Die Kobanê-Universität hat angekündigt, ehemaligen Studierenden, die ihr Studium in den Anfangsjahren der Revolution unterbrochen haben, künftig die Möglichkeit zu geben, ihr Bachelorstudium abzuschließen. Dies betrifft insbesondere Personen, die sich während des gesellschaftlichen Umbruchs militärischen Strukturen angeschlossen haben oder in Behörden der Selbstverwaltung arbeiten.

Die Entscheidung wurde von Şervan Muslim, Ko-Vorsitzender der Universität, in einer Pressekonferenz in der Universitätsbibliothek bekannt gegeben. Muslim erklärte, dass sich die Hochschule angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen in Nord- und Ostsyrien flexibel zeigen und auf den Wandel reagieren müsse.

„Viele Studierende verließen im dritten oder vierten Studienjahr die Universität, um sich aktiv am Aufbauprozess der Revolution zu beteiligen“, so Muslim. Die Universität habe daher beschlossen, diesen Personen – sofern sie aktuell in Einrichtungen der Autonomieverwaltung tätig sind – unter angepassten Bedingungen ein Weiterstudium zu ermöglichen. Der Unterricht soll dabei am Wochenende stattfinden, um den Arbeitsalltag der Betroffenen zu berücksichtigen. In Syrien ist das Wochenende am Freitag und Samstag.

Pressekonferenz der Hochschulleitung © ANHA

Die Initiative sei mit der Autonomieverwaltung abgestimmt worden und stoße auf breite Zustimmung, ergänzte Muslim. Weitere Informationen zur Anmeldung und zum Ablauf sollen in Kürze über die offizielle Website der Kobanê-Universität veröffentlicht werden, kündigte Muslim an.

Die Kobanê-Universität ging am 30. September 2017 an den Start, auf dem Prinzip einer demokratischen und freien Hochschule im System der demokratischen Nation. Hauptsächlich wird hier auf Kurdisch unterrichtet – für die unter dem (mittlerweile gestürzten) Baath-Regime lange unterdrückte Bevölkerung ein kostbares Novum.

Titelfoto: Verabschiedung der ersten Absolvent:innen der Kobanê-Universität 2021 © DAANES