Hewlêr bereit für Messe mit dem Papst

Papst Franziskus wird am Nachmittag eine Messe mit bis zu 10.000 Gläubigen im Stadion von Hewlêr feiern. Der Gottesdienst markiert den Höhepunkt der viertägigen Irak-Reise.

An seinem dritten Tag im Irak wird Papst Franziskus am Nachmittag in der südkurdischen Autonomiehauptstadt Hewlêr (Erbil) einen Gottesdienst abhalten. Die Messe im Franso-Hariri-Stadion mit bis zu 10.000 Gläubigen markiert den Höhepunkt der viertägigen Reise des Oberhaupts der katholischen Kirche.

Der 84-jährige Franziskus war am Sonntagmorgen in Hewlêr eingetroffen. Am Flughafen wurde er von Präsident Nêçîrvan Barzanî und Regierungschef Mesrûr Barzanî begrüßt, ein gemischter Kinderchor sang in kurdischer Weise auf Italienisch. In dem Text wurde der Papst als „Mann der großen Hoffnung“ und der Geschwisterlichkeit bezeichnet. Nach einer kurzen Unterredung mit den Barzanîs in der VIP-Lounge des Flughafens reiste der Papst per Hubschrauber weiter nach Mosul, um der Opfer des Krieges gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat” (IS) zu gedenken.

In Mosul wurde Franziskus zuerst zuerst ins Zentrum der Stadt gebracht, das Schauplatz der Zerstörung mehrerer christlicher Kirchen ist. Mosul liegt in der Ninive-Ebene und war 2014 vom selbsternannten IS überrannt worden, ebenso wie weite Gebiete im Norden und im Zentrum des Irak. In Mosul hatte der IS im Juni 2014 sein „Kalifat” ausgerufen. Erst drei Jahre später wurde die Region befreit, dabei allerdings schwer beschädigt.

Papst Franziskus beim Gespräch mit Mesûd Barzanî, Chef der PDK (r.) | © Vatikan

„Wenn Gott der Gott des Lebens ist – und das ist er –, dann ist es uns nicht erlaubt, die Brüder und Schwestern in seinem Namen zu töten”, sagte der Argentinier und bekräftigte seine Überzeugung, dass die Geschwisterlichkeit stärker als Brudermord sei. „Hier in Mosul sind die tragischen Konsequenzen des Krieges und der Feindseligkeiten nur allzu sichtbar”, erklärte der Papst weiter. Grausam sei es, dass tausende Menschen gewaltsam vertrieben und getötet wurden und Kulturstätten in dieser „Wiege der Zivilisation” zerstört worden sind. Ein „unermesslicher Schaden” sei angerichtet worden. Muslime, Christen und Eziden – alle zählten zu den Opfern, sagte Franziskus.

Nach Mosul besuchte der Papst die nahegelegene assyrische Stadt Baghdida (auch bekannt unter dem Namen Karakosch). Die dortige Al-Tahira-Kirche, auch Große Kirche der Unbefleckten Empfängnis, ist das größte Gotteshaus der Syrisch-katholischen Kirche weltweit und gilt gleichzeitig auch als größte Kirche im Irak. Vom IS war das Gotteshaus verwüstet und niedergebrannt worden, inzwischen ist es wieder hergestellt. Dort betete Franziskus mit den Gläubigen den Angelus und ermutigte die Gemeindemitglieder, ihren Glauben nicht zu verlieren. „Ihr seid nicht allein. Unser Treffen hier zeigt, der Terrorismus und der Tod haben niemals das letzte Wort”, sagte Franziskus. „Hört nie auf zu träumen.”

Irak führt nach Papstbesuch nationalen „Tag der Toleranz“ ein

Derweil hat die irakische Zentralregierung in Bagdad nach dem Besuch von Papst Franziskus einen nationalen „Tag der Toleranz und Koexistenz“ eingeführt. Dieser solle jeden 6. März begangen werden und an das „historische Treffen“ des Papstes mit dem schiitischen Großayatollah Ali Al-Sistani erinnern, teilte Ministerpräsident Mustafa al-Kadhimi gestern in Bagdad mit.

Am Samstag war Franziskus von Al-Sistani als einem der angesehensten Geistlichen des schiitischen Islam in der heiligen Stadt Nadschaf empfangen worden. Es war das erste Mal, dass sich die höchsten Autoritäten der beiden Glaubensgemeinschaften trafen.