HPG geben Identitäten von Gefallenen bekannt

Simko verteidigte 2014 Şengal gegen den IS und kam am Gabar ums Leben, als er einen Verwundeten retten wollte. Amargî ist gefallen, als sie zum Schutz ihrer Einheit die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich lenkte.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat den Tod von Simko Botan und Amargî Dorşîn Xerzan bekannt gegeben. Die Guerillakämpfer*innen sind am 28. September bei einer Militäroperation der türkischen Armee in der Umgebung des Dorfes Dêrşew im Gabar-Gebirge in der nordkurdischen Provinz Şirnex (türk. Şırnak) ums Leben gekommen. Das Gebiet war zwei Tage zuvor von der türkischen Luftwaffe bombardiert worden.

                                      

Codename: Simko Botan

Vor- und Nachname: Naif Bulduk

Geburtsort: Şirnex

Namen von Mutter und Vater: Emine - Osman

Todestag und -ort: 28. September 2020 / Gabar

 

Codename: Amargî Dorşîn Xerzan

Vor- und Nachname: Çiçek Benzer

Geburtsort: Aydın

Namen von Mutter und Vater: Fatma - Abit

Todestag und -ort: 28. September 2020 / Gabar

Simko Botan ist in der nordkurdischen Kreisstadt Cizîr (Cizre) geboren, die für ihre Serhildan (Volksaufstände) und als eines der Zentren der kurdischen Kultur bekannt ist. Sein großer Bruder ist 1992 im Gabar-Gebirge gefallen. Simko wuchs mit den Geschichten über seinen Bruder auf und war bereits als Kind Teil der kurdischen Bewegung. Als Jugendlicher war er in verschiedenen Bereichen aktiv und widmete sich vor allem der kulturellen Arbeit. Das reichte ihm jedoch nicht aus und er ging 2011 mit weiteren Mitgliedern seiner Musikgruppe Koma Nergizên Botan zur Guerilla in die Berge. Dort wurde er mit seinem großen Enthusiasmus zur Quelle der Moral für seine Weggefährten. Er zeigte großes Interesse an der Kunst des bewaffneten Kampfes und entwickelte schnell militärische Kompetenz. Durch seine Auseinandersetzung mit der Ideologie Abdullah Öcalans kam es zu radikalen Veränderungen in seiner Persönlichkeit. „Mit seiner Bescheidenheit, seiner Reife, seinem Fleiß und seiner Opferbereitschaft bewies er in der Praxis, wie ein beispielhafter Militanter sein sollte“, schreiben die HPG über Simko Botan.

2014 war er Teil der Guerillaeinheiten, die aus den Bergen nach Şengal entsendet wurden, um die ezidische Bevölkerung vor dem Genozid des „Islamischen Staates“ (IS) zu retten. Er nahm an wichtigen Gefechten und Aktionen teil und spielte eine große Rolle bei der Verteidigung der Region. Nach der Befreiung von Şengal kehrte er in die Berge zurück und ging später nach Botan. Im Gabar-Gebirge kam er bei dem Versuch ums Leben, einen am 26. September bei einem Luftangriff verwundeten Mitkämpfer zu bergen.

Amargî Dorşîn Xerzan war Tochter einer patriotischen Familie aus Botan, die viele Angehörige bei den staatlichen „Morden unbekannter Täter“ in den 1990er Jahren verloren hat und trotzdem nicht von ihrer kurdischen Identität abgerückt ist. Amargî erfuhr bereits als Kind, welchen Schmerz der Staatsterror auslösen kann, und wuchs fern von ihrem Herkunftsort auf. Die Sehnsucht nach Kurdistan fand ein Ende, als sie sich 2014 der Guerilla anschloss. Sie setzte sich zum Ziel, den Guerillakampf zu lernen und den kolonialistischen Feind zur Rechenschaft zu ziehen. Ein besonderes Anliegen war für sie der Frauenbefreiungskampf. Ihren Weggefährt*innen war sie leidenschaftlich verbunden und sie verfügte über ein tiefes Bewusstsein, schreiben die HPG.

Amargî Dorşîn Xerzan ist gefallen, weil sie während der Militäroperation im Gabar-Gebirge bewusst die Aufmerksamkeit der Soldaten auf sich zog, um ihre Mitkämpfer*innen zu schützen.

Die HPG sprechen den Angehörigen und dem patriotischen Volk von Botan und Kurdistan ihr Mitgefühl aus und erklären, den Kampf der Gefallenen fortzusetzen.