Hausdurchsuchung bei Anja Flach in Hamburg

Bei der Hamburger Buchautorin Anja Flach hat eine Hausdurchsuchung stattgefunden. Ihr wird vorgeworfen, Bilder des gefallenen Guerillakämpfers Jakob R. in den sozialen Medien geteilt zu haben.

Heute gegen 6 Uhr hat in Hamburg eine Hausdurchsuchung wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Vereinsgesetz stattgefunden. Der Beschuldigten Anja Flach wird vom Amtsgericht Hamburg vorgeworfen, über soziale Medien in der Bundesrepublik verbotene Symbolik öffentlich geteilt zu haben. Die Ethnologin, Buchautorin und Aktivistin, die auch für ANF schreibt, wird beschuldigt, Fotografien im Gedenken an Jakob R. auf Twitter geteilt zu haben. Bei den besagten Fotografien handelt es sich um Abbildungen des bei einem Luftangriff der türkischen Armee in Kurdistan ums Leben gekommenen Hamburgers Jakob R., dessen Bild öffentlich auf dem Hein-Köllisch-Platz in St. Pauli auf einem Stein platziert worden war.

„Ich kann nicht fassen, dass wegen eines auf Twitter geteilten Fotos die Polizei mich in meiner Wohnung aufsucht. Jakob ist durch einen Luftangriff der Türkei im Juli 2018 ermordet worden. Anstatt diese Kriegsverbrechen zu bekämpfen und den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei in Nordostsyrien sofort zu beenden, geht die Kriminalisierung und Repression in Deutschland weiter“, sagt Anja Flach zu der heutigen Hausdurchsuchung.

Auffallend ist, dass der Beschluss für eine Durchsuchung der Wohnung, Büro- und Geschäftsgebäude bereits am 8. Oktober 2019 durch das Amtsgericht Hamburg bewilligt wurde. Die tatsächliche Durchsuchung wurde erst zwei Monate später durchgeführt. Dies zeigt die Willkür, Kriminalisierung und klare politische Haltung der herrschenden Politik und die enge Zusammenarbeit und Verbindung zwischen den deutschen und türkischen Behörden. Bei der Durchsuchung wurden ein Mobiltelefon und ein Laptop beschlagnahmt.

Wer ist Anja Flach?

Anja Flach ist Autorin mehrerer Bücher zum Thema Kurdistan. Unter anderem ist sie Mitverfasserin von „Revolution in Rojava“, ein Buch, das in zehn Sprachen übersetzt wurde. Von 1995 bis 1997 war sie bei der Guerilla in den kurdischen Bergen und verarbeitete ihre Erfahrungen in den Büchern „Jiyanekê din – ein anderes Leben“ und „Frauen in der kurdischen Guerilla“. Anja Flach wird als Fachreferentin bundesweit zu Veranstaltungen eingeladen. Sie schreibt unter anderem Artikel für ANF.deutsch und berichtet regelmäßig über feministische Aktivitäten in Hamburg.