HDP-Vertreter besuchen protestierende Şenyaşar-Familie

Der HDP-Abgeordnete Mahmut Toğrul hat die Mahnwache der Familie Şenyaşar vor dem Gericht in Riha besucht. Emine Şenyaşar und ihr Sohn fordern Gerechtigkeit für ihre von Leibwächtern und Angehörigen eines AKP-Abgeordneten ermordeten Familienmitglieder.

Emine Şenyaşar hat ihren Mann und zwei ihrer Söhne durch Angriffe von Leibwächtern und Verwandten des AKP-Abgeordneten Halil Yıldız verloren. Seit 37 Tagen sitzt sie vor dem Gerichtsgebäude in Riha (tr. Urfa) und fordert Gerechtigkeit für ihre Angehörigen. Emine Şenyaşar wird von ihrem Sohn Ferit Şenyaşar und immer wieder auch ihrer Tochter Perihan Yüzügüldü begleitet. Trotz brütender Hitze sitzt die Familie im Ramadan ohne Essen und Trinken in der Sonne vor der Absperrung am Gericht. Auf einem Schild steht „Gerechtigkeit", davor liegen Bilder vom Tag des Angriffs. Emine Şenyaşar berichtet den Menschen, die ins Gericht gehen, über das grausame Verbrechen an ihrer Familie. Täglich besuchen Unterstützerinnen und Unterstützer den Protest. Unter den Besuchern waren am Mittwoch auch der HDP-Abgeordnete Mahmut Toğrul und eine Delegation des Provinzverbands der Partei der Demokratischen Regionen (DBP) von Dîlok (Antep).

Wir wollen nur Gerechtigkeit“

Emine Şenyaşar sagte gegenüber der Delegation: „Ich muss hier sitzen. Es ist Ramadan und ich denke, vielleicht werden sie Mitleid mit uns haben und meinen Sohn freilassen.“ Sie spricht damit auf ihren Sohn Fadıl Şenyaşar an, der den bewaffneten Angriff des AKP-Funktionärs Ibrahim Halil Yıldız und dessen Leibwächtern überlebt schwer verletzt überlebt hatte. Kurz nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wurde er verhaftet und wegen „vorsätzlichen Mordes“ zu 37 Jahren Haft verurteilt.

Warum werden die Mörder nicht bestraft?“

„Mein Sohn ist verurteilt worden, ich habe ihn seit drei Jahren nicht mehr gesehen”, sagte Emine Şenyaşar. „Warum werden diejenigen, die uns ermordet haben, nicht bestraft, warum werden die Bilder des Krankenhausmassakers nicht der Öffentlichkeit gezeigt? Allah wird über diejenigen richten, die solch Unrecht begangen haben.“ Mit „Krankenhausmassaker“ ist das Verbrechen an der Familie Şenyaşar im Krankenhaus von Riha gemeint. Auf Betreiben des AKP-Kandidaten hatten Verwandte von Ibrahim Halil Yıldız einen der Söhne von Emine und Hacı Esvet Şenyaşar in der Notaufnahme des Krankenhauses getötet. Ein weiterer Sohn wurde vor dem staatlichen Krankenhaus in Pirsûs (Suruç) ermordet. Durch Schläge mit einer Sauerstoffflasche auf den Kopf wurde der Vater Hacı Esvet Şenyaşar schwer verletzt und erlag später seinen Verletzungen.

Es wird alles unter Verschluss gehalten“

Emines Tochter Perihan Yüzügüldü sagte: „Warum werden die Aufnahmen aus den Überwachungskameras seit drei Jahren zurückgehalten? Wenn es die Schuld meiner getöteten Brüder und meines Bruders im Gefängnis ist, dann sollten meine beiden anderen Brüder auch verhaftet werden. Meine Brüder und mein Vater wurden brutal ermordet. Wir wollen nur Gerechtigkeit.“

Die Recht der Herrschenden verhindert die Gerechtigkeit“

Der HDP-Abgeordnete Mahmut Toğrul erklärte seine Solidarität mit der Familie. „Die Gräueltaten wurden in zwei verschiedene Fälle aufgeteilt”, so Toğrul. „Obwohl das Massaker im Krankenhaus von Verwandten des Abgeordneten Halil Ibrahim Yildiz vor den Augen der örtlichen Behörden begangen worden ist, hat die Staatsanwaltschaft bisher kein einziges Verfahren eröffnet. Alles ist in den Kameraaufnahmen aus dem Krankenhaus zu sehen. Obwohl der Staatsanwalt sagte, dass 23 Personen identifiziert worden seien, wird der Fall nicht verfolgt. Das ist keine Gerechtigkeit, es ist das Gesetz der Herrschenden. Das Regime nutzt seine Macht, um eine Klage gegen seine Anhänger wegen des Krankenhausmassakers zu verhindern. Das Gesetz der Herrschenden behindert die Gerechtigkeit.“

Dort drinnen gibt es keine Gerechtigkeit“

Toğrul fuhr fort: „Heute ist der zweite Tag des Ramadan. Gestern hat die Familie das Fasten vor diesem riesigen Gerichtsgebäude gebrochen. Auf dem Gebäude steht das Wort ‚Gerechtigkeit‘ geschrieben, aber leider gibt es dort keine Gerechtigkeit. Diese Mutter ruft seit 37 Tagen nach Gerechtigkeit. Wir bekräftigen, dass wir an ihrer Seite stehen.“