HPG gedenken Bager Andok und Azad Mûskan

Die Kämpfer Bager Andok und Azad Mûskan sind vor vier Jahren in Mêrdîn gefallen. Wie die HPG mitteilen, arbeiteten sie zuletzt am Aufbau ziviler Selbstverteidigungsstrukturen in Nordkurdistan.

Die Kämpfer Bager Andok und Azad Mûskan sind vor vier Jahren bei einem feindlichen Angriff in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn (tr. Mardin) ums Leben gekommen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit. Die beiden Gefallenen waren zuletzt innerhalb der Zivilen Verteidigungseinheiten (YPS: Yekîneyên Parastina Sîvîl) aktiv. Wie die HPG erklären, ist die Information über ihren Tod bestätigt worden. Bager Andok und Azad Mûskan hätten in vielen Gebieten Kurdistans gegen den türkischen Besatzerstaat gekämpft und seien als apoistische Militante ihrer Verantwortung gegenüber ihrem Volk gerecht geworden. Mit ihrem Einsatz für die Organisierung und Praxis des revolutionären Volkskriegs hätten die beiden Kämpfer einen ehrenvoller Platz in der kurdischen Kampfgeschichte eingenommen, so die HPG: „Wir gedenken unserer Weggefährten Bager und Azad zum Jahrestag ihres Todes als Gefallene mit Respekt und Dankbarkeit und sprechen ihren wertvollen Familien und der patriotischen Bevölkerung Kurdistans unser Mitgefühl aus.“

Zur Identität der Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:

                        

Codename: Bager Andok
Vor- und Nachname: Hayri Kaptan
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Mehdiye– Abdulsitar
Todestag und -ort: November 2019 / Mêrdîn

 

Codename: Azad Mûskan
Vor- und Nachname: Musa Polat
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Salime – Şehmuz
Todestag und -ort: November 2019 / Mêrdîn


Bager Andok


Bager Andok ist in Êlih (Batman) geboren und in einem der kurdischen Befreiungsbewegung nahestehenden Umfeld aufgewachsen. Als Heranwachsender wurde er in der Jugendbewegung aktiv und nahm bei vielen Protestaktionen eine führende Rolle ein. Obwohl er noch sehr jung war, eignete er sich in dieser Zeit einen großen Erfahrungsschatz an. Weil er dieses Engagement als unzureichend empfand, schloss er sich 2011 in Amed der Guerilla an. Seine Grundausbildung erhielt er unter schwierigen Umständen im Kriegsgebiet. In den folgenden vier Jahren beteiligte er sich mit großem Enthusiasmus und Aufrichtigkeit an der Praxis und knüpfte enge Beziehungen zu seinen Mitkämpfer:innen. Seine Bekanntschaft und Zusammenarbeit mit dem später im Widerstand für Selbstverwaltung in Sûr gefallenen Kommandanten Çiyager wirkte sich prägend auf sein weiteres Kampfleben aus. Im Kampf gegen die türkische Armee in Amed wurde er zweimal verwundet. Nach seiner Genesung setzte er seinen Widerstand fort. Er arbeitete im Aufbau von Selbstverteidigungsstrukturen und kam 2017 für eine ideologische und militärische Weiterbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. Dort gab er seine Erfahrungen aus dem Guerillakampf in Bakur, dem Norden Kurdistans, an junge Kämpfer:innen weiter. Die HPG beschreiben Bager als bescheidenen und fleißigen Menschen mit einer reifen Persönlichkeit, der im Leben wie im Krieg Opferbereitschaft und Selbstlosigkeit zeigte. Auf eigenen Vorschlag kehrte er zurück nach Bakur und kämpfte in zuletzt Mêrdîn.

Azad Mûskan


Azad Mûskan ist im Dorf Mûskan in Amed-Çêrmûg (Diyarbakir-Çermik) geboren. Er wuchs in einem natürlichen Umfeld mit der kurdischen Kultur auf und blieb in seiner Kindheit weitgehend von den Einflüssen der kapitalistischen Moderne verschont. Die PKK lernte er durch die Guerilla kennen, deren Widerstand er mit großer Spannung verfolgte. Die Beerdigungen gefallener Kämpfer:innen, die regelmäßig in Volksaufstände mündeten, hinterließen bei ihm einen prägenden Eindruck. Für seine weitere Schulbildung musste er Kurdistan verlassen und zum ersten Mal innerhalb eines Systems leben, in dem Kurd:innen diskriminiert und unterdrückt wurden. Er wurde in der kurdischen Jugendbewegung aktiv und setzte sich mit den Gedanken von Abdullah Öcalan auseinander. Ihm wurde die Realität Kurdistans und die Feindseligkeit des türkischen Staates bewusst. Der Mord an Sakine Cansız, Leyla Şaylemez und Fidan Doğan 2013 in Paris verstärkte seine Entschlossenheit, für die Freiheit seines Volkes zu kämpfen. Als der IS 2014 Kobanê angriff, ging er nach Rojava und nahm mit großem Mut an dem historischen Widerstand teil, der zu der ersten Niederlage der islamistischen Terrormiliz führte. Danach ging er in die Berge Kurdistans und wurde Guerillakämpfer. In den Bergen bekam er eine Grundausbildung im Guerillakampf und spezialisierte sich auf die Scharfschützentaktik. Er war in verschiedenen Gebieten aktiv und beschäftigte sich neben dem militärischen Kampf mit dem Paradigma einer auf Basisdemokratie, Frauenbefreiung und Ökologie gründenden Gesellschaft. Auf eigenen Wunsch ging er schließlich nach Bakur und kämpfte bis zuletzt mit großer Entschlossenheit gegen den türkischen Staat.