Letztes verbliebenes Haus in Cizîr wird abgerissen

Das letzte der Zerstörung durch den türkischen Staat entgangene Haus in der nordkurdischen Stadt Cizîr soll nun abgerissen werden.

Zwischen dem 14. Dezember 2015 und dem 2. März 2016 herrschte in der nordkurdischen Stadt Cizîr (Cizre) eine Ausgangssperre. Das Stadtviertel, in dem die schwersten Massaker stattgefunden haben und über hundert Menschen in Kellern bei lebendigen Leib vom türkischen Militär verbrannt wurden, wurde vom türkischen Staat bis auf ein Gebäude dem Erdboden gleich gemacht. Auf den Trümmern wurde eine staatliche Neubausiedlung errichtet. Die Nachrichtenagentur Mezopotamya berichtet, dass nun das letzte verbliebene Gebäude von vor den Angriffen abgerissen werden soll. Der Hausbesitzer soll das Haus innerhalb von drei Tagen verlassen. Die 21-köpfige Familie Elçioğlu leistet von Beginn an Widerstand gegen die Räumung.

Die Familien, die ihre Häuser verlassen haben, bereuen es“

Xezal Elçioğlu berichtet von hohen Ausgaben, die sie getätigt haben, um das beschädigte Haus zu reparieren und dass sie sich geweigert haben, die Verträge des Ministeriums für Städtebau und Umwelt zu unterzeichnen. Die Verantwortlichen der Firma, welche mit den Neubauten beauftragt sind, und die Polizei, drohten der Familie immer wieder. „Aber wir sind nicht ausgezogen. Die Familien, welche die Formulare unterschrieben hatten, bereuen es jetzt. Aber die Zahl der Familien hat ständig abgenommen. Zuletzt waren wir noch drei Familien. Zwei von ihnen haben sie bisher zwangsgeräumt“, so Elçioğlu.

Wir finden keine Mietwohnungen“

„Wenn ihr die Verträge nicht unterschreibt, dann bekommt ihr keine Entschädigung. Ihr werdet gar nichts erhalten“, sind Drohungen, die Elçioğlu immer wieder zu hören bekam: „Vor zwei Tagen erst standen Polizisten vor unserer Tür und erklärten, dass wir unser Haus nicht verlassen können. Vor dem Haus würden Arbeiten mit dem Bagger stattfinden, so dass ein Verlassen des Hauses nicht möglich sei.“ Elçioğlu berichtet, dass sie schon lange auf Wohnungssuche sind: „Wir waren eine Woche in der ganzen Stadt unterwegs. Aber niemand hat uns eine Wohnung gegeben. Weil wir viele sind, geben sie uns keine Wohnung. Wo sollen wir denn hingehen?“