Die Guerillakämpferin Welat Arjîn Tolhildan (Emine Ekmez) ist am 8. Dezember bei einem Angriff der türkischen Armee in der Region Metîna im Süden Kurdistans ums Leben gekommen. Die HPG (Volksverteidigungskräfte) haben Angaben zu ihrer Identität veröffentlicht und sprechen ihrer Familie und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus. Welat sei eine Freiheitskämpferin und überzeugte Militante der PAJK (Partei der freien Frau in Kurdistan) gewesen, die mit ihrer eindeutigen Haltung im Frauenbefreiungskampf, ihrer Verbundenheit mit der apoistischen Ideologie und ihrem schlichten und bescheidenen Leben von ihren Weggefährt:innen geliebt und respektiert worden sei, teilen die HPG mit.
Zur Identität und dem Leben der Gefallenen macht das Pressezentrum der HPG folgende Angaben:
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Codename: Welat Arjîn Tolhildan
Vor- und Nachname: Emine Ekmez
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Adalet – Mehmet Nazif
Todestag und -ort: 8. Dezember 2023 / Metîna |
Welat Arjîn Tolhildan ist in Amed-Bismîl geboren und in einem der kurdischen Befreiungsbewegung nahestehenden Umfeld aufgewachsen. Ihren ersten großen Widerspruch erlebte sie bei ihrer Einschulung, weil der Unterricht nicht in ihrer Muttersprache stattfand. Wie bei den meisten Kindern und Jugendlichen in der Provinz Amed wurde ihre Persönlichkeitsentwicklung vom Freiheitskampf der PKK und der Unterdrückung durch den türkischen Staat geprägt. Als eine junge Kurdin sympathisierte sie mit der Guerilla und lehnte die klassische Frauenrolle in der Gesellschaft ab. Sie las die Analysen von Abdullah Öcalan und fand sich darin bestätigt.
Während ihres Studiums wurde Welat in der kurdischen Jugendbewegung aktiv. Ihr war die Notwendigkeit des Kampfes bewusst und sie bildete sich in verschiedenen Bereichen weiter. Nach einer Weile übernahm sie Aufgaben in den Arbeitsbereichen Medien und soziale Arbeit. In dieser Zeit wurde sie zweimal festgenommen. Durch die Repression ließ sie sich nicht einschüchtern, sie reagierte mit noch größerer Entschlossenheit. Die Zerstörung des Altstadtbezirks Sûr in Amed und weiterer kurdischer Städte durch die türkischen Sicherheitskräfte während des Widerstands für Selbstverwaltung 2015/2016 löste große Wut bei ihr aus. Sie schloss ihr Studium ab und ging 2016 zur Guerilla in den Bergen von Amed.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Amed kam Welat für eine Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. Sie erlernte die Grundlagen des Guerillalebens und nahm mit großer Begeisterung daran teil. Ihr Weg in die Berge war eine sehr bewusste Entscheidung und sie setzte sich intensiv mit der Frauenbefreiungsideologie und ihrer eigenen Persönlichkeit auseinander. Die Ausbildung bei der Guerilla empfand sie als bedeutend lehrreicher als ihr Universitätsstudium. Ihre neuen Erkenntnisse setzte sie umgehend in die Praxis um. Ihr wurde klar, dass die Führungsrolle von Frauen von der Haltung zu den Grundsätzen der Freiheit abhängt. Diese Haltung vertrat sie ohne Kompromisse und Vorbehalte. Sie entwickelte sich zu einer kompetenten Kämpferin der YJA Star (Verbände freier Frauen) und überzeugten Militanten der PAJK. Eine Zeitlang beteiligte sie sich an der Arbeit der Jugendgemeinschaft Komalên Ciwan und ließ dabei ihre Erfahrungen aus der Arbeit mit jungen Frauen und Männern in ihrem früheren Leben einfließen. Mit ihrer starken und intelligenten Persönlichkeit erfasste sie die Erfordernisse aller ihr übertragenen Aufgaben schnell und nahm sich immer größere Ziele vor.
Nach Beginn der türkischen Invasionsangriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete ging Welat 2021 auf eigenen Wunsch nach Metîna und nahm am Widerstand teil. Sie lernte täglich mehr über neue Guerillataktiken und war an vielen Aktionen gegen die türkische Armee beteiligt. Dabei suchte sie ständig nach Möglichkeiten, ihren Mitkämpfer:innen in den Tunnelanlagen beizustehen und ihnen zu helfen. Welat kam am 8. Dezember bei einem Angriff ums Leben. Die HPG versprechen, die Träume, für die sie kämpfte, wahrzumachen.