Berge und beteiligte sich dort an der freien Pressearbeit. Sie bekam eine Grundausbildung für neue Guerillakämpfer:innen und wurde zu einer militanten Verfechterin der Frauenbefreiungsideologie. In der folgenden Zeit arbeitete sie als Medienschaffende unter anderem für die Ko-Vorsitzenden des KCK-Exekutivrats und im Hauptquartier der HPG. Sie schrieb Texte und bereitete die Herausgabe von Büchern und Programmen vor. Mit ihrer Arbeit machte sie den Kampf der Guerilla bekannt und leistete einen wesentlichen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung der Freiheitsbewegung und der Bewusstseinsbildung im kurdischen Volk. Dabei legte sie Wert darauf, sich in allen Bereichen weiterzuentwickeln und eigene Schwächen zu erkennen und zu überwinden. Sie bildete viele Genossinnen und Genossen für die Medienarbeit aus. Ihre Energie und ihr Enthusiasmus beeinflussten ihr jeweiliges Umfeld.


Rosîda nahm auf allen Ebenen am Befreiungskampf teil. Sie arbeitete als Zeitungsverkäuferin, schrieb meisterhafte Texte, leistete Widerstand im Kerker, moderierte TV-Programme und unterrichtete die kurdische Sprache. Sie war eine talentierte Redakteurin, eine starke Weggefährtin und eine Kommandantin. Nach ihrem jahrelangen Einsatz in der Medienarbeit ging sie in die Zap-Region und beteiligte sich an der Kurojahro-Front am Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe. Sie kämpfte opferbereit, wurde verwundet und gab niemals auf. In den letzten drei Jahren setzte sie ihren Kampf im Zap entschlossen fort. Rosîda kam am 17. März zusammen mit ihren beiden Genossen Mazlum und Berxwedan ums Leben.

Mazlum Doğan

Mazlum Doğan kam als Sohn kurdischer Eltern in Efrîn-Şêrawa zur Welt. Seine Familie stand der Freiheitsbewegung nahe, deshalb kannte er die PKK bereits als Kind. Er bewunderte die Guerilla und träumte davon, selbst eines Tages ein Freiheitskämpfer in den Bergen zu sein. Im Zuge der Revolution in Rojava wurde er in der Jugendbewegung aktiv und lernte die Ideologie von Abdullah Öcalan besser kennen. Nach etwa zwei Jahren trat er den Verteidigungskräften bei und kämpfte gegen islamistische Gruppen der Al-Nusra-Front und des IS. Er nahm an diversen Befreiungsoffensiven teil, erlernte den Gebrauch verschiedener Waffen und gewann Kampferfahrung. 2018 kämpfte er an vorderster Front gegen die türkischen Invasionstruppen in Efrîn und wurde verwundet. Seine Verletzung minderte seinen Mut und seine Opferbereitschaft in keiner Weise, er kämpfte weiter. 2019 erlitt er eine schwere Verletzung bei der türkischen Invasion in Serêkaniyê. Nachdem seine Heimat Efrîn und anderthalb Jahre später auch Serêkaniyê und Girê Spî von der Türkei besetzt wurden, ging Mazlum in die Berge zur Guerilla. Er absolvierte eine kurze Ausbildung, um sich auf die Bedingungen des Guerillalebens umzustellen. Das gelang ihm aufgrund seiner Begeisterung für das Leben in den Bergen schnell. Nach einer weiteren militärischen Fachausbildung, in der er sich auch ideologisch auf einen Kampfeinsatz vorbereitete, kam er in eine teils mobile Einheit und nahm mit großem Erfolg an Widerstandsaktionen gegen die türkischen Besatzer teil. Mazlum kämpfte mutig und vorbehaltlos. Er war aufrichtig und wurde mit seiner herzlichen Persönlichkeit von seinen Mitkämpfer:innen geliebt und respektiert.

Berxwedan Qamişlo

Berxwedan Qamişlo kam als Sohn arabischer Eltern in Qamişlo zur Welt und wuchs unter dem Einfluss der Revolution in Rojava auf. Er erlebte alle Phasen der Revolution mit und verfolgte den legendären Widerstand gegen den IS. Ihm wurde schnell klar, dass die IS-Banden nichts mit dem wahren Islam zu tun haben, und er verabscheute ihre unmenschlichen Taten. Seine Überzeugung war, dass eine Welt, in der alle Bevölkerungsgruppen und Glaubensgemeinschaften gleichberechtigt zusammenleben, möglich ist. In diesem Bewusstsein wurde er in der revolutionären Jugendbewegung in Rojava aktiv und setzte sich intensiv mit der Ideologie von Abdullah Öcalan auseinander. Um diese Ideen zu verteidigen, schloss er sich dem bewaffneten Kampf an. Er durchlief eine militärische Ausbildung und spezialisierte sich auf den Gebrauch schwerer Waffen. Nach kurzer Zeit nahm er bereits an Aktionen gegen islamistische Banden teil. Dabei erlitt er eine Verwundung an beiden Füßen, nach seiner Genesung kämpfte er weiter. Ihm war klar, dass die islamistischen Angriffe in Rojava vom türkischen Staat gesteuert wurden. Nach der Besatzung von Serêkaniyê und Girê Spî entschied sich Berxwedan für den Guerillakampf in den Bergen Kurdistans. Das freie und vom kapitalistischen System unberührte Leben in den Bergen begeisterte ihn. Er durchlief eine erste Ausbildung und war von der kollektiven Lebensweise und den Beziehungen der Kämpfer:innen untereinander beeindruckt. Um sich auf einen Kampfeinsatz gegen die türkischen Besatzer vorzubereiten, bildete er sich im Guerillakampf weiter. Danach kämpfte er in Tunnelanlagen und im Gelände. Die türkische Armee griff mit Chemiewaffen und anderen verbotenen Kriegsmitteln an und Berxwedan leistete mit großem Mut und unerschütterlichem Willen Widerstand. Er war den Freiheitswerten aufrichtig verbunden und genoss das Vertrauen seiner Mitkämpfer:innen. Die HPG erklärten, seinen Kampf für ein freies Zusammenleben aller Menschen fortzusetzen.