HPG veröffentlichen Namen von Gefallenen

Die Guerillakämpfer:innen Rozerîn Şemzînan, Tekoşîn Cizre und Harun Egîd sind am 24. August bei einem feindlichen Angriff in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von drei Gefallenen veröffentlicht. Den Angaben zufolge sind Rozerîn Şemzînan, Tekoşîn Cizre und Harun Egîd am 24. August bei einem feindlichen Angriff in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen. Die drei Gefallenen waren seit vielen Jahren in der kurdischen Befreiungsbewegung aktiv. Die HPG würdigen sie als beispielhafte Militante, die mit großer Opferbereitschaft für die Freiheit ihres Volkes gekämpft haben. Den Angehörigen und dem Volk Kurdistans sprechen die HPG ihr Mitgefühl aus.

                                  

Codename: Rozerîn Şemzînan
Vor- und Nachname: Sarya Atilla
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Gila – Reşit
Todestag und -ort: 24. August 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Tekoşîn Cizre
Vor- und Nachname: Ayşe Arslan
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Emine – Nezir
Todestag und -ort: 24. August 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Harun Egîd
Vor- und Nachname: Mehmet Akın
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Hüseyin
Todestag und -ort: 24. August 2023 / Medya-Verteidigungsgebiete


Rozerîn Şemzînan


Rozerîn Şemzînan ist im Dorf Gara in Colemêrg-Şemzînan (tr. Hakkari-Şemdinli) geboren und gehörte zum Stamm der Gerdî. Die Guerilla war in dem Gebiet sehr präsent, daher kannte Rozerîn die PKK bereits als Kind. Weil Guerillakämpfer:innen bis in ihr Dorf kamen, machte sie auch persönliche Bekanntschaften und war vor allem von den bewaffneten Frauen beeindruckt. Ihre Familie war großem Druck durch den türkischen Staat ausgesetzt, Angehörige von ihr wurden verhaftet. Rozerîn lehnte die klassische Frauenrolle innerhalb des Systems ab und wurde politisch aktiv. 2007 ging sie in die Berge und machte eine Grundausbildung als Guerillakämpferin in Xakurke. Sie konzentrierte sich auf die Frauenbefreiungsideologie und übernahm als Militante der PAJK und Kämpferin der Frauenguerilla eine führende Rolle. Bis 2015 hielt sie sich in den Regionen Xakurkê, Xinêre und Zap auf. Dann ging sie zur Verteidigung der ezidischen Gemeinschaft gegen den IS nach Şengal. Nach der Befreiung der Region vom islamistischen Terror kehrte sie 2018 zurück in die Berge und kämpfte in Xakurke als Kommandantin einer Einheit gegen die türkischen Besatzungsangriffe.

Tekoşîn Cizre


Tekoşîn Cizre ist in Sêrt-Dih (Siirt-Eruh) geboren und gehörte dem Stamm der Didêrî an. Als sie acht Jahre alt war, erlebte sie in Dih den Beginn des bewaffneten Kampfes der PKK am 15. August 1984 mit. Die folgenden Jahre waren von der in der Bevölkerung entstehenden Hoffnung und ihrer Faszination für die Guerilla geprägt. Später fand sie die Gelegenheit, Guerillakämpfer:innen persönlich kennenzulernen und etwas über die Philosophie von Abdullah Öcalan zu erfahren. Unter diesem Einfluss lehnte sie sich gegen die traditionelle Frauenrolle in der Gesellschaft auf und wollte sich der Guerilla anschließen. Zu diesem Zweck kam sie 1994 nach Çewlîk (Bingöl), wo sie verhaftet wurde. Die folgenden zehn Jahre verbrachte sie in türkischer Haft und nahm am Gefängniskampf teil. Nach ihrer Entlassung 2004 war sie auf verschiedenen Gebieten in Nordkurdistan und der Türkei politisch und gesellschaftlich aktiv. Als der IS 2014 Kobanê angriff, ging sie nach Rojava und beteiligte sich am Widerstand gegen die Islamisten. Nach der Befreiung von Kobanê arbeitete sie für den gesellschaftlichen Aufbau und konnte aufgrund ihrer Erfahrungen einen wesentlichen Beitrag für das mit der Revolution von Rojava geschaffene System leisten. 2017 sah sie ihre Aufgabe in Rojava erfüllt und ging in die Berge. Ihr lange ersehntes Guerillaleben begann in Xakurke. Sie bildete sich an Akademien der PKK weiter und übernahm verschiedene Aufgaben. Als Mitglied der YJA Star kümmerte sie sich um junge Kämpferinnen und beteiligte sich an der Errichtung unterirdischer Verteidigungsanlagen. Sie leistete bis zuletzt Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe.

Harun Egîd


Harun Egîd war der Sohn einer patriotischen Familie aus Mêrdîn-Nisêbîn (Mardin-Nusaybin). Die Familie musste aufgrund der staatlichen Repression in den 1990er Jahren nach Adana ziehen, hielt jedoch an ihrer kurdischen Identität fest und bewahrte die Widerstandstradition, für die Nisêbîn bekannt ist. Harun lernte die PKK 1993 kennen und beteiligte sich als Heranwachsender an der revolutionären Jugendarbeit. Dieses Engagement setzte er lange Zeit fort, bis er 2013 in die Berge ging und sich der Guerilla anschloss. Er machte eine Grundausbildung in Avaşîn und lebte zum ersten Mal bewusst in Kurdistan. Das Leben in der Natur der freien Berge Kurdistans empfand er nach eigenen Worten als Rückkehr zum eigenen Selbst. Nach drei Praxisjahren in Avaşîn kam er nach Xakurke und übernahm Aufgaben, die großes Vertrauen in ihn voraussetzten. In dieser Zeit lernte er die Realität seines Volkes und damit auch sich selbst besser kennen und setzte sich mit seiner Persönlichkeit und der Ideologie von Abdullah Öcalan auseinander. Als die türkischen Invasionsangriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete intensiver wurden, ging er 2019 auf eigenen Vorschlag in das Gebiet Goşînê und übernahm eine führende Rolle bei der Errichtung von Tunnelanlagen.