Karayilan: Wir sollten die historische Chance nicht verpassen

Im Gespräch mit dem Radiosender Dengê Mezopotamya sagte Karayilan: „Wenn wir die Angriffe auf Efrîn brechen, werden unsere Völker einen Sieg erringen. Somit würde eine freie und demokratische Ära für das kurdische Volk und die Völker der Türkei beginnen.“

Murat Karayilan, Mitglied des Exekutivrates der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) machte im Radiosender Dengê Mezopotamya deutlich, dass der Krieg gegen Efrîn zwar weitergehen werde, der Widerstand der Bevölkerung von Nordsyrien aber bereits einen Sieg über die Türkei bestätigt habe.

Hier einige Auszüge des Interviews:

Historischer Widerstand

„Seit über 40 Tagen leistet die Bevölkerung von Efrîn einen historischen Widerstand gegen die invasiven Angriffe des türkischen Staates. Dieser Widerstand schafft eine neue Dimension für den kurdischen Freiheitskampf und dient als Beispiel für die gesamte Menschheit. Die Bevölkerung Efrîns widersetzt sich würdevoll einer Besatzung und einem Völkermord und übt gegenüber der technologisch und zahlenmäßig überlegenen türkischen Besatzerarmee ihr Recht auf Selbstverteidigung aus. Strukturen wie der Islamische Staat, al-Nusra und andere Kräfte sind gegen einen kleinen Fleck auf der Landkarte in einen Krieg gezogen, in dem sie keine Errungenschaften erzielen können.“

Eine neue Ära beginnt

„Wir müssen uns über eins im Klaren sein: Wenn der Widerstand von Efrîn auf diese Weise fortgeführt wird, wird er die Menschheit vor einer großen Gefahr bewahren. Uns ist bekannt, dass der Islamische Staat in der Region organisiert wurde und es die Bevölkerung von Rojava war, die eine Schlüsselposition bei der Beseitigung des Islamischen Staates einnahm. Das AKP/MHP-Netzwerk will mit dem Islamischen Staat und al-Nusra an seiner Seite eine ernsthafte Bedrohung für die Völker der Region und die Demokratie in Nordsyrien darstellen. Die Gefahr, die vom IS ausgeht, soll wieder hergestellt werden. Wenn die Angriffswelle auf Efrîn gebrochen werden kann, wird nicht nur Efrîn gewinnen, sondern die gesamte Menschheit. Vor allem die Völker Nordsyriens, der Türkei und das kurdische Volk werden gewinnen und eine neue Ära wird beginnen.“

Der türkische Staat wird nicht gehen, wenn er sich erst niedergelassen hat

„Wird Erdoğan Syrien verlassen? Nein. Sollten sich Strukturen wie Islamischer Staat, Muslimbrüderschaft, al-Qaida erstmal niederlassen, wird der türkische Staat Efrîn, Idlib oder al-Bab nicht verlassen, im Gegenteil: Sie würden bis nach Aleppo ziehen wollen. Genauso wie es in Zypern der Fall ist, werden sie um Jahre in Nordsyrien bleiben. Wird dies nicht zu einer Spaltung Syriens führen? Selbstverständlich. Warum gibt Syrien den Weg dazu frei und was ist die Absicht Russlands? Ein Syrien nach russischen Vorstellungen?“

Diejenigen, die nur zuschauen, tragen Mitschuld

„Wir sehen hier wieder die Politik und Skrupellosigkeit der kapitalistischen Moderne. Jeder beklagt sich über die Gewalt des türkischen Staates, der die Menschenrechte mit Füßen tritt, aber sie schauen nur zu, ohne einzugreifen. Das heißt, dass diejenigen, die schweigend zuschauen, eine Mitschuld tragen.“

Wir sollten die historische Chance nicht verpassen

„Die AKP und MHP bilden zwar eine Koalition, doch in Wahrheit hat die AKP die Ideologie der MHP übernommen. Die Türkei wird heute von einer faschistischen und nationalistischen Koalition regiert. Die Realität der AKP ist ans Licht gekommen. Manchen Kurd*innen sagte die AKP, sie sei in Freundschaft gekommen, aber mittlerweile werden auch diese Kreise angefeindet. All diejenigen, die sich als Kurd*innen bezeichnen, sollten diese kurdenfeindlichen, faschistischen und nationalistischen Strukturen verlassen. Wenn wir die Angriffe des AKP/MHP-Regimes auf Efrîn heute brechen, werden unsere Völker einen Sieg erringen. Somit würde eine freie und demokratische Ära für das kurdische Volk und die Völker der Türkei beginnen. Wir unterstreichen, dass der türkische Staat in Efrîn besiegt wird. Damit die Niederlage der Türkei garantiert werden kann, muss jeder bereit sein, Opfer zu bringen. Wenn dies bedeutet, unsere eigenen Leben zu lassen, sei dem so. Diese historische Chance über einen Sieg sollten wir nicht verpassen.“