Die türkische Polizei belagerte am Dienstagabend den Friedhof des nordkurdischen Dorfes Bameydan (tr. Yuva) im Bezirk Farqîn (Silvan), wo der Guerillakämpfer Berxwedan Farqîn (Rahim Saygı) beigesetzt wurde.
Die Familie Saygı hatte sich am 28. August an die Generalstaatsanwaltschaft Diyarbakır gewandt, um die Leiche ihres Sohnes zu erhalten, und eine Blutprobe zur Identifizierung bei der Gerichtsmedizin abgegeben. Der DNA-Test bestätigte, dass die Leiche dem gefallenen HPG-Kämpfer Farqîn gehörte. Daraufhin reiste die Familie Saygı erneut von Farqîn nach Amed, um die Leiche ihres Kindes in Empfang zu nehmen und nach Hause zu bringen.
Vertreter:innen des Solidaritätsvereins der Familien der Gefallenen (MEBYA-DER), der Parteien YSP, HDP und DBP sowie der Frauenbewegung TJA wurden am Ortseingang von Bameydan aufgehalten und erst nach Feststellung ihrer Personalien in den Ort gelassen.
Saygıs Leichnam wurde zum Kenya-Zazo-Friedhof gebracht. Die Polizei sperrte den Friedhof ab und erlaubte niemandem außer den engsten Angehörigen, an der Beerdigung teilzunehmen. Dennoch versammelte sich eine große Anzahl von Menschen vor dem Friedhof und marschierte nach der Beerdigung von Saygı gemeinsam zurück in die Siedlung.
Farqîn ist einer von drei Guerillakämpfern, die am 26. August Opfer einer mutmaßlichen extralegalen Hinrichtung durch das türkische Militär wurden.
Die Familie von Muhterem Koç, der ebenfalls getötet wurde, fuhr am 29. August von Wan aus nach Amed, um eine Blutprobe abzugeben. Obwohl die Angehörigen die Leiche identifizierten, wurde diese nicht ausgehändigt, und die Familie kehrte mit leeren Händen zurück.
Die Ereignisse vom 26. August
Am 26. August kam es zu einem Militäreinsatz gegen eine Nomadenfamilie auf der Bameydan Alm beim Dorf Hêlin in der nordkurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakır). Das Zelt der Familie im Landkreis Farqîn (Silvan) wurde niedergebrannt, und mehrere Mitglieder wurden schwer misshandelt. Dabei wurden drei mutmaßliche Guerillakämpfer, darunter Berxwedan Farqîn, getötet. Während das Militär von einem Gefecht sprach, gab es keinerlei Kampfspuren. Am 27. August konnten Medienschaffende den Tatort zusammen mit einer Delegation von Abgeordneten der YSP (Grüne Linkspartei) und der Zivilgesellschaft untersuchen. Weder Patronenhülsen noch Kugeln waren irgendwo zu finden. Daher verdichteten sich die Hinweise auf eine extralegale Hinrichtung. Fünf Mitglieder der Nomadenfamilie wurden festgenommen, wobei drei von ihnen unter dem Verdacht der „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ inhaftiert wurden. Die YSP-Abgeordnete Adalet Kaya erklärte nach der Tatortbegehung, es habe keine Spuren von Zusammenstößen gegeben. Auch wenn vieles unklar sei, so deuteten die Zeichen auf eine extralegale Hinrichtung hin.