Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von drei gefallenen Guerillakämpfern veröffentlicht. Dijwar Şervan, Kendal Cûdî und Ernesto Che Guevara sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Widerstand gegen die türkische Besatzung in der Region Metîna in Südkurdistan ums Leben gekommen. Die HPG würdigen die Gefallenen als führende Militante der kurdischen Freiheitsbewegung, die in vielen verschiedenen Gebieten gegen die türkische Armee und die islamistische Terrormiliz IS kämpften und ihre revolutionäre Haltung bis zum letzten Atemzug bewahrten. Die Erinnerung an sie sei eine Anleitung, um den Kampf zu verstärken, erklären die HPG und sprechen ihren Familien und dem Volk Kurdistans ihr Beileid aus.
Zur Identität der Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:
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Codename: Dijwar Şervan
Vor- und Nachname: Mehmet Çetin
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Sana – Abdulselam
Todestag und -ort: 2. Oktober 2023 / Metîna |
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Codename: Kendal Cûdî
Vor- und Nachname: Rizgar Derwêş
Geburtsort: Dirbesiyê
Namen von Mutter und Vater: Ferha – Bişar
Todestag und -ort: 28. November 2023 / Metîna |
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Codename: Ernesto Che Guevara
Vor- und Nachname: Jiyan Bilge
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Qumrî – Süleyman
Todestag und -ort: 3. Dezember 2023 / Metîna |
Dijwar Şervan
Dijwar Şervan ist in Amed geboren und mit der kurdischen Kultur und dem Hass auf den türkischen Kolonialstaat aufgewachsen. Sein Vater war aufgrund seiner kurdischen Identität viele Jahre im Gefängnis. Dijwar ging einige Jahre in staatliche Schulen, die er als Assimilierungzentren empfand, und trug mit verschiedenen Jobs zum Lebensunterhalt seiner Familie bei. Er war in der Jugendbewegung aktiv, bis er sich unter dem Eindruck der IS-Angriffe auf Rojava und Şengal 2015 in den Bergen von Amed der Guerilla anschloss. Er bekam eine kurze Ausbildung und lernte einige Grundsätze des Guerillakampfes und der Kultur und Ethik innerhalb der PKK. Auf eigenen Wunsch überquerte er danach die Grenze nach Rojava, wo er in den folgenden Jahren mutig und zielstrebig gegen den IS kämpfte und an der Befreiung vieler Gebiete beteiligt war. Er gewann große militärische Erfahrung und unterstützte seine Mitkämpfer:innen bei ihrer Entwicklung. Als überzeugter Verfechter der Revolution von Rojava wurde er insbesondere von der Bevölkerung von Kobanê sehr geliebt.
Als der IS immer weiter zurückgeschlagen wurde und der türkische Staat selbst angriff und Efrîn besetzte, ging Dijwar an die Şehîd-Mahir-Akademie in den Medya-Verteidigungsgebieten. In der Ausbildung beschäftigte er sich mit modernen Guerillataktiken und war schnell in der Lage, andere Kämpfer:innen zu unterrichten. Gleichzeitig setzte er sich vor dem Hintergrund der PKK-Philosophie mit seiner eigenen Persönlichkeit auseinander und kämpfte gegen Besonderheiten seines Charakters, die ihn auf seinem revolutionären Weg behinderten. Er trainierte Dutzende Kämpfer:innen im Gebrauch verschiedener Waffen und ging anschließend an die Front in Metîna, wo er sich an vielen erfolgreichen Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen beteiligte und am 2. Oktober bei einem feindlichen Angriff ums Leben kam.
Kendal Cûdî
Kendal Cûdî ist in Dirbesiyê geboren und kannte die PKK bereits als Kind. Seine Familie unterstützte die kurdische Freiheitsbewegung in Rojava seit Anfang der 1990er Jahre und bekam häufig Besuch von PKK-Kadern, die von der Guerilla und von Abdullah Öcalan erzählten. Im Zuge der Revolution von Rojava wurde Kendal in verschiedenen Bereichen aktiv und beteiligte sich an der Verteidigung der Bevölkerung gegen Angriffe. Weil ihm das nicht ausreichte, ging er 2016 in die Berge und wurde Guerillakämpfer. Bei seiner Grundausbildung in Gare machten die genossenschaftlichen Beziehungen im Guerillaleben und die befreiende Wirkung der Berge großen Eindruck auf ihn. Zu der Frage, warum er sich der PKK angeschlossen habe, sagte Kendal, dass es in Kurdistan und im Nahen Osten zwar viele Organisationen gebe, die kurdische Freiheitsbewegung jedoch die Führungskraft für ein neues Leben sei: „Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass Freiheit und Wahrheit nur mit den Gedanken von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] erreicht werden können. Im Gegensatz zum individualistischen Leben im kapitalistischen System hat die PKK eine kollektive Lebensform entwickelt, in der jeder Mensch wertvoll ist.“
Kendal entwickelte sich zu einem kompetenten Guerillakämpfer und war in verschiedenen Gebieten, bevor er Teil des Widerstands gegen die türkische Invasion in Metîna wurde. Er nahm mit großer Überzeugung und Moral an vielen Aktionen teil und kam am 28. November bei einem feindlichen Angriff ums Leben.
Ernesto Che Guevara
Ernesto Che Guevara ist in Amed-Bismil zur Welt gekommen. Seine Familie gehörte zum Stamm der Bêrîtan und stand der Befreiungsbewegung nahe. Ernesto wuchs mit der kurdischen Kultur und großer Liebe zu Kurdistan auf und lernte die Realität des Kampfes früh kennen. Er erlebte die Unterdrückung durch den türkischen Staat und wurde Zeuge diverser Massaker. Als Heranwachsender wurde er in der Jugendbewegung aktiv, weil er sich für die Verteidigung seines Volkes verantwortlich fühlte. In dieser Arbeit wurde ihm bewusst, dass der Staat bei der Bekämpfung der Freiheitsbewegung viele verschiedene Methoden anwendet und auch einen kulturellen Völkermord begeht. Nahe Verwandte von ihm schlossen sich der Guerilla an und Kendal folgte ihrem Weg in die Berge, als der türkische Staat 2015 die Gespräche mit Abdullah Öcalan abbrach und ein neues Vernichtungskonzept umzusetzen begann. Sein Beitritt zur Guerilla erfolgte in der Region Mêrdîn, von dort aus kam er für eine erste Ausbildung nach Besta. Die Zeit in Besta bezeichnete er später als die beste Phase seines Lebens, der kollektive Umgang miteinander hinterließ einen prägenden Eindruck auf ihn. Später kam er für eine umfassendere Ausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete, hielt sich eine Zeitlang in Heftanîn auf und beteiligte sich danach an der Verteidigung der ezidischen Gemeinschaft in Şengal. Er nahm an Befreiungsoffensiven gegen die Islamisten teil und zeigte dabei großen Mut und Entschlossenheit, die von seiner Wut über die vom IS begangenen Massaker herrührten. Zudem engagierte er sich bei der Ausbildung der ezidischen Jugend für die Selbstverteidigung.
Nach Vollendung seiner Aufgabe in Şengal kehrte er in die Medya-Verteidigungsgebiete zurück und nahm in Heftanîn am Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe teil. Danach setzte er seinen Kampf in Metîna fort. Während der türkischen Chemiewaffenangriffe auf Guerillatunnel am Bergmassiv Zendûra 2021 war er an vielen Widerstandsaktionen beteiligt. Der Wunsch nach Rache für seine mit Giftgas getöteten Genossinnen und Genossen wurde zu seiner vordringlichen Motivation in seinem Kampf. Mit seiner militärischen Disziplin und seiner aufrichtigen Verbundenheit übernahm er in verschiedenen Gebieten in Metîna verantwortliche Aufgaben, die er erfolgreich ausführte. Ernesto kam am 3. Dezember bei einem feindlichen Angriff ums Leben.