Guerilla: Für Şengal sind wir immer bereit
Vier Jahre lang hat die Guerilla Şengal gegen den IS verteidigt. Nun erklärte die Guerilla, im Falle eines erneuten Angriffs jederzeit zur Verteidigung von Şengal bereit zu sein.
Vier Jahre lang hat die Guerilla Şengal gegen den IS verteidigt. Nun erklärte die Guerilla, im Falle eines erneuten Angriffs jederzeit zur Verteidigung von Şengal bereit zu sein.
Die PKK-Guerilla hat vier Jahre lang gegen den IS in Şengal gekämpft, die Region befreit und die Verantwortung für die Sicherheit schließlich der ezidischen Bevölkerung übergeben. Wir haben aus Anlass des vierten Jahrestages des Massakers von Şengal mit Guerillakämpfer*innen gesprochen, die nach der Abzugsentscheidung von Şengal in die Medya-Verteidigungsgebiete zurückgekehrt sind und dort ihren Kampf fortsetzen. Am 3. August 2014 hatte der IS Şengal angegriffen, Tausende Ezid*innen ermordet und sechstausend Frauen und Kinder auf Sklavenmärkten verkauft.
Nur ein Stadtteil unter der Kontrolle der Guerilla
Die YJA-Star-Kämpferin Newal Tolhildan war vier Jahre in Şengal. Als sie dort ankam, war die Bevölkerung gerade direkt mit dem Massaker konfrontiert. Sie sagt: „Wir sind dorthin gegangen, um unser Volk zu verteidigen. Als wir nach Şengal kamen, befand sich das Gebiet unter IS-Kontrolle. Aus diesem Grund war es unsere erste Aufgabe, die Angriffe des IS zurückzuschlagen. Zuerst war im Stadtzentrum von Şengal (Sindschar) nur ein einziges Viertel unter unserer Kontrolle. Es war nicht leicht, aber die Entschlossenheit unserer Genoss*innen und der Bevölkerung hat uns Kraft gegeben. Wir haben in diesem Viertel elf Monate lang gekämpft. Nach elf Monaten war Şengal befreit.“
„Die Haltung der Bevölkerung hat uns sehr beeindruckt“
Newal Tolhildan ist mit ihrer Einheit nach der Befreiung wieder in die Medya-Verteidigungsgebiete zurückgekehrt: „Als HPG und YJA-Star endete unsere Aufgabe in Şengal. Die Autonomie von Şengal war ausgerufen und die Verteidigungseinheiten YBŞ und YJŞ gegründet worden. Es sind Volksräte aufgebaut worden. Als wir uns aus Şengal zurückzogen, hat uns die Haltung der Bevölkerung sehr beeindruckt. Unser Rückzug wurde als Gefahr eines weiteren Fermans aufgefasst. Die Menschen wollten nicht, dass wir gehen. Selbst die Umarmung der Mütter schmerzte uns. Der Einfluss unserer vier Jahre dort wurde deutlich. Unsere Freund*innen waren die ersten gewesen, die ihnen Brot und Wasser reichten. Sie hatten es stundenlang auf ihren Rücken getragen.“
„Wo Besatzung herrscht, werden wir kämpfen“
Aso Kelar hat sich im Rahmen der Mobilisierung 2015 dem Schutz der ezidischen Bevölkerung angeschlossen und ist mittlerweile der Guerilla beigetreten. Er stammt aus dem Bezirk Kelar bei Kerkûk und setzt nun seinen Kampf bei der HPG in den Bergen fort. Kelar, der selbst an vorderster Front in Şengal gekämpft hat, sagt: „In Şengal fand ein langer Krieg hoher Intensität statt. Nach der Befreiung von Şengal ist viel passiert. Sowohl die Bevölkerung als auch die Verteidigungskräfte sind organisiert worden. Wir haben sie mit allen Mitteln unterstützt. Wir haben unsere Aufgabe dort abgeschlossen und haben uns zurückgezogen. Aber wir sind jederzeit für die Bevölkerung von Şengal bereit.“
Kelar erinnert daran, dass die Bevölkerung den Abzug der Guerilla aus Şengal nicht hinnehmen wollte und versuchte, den Konvoi zu blockieren. Diese Haltung habe ihnen sehr große Moral gegeben. Aso Kelar betont, dass sie nun weiter in den Bergen Widerstand leisten und wo auch immer Besatzung herrscht, weiterkämpfen werden.
Rückzugsentscheidung brachte Verbundenheit der Guerilla mit der Bevölkerung ans Licht
Bêrîtan Êrîş von der YJA-Star sagt: „In Şengal gab es schwere Zeiten, sowohl für das Volk als auch für die Guerilla. Die Guerilla war das erste Mal von den Bergen heruntergekommen und kämpfte gegen die IS-Banden. Die ezidische Bevölkerung, die zuvor schon so viele Massaker erlebt hatte, stand vor einem neuen Massenmord und das brachte weitere Probleme mit sich. Die Menschen verglichen uns mit anderen Kräften. Es entstand eine nicht leicht zu trennende Bindung. Diese Bindung wurde deutlich, als unsere Partei die Rückzugsentscheidung getroffen hatte. Als wir uns aus Şengal zurückzogen, erlebte ich ein Wechselbad der Gefühle. Der Grund waren auch die Träume unserer dort gefallenen Genoss*innen. Jetzt sind wir wieder in unseren Bergen.“ Bei einem erneuten Angriff auf Şengal sei die Guerilla bereit, die Menschen wieder zu verteidigen.
„Das einzige Ziel der PKK ist der Schutz der Bevölkerung“
Der HPG-Kämpfer Ronî Mêrdin war drei Jahre in Şengal. Er sagt: „Unser Ziel war es, das Massaker an der ezidischen Bevölkerung zu verhindern. Mit der Perspektive unserer Führung konnte dieses Ziel umgesetzt werden. Die Verteidigung der ezdischen Bevölkerung bedeutet, die Wurzeln der Kurd*innen zu schützen. Die HPG und YJA-Star haben mit der Zerschlagung des IS aller Welt bewiesen, dass das einzige Ziel der PKK-Guerilla der Schutz der Bevölkerung ist.“
Seine Empfindungen beim Rückzug beschreibt er mit den Worten: „Du gehst an einen Ort des Massakers, befreist die Bevölkerung, lässt das Leben wieder aufblühen und übergibst die Region der Bevölkerung. Das ist eine Praxis, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat.“