Kekse für Erdbebenopfer: HDP kritisiert mangelnde Unterstützung

Erdbeben lassen sich nicht verhindern, aber es können Maßnahmen getroffen werden, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. In der Türkei ist das nicht der Fall, stellt die HDP fest und hat eine Hilfskampagne für die Erdbebenopfer gestartet.

Eine Abordnung der Demokratischen Partei der Völker (HDP) hält sich im Erdbebengebiet in der Provinz Xarpêt (Elazığ) auf, um den Schaden des Bebens am Freitagabend zu evaluieren und Unterstützung für die Bevölkerung zu organisieren. Auf einer Pressekonferenz wurde bekannt gegeben, dass die ersten Hilfslieferungen aus anderen kurdischen Kommunen bereits eingetroffen sind und die Hilfe fortgesetzt wird.

Wie der örtliche HDP-Vorsitzende Baki Yıldırım erläuterte, hat die Partei in Xarpêt unmittelbar nach dem Erdbeben einen Krisenstab eingerichtet: „Ab ein Uhr nachts wurden Gruppen in die betroffenen Gebiete geschickt. In Xarpêt, Sivrîce und Gezin wurde eine Lagebewertung angestellt. Morgens sind unsere Leute durch die Dörfer gefahren, um sich vor Ort über das Ausmaß der Schäden und den Hilfebedarf zu informieren.“

Ergebnis der Gleichgültigkeit der Regierung

Die rechtspolitische Sprecherin der HDP-Fraktion, Ayşe Acar Başaran, erklärte auf der Pressekonferenz: „Natürlich können wir Naturkatastrophen dieser Art nicht verhindern, aber wir können uns darauf vorbereiten und Maßnahmen treffen, bevor es zu menschlichen und materiellen Verlusten kommt. Das sehen wir an vielen Orten dieser Welt. Wie wir heute bei dem Erdbeben mit Epizentrum in Sivrîce jedoch sehen müssen, sind wir in der Türkei nicht auf Naturkatastrophen vorbereitet. Sehenden Auges sind wir mit Toten konfrontiert. Wenn ein sechsstöckiges Gebäude, das als problematisch bezeichnet wird und von dem festgestellt wurde, dass es Naturkatastrophen nicht standhält, zum Grab von vier Personen wird, können wir die Verantwortung dafür nicht der Natur zuschreiben. Es ist das Ergebnis der Gleichgültigkeit einer Regierung, die unvorbereitet ist und nicht vorausdenkt. In diesem Zusammenhang möchten wir ein weiteres Mal daran erinnern, wer die Verantwortung trägt.

Unsere lokale Krisenkoordination hat in den ersten Minuten des Erdbebens mit ihrer Arbeit begonnen. Sie hat ungefähr sechzig Dörfer in den Kreisen Sivrîce und Maden erreicht. Bei diesen Orten handelt es sich um solche, die der Staat und die Regierung nicht erreicht haben. Im Dorf Çevrimtaş sind zum Beispiel zwei Menschen ums Leben gekommen, drei Personen wurden verletzt, eine davon schwer. Dorthin ist niemand gekommen. Die Menschen im Dorf haben die Bergungsarbeiten ohne jegliche Hilfe von außen durchgeführt.

In den zwei Tagen unserer Arbeit hier haben wir festgestellt, dass in diesen sechzig Dörfern und in Sivrîce selbst überhaupt keine Hilfe angekommen ist. In Sivrîce kam zwar Hilfe an, aber die Güter wurden über den örtlichen AKP-Vorsitzenden an seine Anhänger weiterverteilt. Die eigentlich Bedürftigen haben nichts davon gesehen. Die einzigen Hilfsgüter, die die Dörfer erreicht haben, sind Kekse. Die Menschen brauchen jedoch Zelte und Decken, sie sind in einer sehr schweren Lage.

Der Winter in Xarpêt ist sehr kalt, es herrscht eine Kälte von bis zu minus zwanzig Grad. Die alevitischen Gemeindehäuser sind zu Auffangstationen für die Bevölkerung geworden. Sie tun, was sie können, haben aber nur beschränkte und sehr unzureichende Mittel. Auch die Menschen, deren Häuser nicht zerstört wurden, sind traumatisiert. Es besteht das Risiko weiterer Beben. Deshalb möchten sie Zelte. Es kommen aber keine Zelte an, und wo es Zelte gibt, gibt es keine Öfen. Wo Gaskartuschen verteilt wurden, fehlt das Zusatzgerät und umgekehrt. Es herrscht eine Atmosphäre, als ob sich über den Menschenverstand lustig gemacht wird.“