HPG veröffentlichen Identität von Gefallenem

Das Pressezentrum der HPG hat die Identität des 2020 am nordkurdischen Kato-Massiv gefallenen Guerillakämpfers Erdal Tolhildan veröffentlicht.

Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mitteilt, ist der Guerillakämpfer Erdal Tolhildan im September 2020 im Gebiet Kato Marînos bei einem türkischen Angriff gefallen. Die HPG sprechen den Menschen aus Tolhildans Herkunftsort Elbak (tr. Başkale), seinen Angehörigen und dem ganzen kurdischen Volk ihr Beileid aus.

Codename: Erdal Tolhildan
Vor- und Nachname: Murat Şakrak
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Bedriye – Yakup
Todestag und -ort: 26. September 2020 / Kato Marînos


Erdal Tolhildan stammt aus dem Kreis Elbak in der nordkurdischen Provinz Wan. Er wurde in eine patriotisch eingestellte Familie geboren. Die tiefe Verbundenheit seiner Familie und seines Stammes mit der kurdischen Kultur prägten Erdal Tolhildan von frühester Kindheit an. Er besuchte die türkische Schule, wurde aber schnell von dem System der Assimilation abgestoßen und begriff, dass diese Schulbildung ihm nichts bringt. So verließ er die Schule. Seit seiner Kindheit arbeitete Erdal Tolhildan, um zum Überleben seiner Familie beizutragen und auf eigenen Beinen zu stehen. So entwickelte er schon früh eine große Initiativkraft und starkes Selbstvertrauen. Schon in seiner Jugend musste er in die Metropolen der Türkei ziehen, um dort Geld zu verdienen. Auch wenn ihn dort die Lebensgewohnheiten im kapitalistischen System beeinflussten, so konnte er sich dennoch durch sein kulturelles Erbe schützen. Er begann das Leben, das den Menschen in den Metropolen aufgezwungen wird, zu analysieren, und kam zu der Auffassung, dass dieses System allein dazu diene, die Menschen zu versklaven und ihre Arbeitskraft auszubeuten.

Von den Metropolen in die Berge

Vor diesem Hintergrund erklärte er, dass er niemals bereit sei, Teil dieses Lebens zu werden und sich in diesen Lebensgewohnheiten selbst zu verlieren. Er verfolgte als junger Kurde den Krieg in Kurdistan genau und verstand, was das Leben in den Metropolen bedeutete. Er kam zu dem Entschluss, dass der einzige Weg, dem etwas entgegenzusetzen, der Weg in die Berge sei. So schloss er sich 2011 der Guerilla an.


Seine Grundausbildung machte er in der südkurdischen Region Xakurke. Er passte sich schnell an das Leben in den Bergen an. Sein Anschluss an die Guerilla geschah vor allem aufgrund einer emotionalen Entscheidung, nun arbeitete er daran, das Gefühl in Bewusstsein zu transformieren. Er beschäftigte sich mit der Geschichte Kurdistans und den Lehren daraus. Mit Blick auf die Geschichte lernte er auch die Besatzer Kurdistans und ihre unzähligen Massaker genauer kennen, und seine Wut verstärkte sich. Er war entschlossen, Vergeltung für die Massaker zu üben – Tolhildan, sein Kampfname, bedeutet Rache oder Vergeltung. Diese Energie steckte er in weitere militärische und ideologische Ausbildung. Insbesondere mit der apoistischen Philosophie beschäftigte sich Erdal Tolhildan intensiv.

Verteidigung von Kobanê

Bis 2014 war er als Guerillakämpfer in der Region Xakurke aktiv. Als der IS Kobanê angriff, eilte er zur Verteidigung dorthin. Dort kämpfte er an vorderster Front gegen den IS und spielte eine wichtige Rolle dabei, die von der Türkei unterstützten dschihadistischen Mörderbanden zurückzuschlagen. Er beteiligte sich nach der Befreiung an vielen Offensiven zur Zerschlagung des IS und gewann so an militärischer Erfahrung. Gleichzeitig bildete er sich immer weiter, wandte sein erworbenes Wissen in der Praxis an und gab es an seine Genoss:innen weiter.

Das Pressezentrum der HPG schreibt: „Mit dieser Eigenschaft gelang es ihm, ein vorbildlicher Militanter zu werden. Unser Genosse Erdal sorgte in den kritischsten Phasen des Krieges mit seinem Einsatz für wichtige Entwicklungen. Obwohl er zweimal, einmal davon schwer, verwundet wurde, wich er nie von seiner Entschlossenheit und seinem Kampfeswillen ab.“

Der Weg nach Botan

Nach dem Sieg über den IS kehrte er in die Berge Kurdistans zurück. Der Kampf gegen den türkischen Kolonialismus stand nun in seinem Fokus. Aufgrund der Massaker, der Vernichtungs- und Verleugnungspolitik, der Angriffe, der Isolation von Abdullah Öcalan und der massiven Repression gegen jede Opposition in Nordkurdistan entschloss er sich, dorthin zu gehen, um den türkischen Staat direkt zu bekämpfen. Er erhielt eine weitere ideologische und praktische Ausbildung in Guerillataktik an der Haki-Karer-Akademie. Hier beschäftigte er sich noch tiefgehender mit der apoistischen Ideologie und half seinen Genoss:innen durch Diskussionen bei ihrer Entwicklung. Er setzte sich insbesondere mit den neuen Guerillataktiken auseinander und spezialisierte sich in der Taktik der mobilen Guerillaeinheiten.

Nach seiner Ausbildung war er, bevor er nach Nordkurdistan ging, im südkurdischen Avaşîn eingesetzt. Als er dann nach Botan kam, erfüllte sich ihm ein Traum, und er stürzte sich mit großer Begeisterung in die dortige Praxis und nahm an vielen Aktionen teil.

Ein Verteidiger des apoistischen Lebens“

Über seinen Tod schreibt das Pressezentrum der HPG: „Unser Genosse Erdal, dem es mit seiner kämpferischen Persönlichkeit, seiner bescheidenen Lebenseinstellung und der Klarheit seiner Werte als Militanter gelungen ist, zu einem Verteidiger des apoistischen Lebens zu werden, ist am 26. September bei einem feindlichen Angriff in der Gegend von Kato Marînos gefallen. Als seine Genoss:innen versprechen wir, dass wir das Andenken an Heval Erdal in unserem Kampf lebendig halten und seine Träume in einem freien Kurdistan weiterleben werden.“