HPG gedenken Botan-Gefallenen

Die Guerillakämpfer:innen Çavrê Firîşte, Yıldız Cudi, Bêrîvan Arjîn und Botan Şirnex sind 2017 und 2018 im Kampf gegen die türkische Armee in Botan gefallen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von vier Guerillakämpfer:innen veröffentlicht, die 2017 und 2018 in Botan ums Leben gekommen sind.

                                 

Codename: Çavrê Firîşte
Vor- und Nachname: Suham Kadir
Geburtsort: Ranya
Namen von Mutter und Vater: Halime – Abdulkadir Musa
Todestag und -ort: 13. Mai 2017 / Botan

 

Codename: Yıldız Cudi
Vor- und Nachname: Leyla Tanrıverdi
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Adile – İsa
Todestag und -ort: 13. Mai 2017 / Botan

 

Codename: Bêrîvan Arjîn
Vor- und Nachname: Elif Ataman
Geburtsort: Izmir
Namen von Mutter und Vater: Hanahan – Sadık
Todestag und -ort: 13. Mai 2017 / Botan

 

Codename: Botan Şirnex
Vor- und Nachname: Nail Ölmez
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Sarya – Adil
Todestag und -ort: 31. Oktober 2018 / Botan

 

Çavrê Firîşte

Çavrê Firîşte ist in Çarqurna bei Ranya in Südkurdistan zur Welt gekommen. Sie kannte die PKK zunächst nur namentlich, im Jahr 2000 traf sie erstmalig auf die Guerilla. Die Begegnung macht großen Einfluss auf sie. Besonders beeindruckte sie, dass in der PKK auch Frauen kämpfen und sogar Kommandantinnen sind. Ein Jahr später schloss sie sich im Qendîl-Gebirge der Guerilla an. Diesen Schritt verglich sie später mit einem Vogel, der seinen Käfig verlässt und zu fliegen beginnt. Bei der Guerilla hielt sie sich in den Regionen Qendîl, Xinêre, Xakurke, Heftanîn, Gare und Zap auf. Sie wurde eine der Kommandantinnen der YJA Star. 2006 war sie an der Şehîd-Bêrîtan-Akademie, 2008 absolvierte sie ein Bildungsprogramm zur Frauenbefreiungsideologie bei der PAJK. Von 2013 bis 2014 wurde sie an der Şehîd-Mahir-Akademie ausgebildet und gab ihr Wissen an Dutzende Weggefährt:innen weiter. 2015 ging sie nach Botan und kämpfte als Mitglied der YJA-Star-Kommandantur in Besta. Im Mai 2017 kam sie bei einem Gefecht mit der türkischen Armee am Nokta Xezalê ums Leben.

Yıldız Cûdî

Yıldız Cûdî ist in Silopiya geboren und in der traditionellen Kultur von Botan aufgewachsen. Als junge Kurdin erlebte sie die Unterdrückung durch den Staat und die Unterdrückung von Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft. Frauen hatten kein Mitspracherecht, wurden ausgegrenzt und ignoriert. Diese Widersprüche führten dazu, dass Yıldız sich 2010 zusammen mit vier Freundinnen am Cûdî der Guerilla anschloss. Ihre ersten Schritte im Guerillaleben fanden unter den schweren Bedingungen des Krieges in Nordkurdistan statt. Sie wurde körperlich stärker und innerlich freier, gewann an Bewusstsein und Erfahrung und nahm 2011 und 2012 an zahlreichen Guerillaaktionen in Botan teil. In der Phase des Rückzugs von 2013 ging sie in die Medya-Verteidigungsgebiete, wo sie an einer Militärakademie ihre Erfahrungen aus dem Norden mit anderen teilte und sich selbst professionalisierte. Danach absolvierte sie eine Ausbildung an der Şehîd-Bêrîtan-Akademie und beschäftigte sich intensiv mit der Frauenbefreiungsideologie und den Maßstäben für Freiheit. Obwohl sie in ihrem vorherigen Leben nie zur Schule gegangen war, entwickelte sie sich zu einer bewussten Militanten der PAJK. 2016 kehrte sie als kompetente Kommandantin der YJA Star zurück nach Botan, wo sie 2017 im Kampf gegen die türkische Armee am Nokta Xezalê in Besta ums Leben kam.

Bêrîvan Arjîn

Bêrîvan Arjîn ist in Izmir geboren, ihre Familie stammte aus Botan. Obwohl sie in der Westtürkei aufwuchs, bewahrte sie ihre kurdische Kultur und kämpfte vor allem in ihrer Schulzeit gegen die türkische Assimilierungspolitik. Die Volksaufstände (ku. Serhildan) von 2006 in Kurdistan und vor allem die rebellische Haltung der kurdischen Mütter in Botan machten großen Eindruck auf Bêrîvan und sie wollte selbst Teil dieses Kampfes werden. Sie studierte Journalismus und wurde 2009 in der kurdischen Jugendbewegung aktiv. Dabei übernahm sie wichtige Aufgaben in Kurdistan und der Türkei, viele junge Menschen lernten durch sie die Bewegung kennen. Auch Festnahmen und Repression konnten sie nicht aufhalten. 2013 schloss sie sich in Amed der Guerilla an und hielt sich danach in Metina, Garê und Çarçella auf. An einer Militärakademie wurde sie zur Scharfschützin ausgebildet und ging 2016 auf eigenen Wunsch nach Botan, wo sie im Mai 2017 am Nokta Xezalê in Besta im Kampf gegen die türkische Armee gefallen ist.

Botan Şirnex

Botan Şirnex stammte aus dem Dorf Elemûnê im Gebiet Kaşûra, das direkt an der Grenze zwischen Başûr und Bakur (Süd- und Nordkurdistan) liegt. So hatte er immer vor Augen, dass sein Land von den Kolonialmächten geteilt worden ist. Die Region war sowohl vom Guerillakampf als auch von brutalen Massakern am kurdischen Volk geprägt, so das Massaker von Roboskî, bei dem Ende 2011 34 Zivilisten von der türkischen Luftwaffe getötet wurden. Botan ging in Şirnex zur Schule und war dabei erfolgreich, aber ihm wurde klar, dass dieser Erfolg seinem Volk nicht die Freiheit bringen wird. Er wurde in der Jugendbewegung aktiv und schließlich verhaftet. Im Gefängnis bildete er sich weiter und beschäftigte sich mit der kurdischen Sprache und Literatur. Als er nach einem Jahr 2015 entlassen wurde, ging er sofort in die Berge und schloss sich in Besta der Guerilla an. Dort absolvierte er eine Grundausbildung und im selben Jahr eine militärische Fachausbildung als Sniper. Gleichzeitig gab er seinen Mitkämpfer:innen kurdischen Sprachunterricht. Weil er jeden Felsen und jeden Baum in den Bergen zu einer Bildungsstätte machte, wurde er von seinen Genoss:innen Mamoste (Lehrer) genannt. Er kämpfte in einer mobilen Einheit und nahm an vorderster Front an der Praxis in verschiedenen Gebieten in Botan teil. Zuletzt hielt er sich in Garzan auf, wo er im Oktober 2018 zusammen mit Kemal Bagok bei einem Gefecht mit der türkischen Armee gefallen ist.

Die HPG würdigen die Gefallenen als mutige Kommandant:innen im kurdischen Befreiungskampf und sprechen ihren Angehörigen und dem kurdischen Volk ihr Beileid aus.